Der Anfang liegt jetzt 27 Jahre zurück. Es waren ihre Französischkenntnisse, die Andrea Mast damals in die Parkkrallenbranche brachten, heute gehen Bestellungen aus ganz Europa bei ihr in Hallbergmoos ein. Eigentlich wollte die Diplom-Kauffrau in die Werbung, doch nachdem sie dank ihrer Sprachkenntnisse damals den Kontakt zu dem französischen Hersteller von Parkkrallen hergestellt hatte, "da war ich plötzlich im Geschäft."
1991, kurz nach ihrem Umzug von München nach Hallbergmoos, übernahm Andrea Mast also die Generalvertretung von Parkkrallen für Deutschland und Österreich. "Das war auch eine technische Herausforderung, denn die Franzosen-Kralle hat wegen der Tieferlegung der deutschen Autos bald nicht mehr gepasst." Also hat Andrea Mast gemeinsam mit einem KFZ-Meister und einem Schlosser begonnen, an einer Universal-Kralle zu tüfteln. "Eineinhalb Jahre und 15 Prototypen lang", erzählt die heute 52-Jährige lächelnd. Im Jahr 2000 war es soweit, die Universal-Kralle war da, Andrea Mast beendete die Zusammenarbeit mit dem französischen Hersteller und vertrieb jetzt ihre eigene Parkkralle.
Zu ihren Kunden zählten bald auch nicht mehr nur Polizei, Rathäuser, Gerichtsvollzieher und andere staatliche Ordnungsbehörden. "Andauernd kamen außergewöhnliche Anfragen, für Sitz-Rasenmäher, für Golf-Fahrzeuge, für Lastwagen und Bagger, für alles, was Räder hat", erzählt sie. Über mangelnde Geschäfte kann sie sich bis heute nicht beklagen, der Absatz steigt weiter. In den vergangenen Jahren sind es vor allem Besitzer von Oldtimern und teuren Autos, die ihre Schätze mit Reifenkrallen vor Dieben schützen möchten. Andrea Mast liefert längst bis in die Arabischen Emirate, zum Glück passen die Universalkrallen auch auf den dicksten Geländewagen. "Da vertrauen viele auf meine Fachkenntnis, wenn ich ganze Fahrzeughallen mit Krallen sichere", sagt sie nicht ohne Stolz, "aber es geht in alle Richtungen, auch im Lastwagen- und Großwagenbereich sind wir dick drin. Die Laster werden nachts beladen, haben nur kurze Wartezeiten, aber genau die passen Diebe oft ab, da hilft dann nur die Kralle."
Geboren ist Andrea Mast in Baden-Baden, mit fünf Jahren kam sie nach München, hier studierte sie später Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Verkehrs- und Personalwirtschaft und Marketing. "Ich bin multipel ausgebildet", sagt sie lächelnd, etwas anderes hätte zu ihrer agilen Persönlichkeit auch nicht gepasst, das spürt man im Gespräch mit ihr sofort. Ihre Kinder, heute 19 und 20 Jahre alt, hat sie als freischaffende Geschäftsfrau die ersten Jahre daheim betreut. Die Kunden kamen also zu ihr in ihr Privathaus, dazwischen die Kinder. "Jede Autofirma in Deutschland saß hier schon mal am Küchentisch, die Kunden schätzen diese Unkompliziertheit bis heute", sagt sie.
Produzieren lässt Andrea Mast ihre Parkkrallen von Anfang an in Tschechien unter deutscher Leitung. Ihr Hersteller, der Mitkonstrukteur der ersten Universal-Radkralle, ist ein erfindungsreicher Spezialist, wenn es um neue Konstruktionen geht. "Ich bin zwar Ökonomin, aber im Laufe von 27 Jahren bin ich auch Technikerin geworden", betont sie. Jedes neue Produkt konstruiert sie zusammen mit ihrem Produzenten, wobei sie ein Auge für Handling, Gewicht und Einsatzbereich hat und ihr Hersteller die Seite der Umsetzungsmöglichkeiten und Kosten abdeckt. "So arbeiten wir schon seit 15 Jahren super zusammen", so Mast. Die Vorgaben kämen deshalb von ihr, weil sie nahe am Kunden sei. "Ich will dem Kunden genau das geben, was für sein Einsatzgebiet sinnvoll ist", sagt sie bestimmt.