Kriminalroman:Witwe Meier und die toten Männer

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"Das Syndikat", eine Vereinigung von etwa 700 Verlags-Krimiautoren, hat die Debütantin Jette Johnsberg bereits in seinen erlauchten Kreis aufgenommen. (Foto: privat)

Jette Johnsberg veröffentlicht ihren ersten Krimi. Das Buch hat trotz allen Humors einen ernsten Hintergrund. Es handelt von Menschen, die plötzlich ohne Partner zurechtkommen müssen

Von Matthias Weinzierl, Landkreis

Wenn in einem Dorf im Landkreis die Feierabendglocken läuten, dann hängt dort eine Mutter von zwei Kindern ihren Heilpraktiker-Kittel an den Nagel und schlüpft in das Inkognito der Krimiautorin Jette Johnsberg. Mit jedem Klicken der Tastatur schreibt sich die 47-Jährige "Zug'reiste", deren wahren Namen wir hier nicht verraten dürfen, zurück in ihre fränkische Heimat und hinein in das skurrile Leben der Frau Meier.

In ihrem Debütroman "Witwe Meier und die toten Männer", der Anfang Februar im Gmeiner Verlag erschienen ist, erlebt die verbitterte und im wahrsten Sinne des Wortes "kugelrunde" Frau Meier eine seltsame Metamorphose. Ihr tristes Leben, das aus Krankenhaussoaps, kulinarischem Exzess und Arztbesuchen besteht, wird ordentlich durcheinander gewirbelt, als ihre Schwester Marie, die mit Leidenschaft Lingerie in Übergrößen vertreibt, zu Besuch kommt und sich plötzlich in Serie mysteriöse Todesfälle aneinanderreihen. Doch obwohl nicht alles Mord ist, was den ein oder anderen um die Ecke bringt, wird Frau Meier aus ihrer Apathie katapultiert und kann ihr eingefahrenes Dasein nicht mehr einfach so weiterführen.

Ein "Krimi verkehrt herum", wie Jette Johnsberg meint, denn es ginge nicht - wie so oft - um einen problematischen Kommissar und seine erfolgreiche Ermittlung. Vielmehr hoffe man gemeinsam mit Frau Meier und ihrer etwas schrägen Familie, dass eben nichts aufgeklärt wird: "Man hätte sicherlich Mitleid, wenn sie enttarnt werden würden."

Dabei hat dieses Buch mit seinem schwarzen Humor und seiner grundlegend positiven Einstellung einen ernsten Hintergrund. Jette Johnsberg war als Heilpraktikerin schon oft mit Frau Meiers Situation konfrontiert: "Es kommen immer wieder Menschen in meine Praxis, die alleine zurückbleiben mussten, weil ihre Partner verstorben sind. Sie haben oft deutlich weniger soziale Kontakte, weil der Freundeskreis beispielsweise hauptsächlich aus Pärchen besteht, werden möglicherweise depressiv und fühlen sich nur als 'halber Mensch'." Mit dem Buch, sagt Jette Johnsberg wolle sie Menschen in solchen Situationen ermutigen, das Ruder herumzureißen. Vorzugsweise allerdings, ohne dabei, wie Frau Meier dies tut, jemanden in den Tod zu schicken. Manchmal brauche es einfach kohlrabenschwarzen Humor, um sich wieder zu fangen."

Johnsberg dürfe außerdem mit Freude ankündigen, dass die Fortsetzung "Witwe Meier und das Sarggeflüster" im Herbst erscheinen werde und auch ein dritter Teil schon fertig sei.

Die Krimiszene hat sie mit ihrem Debüt jedenfalls überzeugt: "Das Syndikat", eine Gesellschaft von etwa 750-Verlags-Krimiautoren, hat Jette Johnsberg vor Kurzem in seinen Kreis aufgenommen und auch ihre Praxis öffnet inzwischen nur noch drei Mal pro Woche die Türen, damit sich die Inhaberin zwei Tage nur der Literatur widmen kann. Wer hätte das erwarten können, als sie vor einiger Zeit in einem Buchladen stand, nett mit dem Verkäufer über das Manuskript ihrer "Witwe Meier" plauderte und der ihr den Gmeiner-Verlag empfahl?

© SZ vom 29.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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