Von Neugier getrieben:Spaziergang im Untergrund

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Die Freisinger kommen in Scharen, um den Westtangenten-Tunnel zu besichtigen

Ein Riesengeschäft wäre es gewesen, hätte die Stadt vor oder im Vöttinger Tunnel ein paar Bratwurststände aufgebaut. Gleichwohl hätten sich die Baukosten für die Westtangente von derzeit knapp 100 Millionen Euro dadurch wohl nur unwesentlich senken lassen. Die Freisinger kamen am Sonntagmittag in Scharen auf die Großbaustelle, um sich darüber zu informieren, was denn da so gebaut wird im Untergrund. Der bergmännisch vorangetriebene Tunnel mit seinen 460 Metern ist zwar noch lange nicht fertig, aber man konnte sich schon mal einen Eindruck verschaffen, wie und wo man da einmal mit dem Auto durchrauschen wird. So 20 bis 25 Meter unter der Erdoberfläche.

Einige Spezialisten in orangefarbenen Anzügen - unter anderem Tiefbauamtschef Franz Piller - waren auch da und stellten sich den Fragen der Freisinger, die sichtlich beeindruckt waren. Viereinhalb Meter müsse man noch nach unten graben, hieß es. Die jetzt schon sichtbare Schale sei noch lange nicht fertig, erfuhr man, da komme noch eine Schale drunter, die dann absolut wasserdicht sei. Ob denn ein Notausstieg geplant sei, wie viele Fahrspuren gebaut würden, ob man daneben gehen könne und wie man als Vöttinger überhaupt in den Tunnel hineinkomme, wurde gefragt. Nun, das wird vielleicht nicht ganz einfach werden. Die Vöttinger müssen nämlich über einen fünfstrahligen Kreisel an der Thalhauser Straße einfahren, über die Giggenhauser Straße geht nichts.

Der Zugang zur Erstbesichtigung war zwar ein wenig "batzig", wie der Bayer sagen würde, im Tunnel selbst aber war es trocken, wenn auch ein wenig wellig. Im Halbdunkel musste man sich vorwärts bewegen, vorsichtig, um die anderen Schaulustigen nicht zu rammen. Warum da manche Lampen an den Seiten rot und blau leuchten, wurde gefragt und man erfuhr, dass sich daran etwa die Feuerwehr orientieren könne, falls etwas zusammenkrache. Was aber praktisch gar nicht geht, weil unter Vötting der Sand und Kies gegen viel Stahl und Beton ausgetauscht wurde.

Am Ende des Tunnels durften die Freisinger durch ein Loch schauen, von dem aus oberirdisch weitergebaut wird, das heißt, auf den noch auszuhebenden Graben kommt später ein Deckel. "Wo sind wir denn da jetzt eigentlich", wollte einer wissen. Da oben sehe man die Fußgängerunterführung an der Giggenhauser Straße, hieß es. Was man mit 100 Millionen alles bauen kann, ist erstaunlich. Die Besucher der Großbaustelle waren beeindruckt. Schon schön und lehrreich, so ein Sonntagsspaziergang im Untergrund.

© SZ vom 29.01.2018 / ki - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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