Verein sammelt Spenden:Die Zukunft des "Abseits"

Verein sammelt Spenden: Die ehemalige "Abseits"-Kneipe am Herrenweg 1 steht leer und müsste saniert werden.

Die ehemalige "Abseits"-Kneipe am Herrenweg 1 steht leer und müsste saniert werden.

(Foto: Marco Einfeldt)

Bei einer Ortsbegehung der leer stehenden Musikkneipe in Neustift zeigen sich die Kommunalpolitiker offen für eine Sanierung, eine bauliche Voruntersuchung soll Klarheit bringen. Ob die Stadt das Gebäude kauft, bleibt unklar.

Von Clara Lipkowski, Freising

Um sich einen Eindruck vom Zustand der Räume der leer stehenden Musikkneipe "Abseits" zu verschaffen, haben sich Anfang der Woche Vertreter der Stadt und des Abseits-Vereins zu einer Ortsbegehung getroffen. Deutlich wurde dabei, dass auch im September nicht mit einer Entscheidung über die Zukunft der Kneipe zu rechnen ist.

Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher sagte am Donnerstag auf Nachfrage der SZ, er finde, dass es ein tolles Gebäude sei, wie es um die Bausubstanz steht, müssten aber Fachleute beurteilen. Zuletzt war diskutiert worden, ob die Stadt das Areal kaufen und an den Verein verpachten könnte. Dazu sagte Eschenbacher, dass der Stadt durch einen Kauf jedenfalls dann kein Schaden entstünde, wenn der Verein haften würde. "Das ist der Knackpunkt", sagt er, "der Verein muss uns glaubhaft versichern, dass er bürgen kann."

Der Abseits-Verein will das Haus "zwischensanieren" und darin ein Kulturzentrum eröffnen

Für die Rettung des Abseits will der Verein, der etwa 260 Mitglieder zählt, ein Darlehen über 600 000 Euro aufnehmen, um damit das baufällige Gebäude zu renovieren. Er will das Haus "zwischensanieren", weil dies günstiger ist als eine Generalsanierung, und anschließend ein Kulturzentrum auf dem Areal eröffnen.

Was genau getan werden muss, soll laut Eschenbacher eine "bauliche Voruntersuchung" herausfinden. Ergebe diese, dass nur eine Generalsanierung das Gebäude retten kann, stelle sich für ihn nicht mehr die Frage, ob das Abseits erhalten werden könne - denn das könne der Verein finanziell schlicht nicht stemmen.

An der nicht-öffentlichen Ortsbegehung nahm Stadträtin Susanne Günther als Vertreterin der Grünen teil. Sie sagte, dass sich am Zustand der Räume nichts wesentlich geändert habe. "Besser wird es natürlich nicht, aber es tritt kein Wasser ein oder dergleichen. Alles ist leer geräumt und dadurch natürlich nicht so schön, wie es mal war. Es ist sehr schade, das Abseits in diesem Zustand zu sehen." Die Grünen setzen sich schon länger für den Erhalt der Kneipe ein. "Es geht um die Kultur in Freising", sagte Günther, "die Originalität des Abseits fehlt in der Stadt."

"Es ist total wünschenswert, es zu erhalten", sagt Stadtrat Reinhard Fiedler. "Aber ohne nähere Informationen kann man nicht einfach Ja oder Nein sagen"

Dem stimmte Reinhard Fiedler, Architekt und Stadtrat der FSM, grundsätzlich zu. "Es ist total wünschenswert, es zu erhalten. Aber ohne nähere Informationen kann man nicht einfach Ja oder Nein sagen." Er kritisierte, dass Politiker im Stadtrat Ja riefen, ohne genaue Zahlen zu kennen. "Das ist fahrlässig", meinte er, bislang sei das Risiko für die Stadt viel zu hoch, auch weil ein Gutachten im Sommer noch davon abgeraten hatte, das Abseits zu retten. Zwei Dinge seien nun zu klären, sagte er: Es müsse gesichert sein, dass der Verein den Kredit erhält, zudem müssten Untersuchungen Klarheit über den tatsächlichen Zustand des Baus bringen. Er warnte davor, dass etwa Dachstuhl oder Deckenbalken so marode seien könnten, dass generalsaniert werden müsste.

Auch Stadtrat Peter Warlimont (SPD) sprach sich dafür aus, das Gebäude begutachten zu lassen. "Der Abseitsverein meint es absolut ehrlich, für die Stadt sind mit dem Kauf aber erhebliche Risiken verbunden." Ein Gutachten bringe Sicherheit. Wer dies zahlt? "Schwierig. Vielleicht wäre eine Lösung, die Kosten zwischen Stadt und Verein zu teilen." Kulturreferent Hubert Hierl (CSU) lobte am Donnerstag Interesse und Aufgeschlossenheit während der Ortsbegehung. "Niemand hat gesagt, dass man das Gebäude nicht wiederherstellen kann für unsere Kreativen." Er begrüßte einen möglichen Kauf, mahnte aber auch die Bürgschaft an. Wie es nun weitergehen wird, soll bei einem runden Tisch mit Fachleuten der Stadt und des Vereins besprochen werden. Wann, konnte Eschenbacher noch nicht sagen, im September wohl nicht mehr. Zur Sprache könnte das Thema am 26. Oktober in der nächsten Stadtratssitzung kommen, allerdings wollte Eschenbacher auch das nicht bestätigen.

Um die Instandhaltung zu finanzieren, hat der Verein einen Spender- und Sponsoren-Aufruf gestartet. Norbert Bürger warb dafür, dass jeder so viel spenden könne, wie er wolle. "Man kann auch eine Absichtserklärung unterschreiben und erst dann spenden, wenn es wirklich soweit ist." Unterstützer, kündigte er an, würden künftig im Abseits "verewigt" und bei der geplanten Benefizveranstaltung am 22. Dezember im Lindenkeller öffentlich verlesen.

Infos zum Spendenaufruf unter www.abseits.org.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: