Viele Ideen:Saubere Verkehrswende

Viele Ideen: Michael Stanglmaier, Kreisrat der Grünen.

Michael Stanglmaier, Kreisrat der Grünen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Grüne Kreistagsfraktion stellt Mobilitätskonzept für "Landkreis der kurzen Wege" vor

Von Kerstin Vogel, Freising

Ein besseres Radwegenetz, ein ÖPNV, bei dem es Spaß macht, ihn zu nutzen, mehr Carsharing auch auf dem Land, Expressbusse und temporäre Buslinien zu Freizeit- und Kulturangeboten: Die Kreistagsfraktion der Grünen hat am Freitag ihr "grünes" Mobilitätskonzept für den Landkreis präsentiert, mit keinem geringeren Ziel als "die Verkehrswende für jeden einzelnen sicher und sauber möglich zu machen". Der Zeitpunkt ist nach Meinung der Kreisräte Johannes Becher und Michael Stanglmaier gut gewählt, steht doch die Fortschreibung des Nahverkehrsplans an. Becher: "Wir wollen nicht an kleinen Maßnahmen rumdoktern, sondern gleich g'scheid was machen."

Im Einzelnen heißt das, dass die Grünen den "Landkreis der kurzen Wege" forcieren. Kompakte Siedlungen mit angemessener Wohnqualität, lebendige Ortsmitten und wohnortnahe Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten sind laut Becher Voraussetzung für eine Reduzierung des Autoverkehrs. Damit werde der Umstieg auf Laufen, Bus-, Bahn- oder Radfahren überhaupt erst ermöglicht. Dabei müssten die unterschiedlichen Verkehrsmittel sinnvoll miteinander vernetzt werden, so Becher weiter. Hierfür gelte es auch, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen.

Die Fahrzeiten der Buslinien und Züge müssten aufeinander abgestimmt werden, Bahnhöfe müssten zu "Mobilitätsdrehscheiben" mit genügend Park- und Radstellplätzen sowie Car- und Bikesharing werden. Für wichtig halten die Grünen zudem nutzerfreundliche Tickets und gute Öffentlichkeitsarbeit. Dabei müsse nicht nur für Bus- und Radverkehr geworben werden, es gelte auch, Fahrpläne für Senioren und Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit nutzbar zu machen und in leichter Sprache zu verfassen.

Als "entscheidenden Schlüssel zur Mobilitätswende" in den Städten sehen die Grünen den Radverkehr. Hier ist laut Stanglmaier noch Luft nach oben. Der Landkreis Freising sei im MVV-Verbundgebiet mit einem Fahrradanteil von nur acht Prozent am Gesamtverkehr derzeit Schlusslicht. "Das wollen wir ändern. Unser Ziel ist ein Radanteil von 35 Prozent im Jahr 2035." Dafür müsse das Radroutennetz sicher und durchgängig ausgebaut werden, es brauche einen Winterdienst und eine gut sichtbare, einheitliche Beschilderung. Unter anderem an allen wichtigen Bushaltestellen müssten hochwertige, witterungsgeschützte Radabstellanlagen gebaut werden, zählt Stanglmaier auf, es brauche ein attraktives Bike & Ride-System, und der Landkreis selber sollte sich als "fahrradfreundlicher Arbeitgeber" zertifizieren lassen, um für andere mit gutem Beispiel voran zu gehen.

Für das Busnetz würden sich die Grünen unter anderem höhere Taktfrequenzen mit mehr Bussen, moderne Fahrzeuge mit genügend Sitzplatzkapazität, ein einfaches Tarifsystem mit bezahlbaren Fahrpreisen und temporäre Buslinien wie etwa Volksfest- oder Badebusse vorstellen. Als zentraler Punkt ist in dem Mobilitätskonzept die Einführung eines leistungsfähigen Expressbussystems vorgesehen, etwa mit einem "Hopfenexpress" von Freising nach Mainburg oder dem Uni-Bus zwischen Freising und Garching.

Auch ein angebotsorientierter Ausbau des Schienenverkehrs findet sich auf der Liste der Grünen, die sich hier etwa den Halt aller Züge in Moosburg wünschen und - wichtig - die Verlängerung der U-Bahn von Garching nach Neufahrn. Natürlich würde die Umsetzung dieser Maßnahmen teilweise nicht in der Hand des Landkreises liegen, räumt Stanglmaier ein: "Aber wer nichts sagt, wird nicht gehört", fasst er zusammen - und kündigt zur Durchsetzung des "grünen" Mobilitätskonzepts die entsprechenden Anträge im Kreistag an.

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