Volkshochschule:"Erste Hilfe" für Deutschlehrer

Volkshochschule: Novum an der VHS: Ehrenamtliche Helfer holen sich Tipps für den Sprachunterricht mit Asylbewerbern.

Novum an der VHS: Ehrenamtliche Helfer holen sich Tipps für den Sprachunterricht mit Asylbewerbern.

(Foto: Marco Einfeldt)

In Kooperation mit dem Hueber-Verlag schult die VHS Freising Ehrenamtliche, die Asylbewerber unterrichten wollen. Am Freitag gab es druckfrische Broschüren mit Ratschlägen und Materialsammlungen

Von Petra Schnirch, Freising

Für neue Herausforderungen muss es auch neue Konzepte geben: Die Volkshochschule Freising nimmt sich in Kooperation mit dem Hueber-Verlag einer Gruppe an, die in der Erwachsenenbildung bisher keine Rolle spielte: Sie gibt ehrenamtlichen Deutschlehrern Tipps für den Unterricht an die Hand.

Mit der steigenden Zahl an Asylbewerbern wächst der Bedarf an Deutschstunden. Viele der angehenden Kursleiter seien aber ein wenig hilflos, sagt Isolde Wagner, Fachbereichsleiterin Sprachen an der VHS, weil sie noch nie vor einer Klasse gestanden sind und noch nie Sprachunterricht gegeben haben. Für sie fand am Freitagnachmittag ein dreistündiges Seminar mit dem Titel "Erste Hilfe Deutsch" statt. 18 Frauen und zwei Männer holten sich dort Anregungen für die Praxis. Weitere Veranstaltungen sollen folgen. Ein Konzept ist an der VHS gerade in Arbeit.

Wie bringt man Menschen, die größtenteils gar keine Deutschkenntnisse und ein sehr unterschiedliches Bildungsniveau haben, die ersten Sätze bei? Bitte auf keinen Fall wild mit grammatikalischen Begriffen um sich werfen, riet Seminarleiterin Mechtild Lohmann. Und auch nicht stur Wortschatz pauken. Sie empfahl einfache kommunikative Übungen für Alltagssituationen, kombiniert mit kleinen Spielen.

Für alle Beteiligten ist das Neuland. Seminarteilnehmerin Martina Landtau wird von Mitte Oktober an bei der Diakonie einen Deutschkurs übernehmen. Dazu brauche man schon ein paar Tipps von Fachleuten, sagt sie. Auch bei der Diakonie unterstütze man sie dabei. Warum hat sie sich dazu entschieden, Deutschstunden zu geben? Sie habe früher journalistisch gearbeitet, erzählt sie, während der Kinderpause habe ihr die Auseinandersetzung mit der Sprache gefehlt.

Auch Joachim Breuel ist sehr motiviert, er hat bereits Erfahrung mit Deutsch-Förderunterricht gesammelt. Er engagiert sich beim Verein Mibikids und hat auch im Ausland schon Kurse gegeben, wie er schildert. Er erhofft sich gedankliche Anregungen von dem Seminar, auch wenn er mit dem ausgeteilten Lehrbuch "Erste Schritte plus" nicht so ganz zufrieden ist.

Ungewohntes Terrain ist die Schulung der ehrenamtlichen Lehrer nicht nur für die Teilnehmer, sondern auch für Volkshochschule und Verlag. Das Thema Deutschunterricht spiele an der VHS eine immer größere Rolle, sagt Isolde Wagner. Die Zahl der Kurse nimmt stetig zu, Asylbewerber sind darin aber kaum zu finden - für sie sind die Angebote in der Regel zu teuer. Sprachkenntnisse seien aber unerlässlich, wenn die Integration gelingen soll, sagt Wagner. Da sich immer mehr Ehrenamtliche finden, die bereit sind, Deutsch zu unterrichten, wolle man diesem Personenkreis nun Rüstzeug an die Hand geben und ihnen "die Scheu" vor der neuen Aufgabe nehmen. Am wichtigsten ist aus ihrer Sicht, "offen auf die Leute zuzugehen". Man brauche Geduld, Begeisterung und man "muss die Menschen mögen", meint Isolde Wagner. Möglicherweise würden die Integrationskurse bald für Asylbewerber, etwa aus Syrien, geöffnet, die aller Voraussicht nach in Deutschland bleiben können. Vorerst aber sind vor allem die ehrenamtlichen Helfer gefragt.

Melanie Albrecht vom Hueber-Verlag brachte am Freitag druckfrische Broschüren mit Ratschlägen und Materialsammlungen für den Deutschunterricht mit Flüchtlingen und Asylbewerbern mit. Voraussichtlich am 15. September wird der Verlag eine Plattform im Internet freischalten, auf der ehrenamtliche Sprachlehrer Unterlagen bekommen und sich informieren können.

Auch an der VHS in Freising soll es weitere Angebote für diesen Personenkreis geben. Wie diese genau aussehen werden, kann Isolde Wagner noch nicht sagen, daran werde gerade gearbeitet.

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