Freisinger Schule:Hausmeister bedient sich im Schultresor

Tresor

Aus dem Tresor im Direktorat einer Freisinger Schule hat der Angeklagte mehr als 1000 Euro gestohlen. (Symbolbild)

(Foto: Polizei / oh)

Der Angeklagte gibt zu, 1000 Euro gestohlen zu haben, um seinen Alkoholkonsum zu finanzieren. Er will seine Suchtprobleme in den Griff bekommen.

Von Alexander Kappen, Freising

Der Angeklagte kommt ohne Verteidiger. Es ist nicht die Zeit für große juristische Kniffe, er ist geständig. In der Sitzung des Freisinger Amtsgerichts am Donnerstag gibt der arbeitslose Mann unumwunden zu, im Februar dieses Jahres im Direktorat einer Freisinger Schule eine Mappe mit etwas mehr als 1000 Euro sowie ein Taschenmesser im Wert von 20 Euro aus dem Tresor gestohlen zu haben. Das Geld, so berichtet der Angeklagte, der damals noch als Hausmeister an der Schule arbeitete, habe er gebraucht, um sich Alkohol zu kaufen. Richterin Tanja Weihönig verurteilt den dreifach vorgeahndeten Mann zu einer achtmonatigen Bewährungsstrafe.

An jenem Tag im Februar, es war der letzte Sonntag vor Ende der Faschingsferien, betrat der Angeklagte gegen 20.20 Uhr mit einem codierten Schlüssel, den er wegen seines Jobs als Hausmeister besaß, das Schulgebäude. Dann ging er ins Zimmer der Rektorin und hebelte einen Schrank auf, in dem sich der Schlüssel zum Tresor befand. Mit dem öffnete er den Tresor und nahm eine Mappe heraus, in der sich gut 1000 Euro aus Beständen des Elternbeirats und der Schülermitverwaltung befanden. Außerdem steckte er ein dort verwahrtes Taschenmesser ein, das die Rektorin nach eigenen Angaben einem Schüler abgenommen hatte. Am Schrank entstand ein Schaden von 300 Euro.

Am Tatabend habe er einiges getrunken, erzählt der Hausmeister

In der Verhandlung am Amtsgericht redet der Angeklagte Klartext: "Das, was in der Anklage steht, stimmt." Er berichtet, schon seit Längerem Alkoholprobleme zu haben. Nach einer Therapie vor drei Jahren sei es vorübergehend ganz gut gelaufen. Doch der Mann wurde rückfällig. Am Tatabend habe er einiges getrunken, erzählt er. So wie jeden Tag: "Eine halbe Flasche Schnaps und jede Menge Bier dazu." Da er kein Geld für neuen Alkohol hatte - der Angeklagte hat nach eigener Aussage 60 000 Euro Schulden - beschloss er, sich dieses in der Schule zu besorgen.

Nachdem die Rektorin den Diebstahl angezeigt hatte, wertete die Polizei die Daten der elektronischen Schließanlage aus. So habe man feststellen können, dass im relevanten Zeitraum "nur der Reinigungsdienst und der Hausmeister die Schule betreten hatten", berichtet ein Polizist in der Verhandlung und schildert das weitere Vorgehen: "Wir haben den Angeklagten mit der Sache konfrontiert, zunächst hat er alles abgestritten." Bei einer Wohnungsdurchsuchung fanden die Beamten allerdings das gestohlene Taschenmesser sowie die Geldmappe beim Angeklagten, der auch durch einen DNA-Abgleich überführt wurde und bei der Polizei alles zugab. Das Geld hatte er schon ausgegeben.

Dass Richterin und Staatsanwältin von einer positiven Sozialprognose ausgehen, liegt neben dem Geständnis auch am Bemühen des Angeklagten, seine Suchtprobleme in den Griff zu bekommen. Er besuche zweimal wöchentlich eine Selbsthilfegruppe und habe sich auf die Warteliste einer Tagesklinik setzen lassen, die in der Nähe seines Wohnortes demnächst öffne, erzählt er der Richterin. Zudem bemühe er sich um einen Job am Bau. Vor zehn Jahren war der Angeklagte wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Die zur Bewährung ausgesetzte Reststrafe habe er "erfolgreich durchgestanden", sagt die Richterin, die als Auflage für die neuerliche Bewährung 60 Sozialstunden und den Besuch einer ambulanten Alkoholtherapie festsetzt.

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