Viele  Verkehrsprojekte:Stimme für die Umwelt

Der Bund Naturschutz hat im Landkreis viel zu tun. Schwerpunkt ist der Kampf gegen den Startbahn-Bau

Von Johann Kirchberger, Freising

Der Bund Naturschutz ist der "Anwalt für unsere Umwelt" sagte Geschäftsführer Manfred Drobny bei der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe und zitierte damit seinen Landesvorsitzenden Hubert Weiger. Im Landkreis hat dieser Anwalt durchaus viel zu tun. Er komme gar nicht mehr nach mit der Abgabe von Stellungnahmen zu den diversen Bebauungsplanverfahren, sagte Drobny.

Außerdem habe die Kreisgruppe mit ihren 4 376 Mitgliedern im vergangenen Jahr 21 eigene Veranstaltungen mit rund 500 Teilnehmern organisiert, sei damit wohl der größte Anbieter für Umweltbildung im Landkreis und habe an sieben Samstagen Biotoppflege betrieben - "unser Krafttraining". Viel Arbeit bereitet habe der Kreisgruppe die Verlegung einer Gasleitung durch die Isarauen bei Oberhummel und der mögliche Bau einer Ortsumfahrung von Rudelzhausen. Neue Straßen, so Drobny, zögen Verkehr an, eine gut ausgebaute B 301 werde attraktiv für den Schwerlastverkehr. Langsam spürbar würden die Auswirkungen der Planungen im Osten und Westen der Stadt Freising, sagte Kreisvorsitzender Christian Magerl. Das seien zum einen die Arbeiten für die Nordostumfahrung, die bei Marzling mit umfangreichen Rodungsmaßnahmen begonnen hätten, und zum anderen die Baumaßnahmen für die Westtangente. "Die Leute merken langsam, was sie alles an Natur verlieren", so Magerl.

Im Mittelpunkt seiner Ausführungen stand der Flughafenausbau. Gerne würde er einmal verkünden, dass die Pläne für eine dritte Startbahn beerdigt seien, sagte Magerl, weil dem aber nicht so ist, müsse man weiter kämpfen. "Wir wollen das Erdinger Moos, dieses schöne Stück Heimat, behalten", rief der Vorsitzende. Zwar seien die Flugbewegungen zuletzt leicht gestiegen, sie seien aber immer noch meilenweit von den Zahlen im Jahr 2007 entfernt. Das Wachstum im Moos sei beileibe nicht so, wie sich das die FMG wünsche. Für den Sommerflugplan hätten die Flughafenbetreiber 248 000 statt 242 000 Bewegungen im Vorjahr prognostiziert. "Nach Bedarf sieht das nicht aus", so Magerl. Grund sei der Trend zu größeren Flugzeugen und die Bemühungen der Fluggesellschaften, ihre Maschinen besser auszulasten. Mit einem Schmunzeln erzählte Magerl, dass London-Gatwick zuletzt 43 Millionen mehr Passagiere als München abgefertigt habe, und das mit nur einer Startbahn. Da könne man fast sagen, "wir kaufen uns einen Presslufthammer und reißen im Moos eine Bahn ab".

Die im Gesellschaftsvertrag vereinbarte Einstimmigkeit bei baulichen Maßnahmen sei im Kampf gegen die Startbahn enorm wichtig, sagte Magerl. Der Münchner Oberbürgermeister werde so schnell nicht nachgeben und sollte es dennoch, wie von der CSU gewünscht, zu einem Ratsbegehren kommen, sei ihm nicht bange. "Wir stehen Gewehr bei Fuß." Angesichts des angespannten Wohnungsmarkts würden die Münchner wieder gegen die Startbahn stimmen, prophezeite er, "die haben genug vom ständigen Wachstum".

Mit der Überproduktion in der Landwirtschaft und der Nitratbelastung des Grundwassers beschäftigte sich Inge Steidl. "Bauernhöfe statt Agrarfabriken" forderte sie. Steidl kündigte auch eine Unterschriftensammlung gegen das Pflanzenschutzmittel Glyphosat an. Mit einer Strafanzeige will die Moosburger Ortsgruppe auf das Vorgehen der Firma Wurzer reagieren, die am Isarkanal entgegen aller Absprachen eine beispiellose Abholzaktion vorgenommen habe, ohne auf die Brutzeiten der Vögel zu achten, wie Wolfgang Willner berichtete. Und weil er im Landtag so intensiv mit einem dritten Nationalpark beschäftigt ist, erneuerte Magerl seine Forderung, den Suchfokus auch auf die Auenlandschaft an Donau und Mittlerer Isar zwischen München und Landshut zu richten. Gerade in Freising werde die Wertigkeit der Auen unterschätzt, sagte er, dabei gehörten sie "von der Artenvielfalt her zu den besten Gebieten in Bayern".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: