Verkehr vor dem Kollaps:Kampf gegen das Nadelöhr

Die Bürgermeister der Ampertalgemeinden halten den vollständigen Ausbau der Autobahn A 9 für unumgänglich. Doch der Bund möchte Standspuren ausbauen und so Geld für Lärmschutz sparen. Nun sollen Landtagsabgeordnete Druck machen.

Petra Schnirch

Der Kampf wird nicht einfach werden, das wissen die Bürgermeister der acht Ampertalgemeinden. Zu viele Initiativen sind bereits ergebnislos verpufft. Nun hoffen sie auf die Überzeugungskraft der Landtagsabgeordneten aus der Region, um endlich einen achtstreifigen Vollausbau der A 9 zwischen dem Autobahnkreuz Neufahrn und dem Dreieck Holledau durchsetzen zu können. "Wir wollen nicht lauter Umgehungsstraßen, wir wollen nicht lauter Verkehr - der soll auf den Autobahnen bleiben", forderte Konrad Springer (FW), Sprecher der Ampertalgemeinden, am Dienstag bei einem Treffen im Landtag. Abgeordneter Manfred Pointner (FW) schlug zur Lösung des Problems eine interfraktionelle Initiative im Landtag vor.

Die Sache ist kompliziert: Für die Finanzierung des Projekts ist der Bund zuständig, die wichtigsten Maßnahmen für die Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans meldet der Freistaat nach Berlin. Der Bund prüfe dann "nach einheitlichen Kriterien", welche Vorhaben als vordringlich eingestuft würden, erklärte Rainer Hutka, Pressesprecher im bayerischen Innenministerium auf SZ-Anfrage. Der Einfluss des Freistaats also ist beschränkt. Die Abgeordneten sagten dennoch zu, Druck in Sachen A 9-Ausbau zu machen. Diesen Weg hält auch Florian Herrmann (CSU) für richtig, einen Beschluss im Landtag, wie von Pointner angeregt, sieht er kritisch, weil dann zehn ähnliche Vorstöße aus anderen Regionen Bayerns kommen würden. Weniger skeptisch zeigte sich Isabell Zacharias (SPD): "Ein solcher Antrag würde schon Kraft haben."

Mit etwa 100 000 Fahrzeugen am Tag ist die A 9 in diesem Abschnitt eine der am stärksten befahrenen Autobahnen Deutschlands. 2020 werden es laut Gutachten der Autobahndirektion bereits 122 000 Fahrzeuge sein, wie Springer auflistete. An einem Vollausbau führe deshalb kein Weg vorbei, um das "Nadelöhr" zu beseitigen, sagte Kranzbergs Bürgermeister Robert Scholz (FWG). Eine Freigabe des Standstreifens wird zwar Entlastung bringen - Ende Oktober sollen die Bauarbeiten zwischen Neufahrn und Allershausen abgeschlossen sein, anschließend soll das Teilstück bis zum Autobahndreieck Holledau folgen. Ein vollständiger Ausbau sei jedoch nicht wesentlich teurer, sagte Springer, das habe die Oberste Baubehörde bestätigt.

Mit dieser Forderung allerdings beißen die Anrainer-Gemeinden bisher auf Granit. Einer der Knackpunkte ist der Lärmschutz - der muss nur bei einem Vollausbau verbessert werden, denn dann gilt das Projekt als Neubaumaßnahme. Dagegen klagen derzeit die Gemeinden Paunzhausen und Schweitenkirchen. Ein Kompromiss ist vor wenigen Monaten an den Kosten gescheitert - "das ist ein verdammt dickes Brett", sagte Landtagsabgeordneter Christian Magerl (Grüne). Sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene habe man Angst vor Bezugsfällen, wenn man einmal "Lärmschutz im Bestand" gewähre. Schweitenkirchens Bürgermeister Albert Vogler (CSU) warnte vor einer weiteren Gefahr: einem schleichenden Ausbau der A 9. Er hält es nicht für ausgeschlossen, dass nach der Standstreifen-Freigabe in ein paar Jahren eine Standspur angebaut wird - wiederum ohne den Anwohnern zusätzlichen Lärmschutz zu gewähren.

Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre und der noch etwas vage umrissenen Einflussmöglichkeiten der Abgeordneten schwang auch nach diesem Gespräch ein Stück Resignation mit. "Wir zerreden wieder alles", meinte Fahrenzhausens Bürgermeister Rudi Jengkofer (CSU). Isabell Zacharias widersprach jedoch und versicherte, dass sie das Treffen als klaren Auftrag verstehe, ihre Fraktion zu überzeugen. Auch der Freisinger Bürgermeister Rudi Schwaiger (CSU) glaubt, dass diese Vorgehensweise funktionieren könne, wenn die Abgeordneten "als Multiplikatoren" auftreten und an einem Strang ziehen.

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