Visionen für Zukunft:Wachsen und trotzdem ländlich bleiben

In Fahrenzhausen arbeitet der Gemeinderat daran, den Charakter der Dörfer zu erhalten. Leitbilder, die vorerst rechtlich unverbindlich sind, sollen dabei helfen. Der Probelauf findet in Appercha statt

Von Klaus Bachhuber, Fahrenzhausen

Nach einem Jahr Anlauf mit neuem Bürgermeister und runderneuertem Gemeinderat will sich Fahrenzhausen nun neuen Zielen zuwenden. Bei der Bürgerversammlung am Mittwoch vor rund 70 Besuchern in der Aula der Schule stellte Bürgermeister Heinrich Stadlbauer Themen und Leitsätze vor, die der Gemeinderat bei einer Klausurtagung erarbeitet hat. Der vor Jahresfrist aus dem Amt geschiedene Bürgermeister Rudi Jengkofer wurde bei der Versammlung mit dem Titel Altbürgermeister geehrt.

Eine gesicherte Versorgung für Senioren gehört zu den Leitsätzen für die nächsten fünf Jahre ebenso wie Zentren für Nahversorgung, Kultur und Bildung. Fahrenzhausen wolle "für moderates Wachstum aufgeschlossen sein", dabei aber in den Dörfern "die ländlichen Strukturen erhalten" und "unseren Natur- und Kulturlandschaftsraum, das Ampertal, schützen und verbessern". Die Vernetzung zwischen den Gemeindeteilen solle ebenso unterstützt werden wie die Einbindung der Bürgerschaft. Eine Priorisierung der Ziele und konkrete Maßnahmenpläne fehlten noch, schilderte der Bürgermeister, diese Einordnung habe sich das Gremium aber noch vor der Sommerpause vorgenommen. In der Versammlung wurden auch Angebote für eine Ganztagsschule angemahnt. Hier stehe man erst am Beginn der Überlegungen, sagte Stadlbauer.

Visionen für Zukunft: Will die ländlichen Strukturen in Fahrenzhausen erhalten: Bürgermeister Heinrich Stadlbauer.

Will die ländlichen Strukturen in Fahrenzhausen erhalten: Bürgermeister Heinrich Stadlbauer.

(Foto: privat)

In seiner Jahresbilanz erläuterte er noch mal ausführlich die Chronologie der so umstrittenen Windkraftplanung. Der Gemeinderat habe hier "zum jeweiligen Zeitpunkt das rechtlich Mögliche für den größtmöglichen Schutz der Bevölkerung getan", resümierte er. Eingestiegen ist die Gemeinde ist das Förderprogramm für den Breitbandausbau, mit dem flächendeckend die vorgesehenen Mindeststandards im gesamten Gemeindegebiet erreicht werden sollen.

Nachdem bereits drei Häuser für Asylbewerber angemietet sind, hat die Gemeinde ein weiteres Gebäude freigegeben, berichtete der Bürgermeister. In ein Haus nahe der Schule werden dieser Tage zehn Asylbewerber einziehen. Mit den bisher im Ort lebenden Flüchtlingen, von denen einige auch in der Bürgerversammlung waren, gebe es bestes Einvernehmen, die Betreuung unter Ägide der Nachbarschaftshilfe laufe "absolut hervorragend".

Im Rathaus wurden im März die Server umgerüstet, derzeit werde auf neue Datensysteme umgestellt. Eingerichtet werden soll dabei ein internes Informationssystem für die Gemeinderäte, das mittelfristig zu einem Bürgerinformationssystem ausgebaut werden soll. Auch eine neue Homepage der Gemeinde ist startbereit, sie soll dieser Tage ins Netz gehen. Als konkrete Maßnahme, die dörflichen Strukturen zu erhalten und die neue Nutzung nicht mehr betriebener landwirtschaftlicher Gebäude zu steuern, stellte der Bürgermeister das neu gewählte Instrument der "Mustersatzungen" vor, die als rechtlich unverbindliche Leitbilder über die einzelnen Dörfer gelegt werden sollen. Daran könne sich die Planung im Einzelfall dann orientieren. Gebe es Konflikte, könnten die Muster ohne langen Vorlauf rechtsverbindlich werden. Die erste Probe für eine derartige Satzung wird derzeit für Appercha erstellt. Dies sei eine "interessante, aber anspruchsvolle Aufgabe", sagte Stadlbauer.

Bürgermeister mit Nebenjob

Der neue Bürgermeister arbeitet noch für seinen früheren Arbeitgeber im Nebenjob - und das Rathaus stellt wegen des Arbeitsanfalls im Amt einen neuen Mitarbeiter als Referenten des Bürgermeisters ein? Für Josef Krettek waren dies eher schwer vereinbare Personalien, wie er bei der Fahrenzhausener Bürgerversammlung monierte.

Bürgermeister Heinrich Stadlbauer hatte sich zum Amtsantritt vor exakt einem Jahr vom Gemeinderat als Nebentätigkeit genehmigen lassen, dass er für seinen früheren Arbeitgeber, den TÜV Süd, noch persönlich begonnene Dinge zu Ende bringe. In der Jahressumme habe sich dies auf 1,8 Wochenstunden belaufen, beschied er Krettek.

Wie er auf Anfrage erläuterte, wurde er über seine frühere Arbeitsstelle persönlich in zwei übergeordnete Gremien berufen, einen Sachverständigenausschuss und einen Arbeitskreis zur Technischen Gebäudeausrüstung. Bis diese nur selten tagenden Gremien ihre Nachfolger bestellt hätten, habe er die Aufgaben dort weiter erledigt, das seien "ein, zwei Sitzungen im Jahr". Da der TÜV seine Stelle auch nach einem Jahr noch nicht neu besetzt habe, sei weiterhin kein Nachfolger benannt.

Das Rathaus hat derzeit die neue Stelle einer Assistenz für den Bürgermeister ausgeschrieben. Aufgaben sollen unter anderem die Terminkoordination, die Organisation von Veranstaltungen, die Sitzungsvorbereitung oder die Öffentlichkeitsarbeit sein. Für die Vollzeitstelle laufen derzeit die Vorstellungsgespräche. kbh

Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt darf sich Rudi Jengkofer nun Altbürgermeister nennen. Der stellvertretende Landrat Robert Scholz hielt die Laudatio auf den Ruheständler, der vor seinen sechs Jahren als Bürgermeister zwölf Jahre dem Gemeinderat angehörte und auch als Zweiter Bürgermeister gewirkt hatte. Er sei "sehr stolz" auf diese Auszeichnung, freute sich Jengkofer.

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