Utopia Island 2013:Party im Wattenmeer

Tausende Elektro-Fans feiern auf dem Moosburger Aquapark-Gelände. Und natürlich regnet es wie aus Kübeln, so wie sich das für ein Festival im Landkreis Freising gehört.

Thomas Radlmaier

Einen "überregionalen und ernst zu nehmenden Treff für Fans elektronischer Musik" wollten die Veranstalter mit dem Utopia-Island-Festival erschaffen. Das Image einer zweitägigen Beach-Party, das der Vorgänger-Veranstaltung "Havanna Nights" anhaftete, sollte abgestreift werden. Ein neuer Ort, ein interessantes Konzept, das einer Staatsgründungsfeier glich, und ein durchaus respektables Line-Up bildeten die Grundlagen für das Vorhaben der Veranstalter, die "Klangfeld GmbH" aus Langenbach. Die Dimension des ganzen Festival-Apparates versetzte nicht nur den Moosburger Polizeichef, sondern auch Pressesprecher und Geschäftsführer des Festival-Veranstalters, Thomas Sellmeir, im Vorfeld ins Staunen. Für ihn gab es keinen Zweifel: "Utopia Island wird ein voller Erfolg."

Das sollte es dann auch werden. Die vom Veranstalter gesetzte Marke von 8000 vorverkauften Tickets wurde locker erreicht. Auch die Ticket-Restkontingente dürften wohl in Anbetracht der langen Menschenschlangen an der Abendkasse sowohl am Freitag als auch am Samstag vollkommen ausgeschöpft worden sein.

Fast schon symptomatisch für ein Festival spielte auch beim Utopia-Island das Wetter nicht mit. Auf dem Gelände des Aquaparks sollten die Besucher zwar das Gefühl haben, Bewohner einer vom Wasser umgebenen Insel zu sein. Doch der Regen verwandelte die Insel bald in ein weites Wattenmeer. "Ich kann meine Freunde eigentlich gar nicht mehr vom Matsch unterscheiden", sagte ein Besucher. So bahnten sich die Massen auf schmalen und befestigten Plastikplatten den Weg vom Eingang zu den Bühnen und Bars am Ufer des Moosburger Aquaparks.

Am Freitag, dem ersten Festival-Tag, mischte zum Beispiel das Berliner DJ-Duo Lexy & K-Paul live ihr Set zusammen und heizte der Menge trotz Regen und Kälte und mit Showeinlagen richtig ein. Doch nicht alle waren von den Berlinern überzeugt. "Das ist der langweiligste Sound, den ich jemals gehört habe", meinte ein Festival-Besucher. Ihn störe an der ganzen Elektroszene eine gewisse Scheinheiligkeit, die sich gerade bei den Live-Auftritten zeige. "Keiner von denen möchte kommerziell sein", sagte er, "doch die Preise hier sprechen für sich."

Ganz billig dürften die meisten Festival-Besucher wirklich nicht davon gekommen sein. Mal abgesehen von den 39 Euro für das Ein-Tages-Ticket verlangten die Veranstalter allein für ein Bier in einem 0,4 Liter-Becher stolze vier Euro und zusätzlich einen Euro Pfand. "Mit 50 Euro kommt man da nicht weit", sagte ein anderer Utopia-Bewohner, der sich kurzfristig dazu entschieden hatte, am Freitag nach Moosburg zu kommen.

Wer am Wochenende das Utopia Island Festival aufsuchte, durfte eben nicht die normalen Beach-Party-Preise erwarten. Denn Utopia sollte doch mehr sein, "als eine normale Party" - ein großes Festival eben. Und zu einem Festival dieses Formats gehören hohe Preise nun einmal mit dazu. Da konnten auch die Barkeeper, die übrigens alle mit einem österreichischen Akzent die Bestellungen entgegen nahmen, nicht viel daran ändern. "Ich habe die Preise nicht gemacht", entschuldigte sich eine Barfrau. Auch den Sicherheitskräften waren - wenn auch nur im übertragenen Sinne gesprochen - die Hände gebunden, als sie jeweils pünktlich um 3 Uhr die Festival-Besucher des Platzes verweisen mussten. Sowohl am Freitag als auch am Samstag war die Party auf dem Festival-Gelände nämlich um diese Uhrzeit zu Ende und der Musik- und Barbetrieb wurde eingestellt. Da half es auch nichts, wenn der eine oder andere seinen Unmut über die Situation den Sicherheitskräften lautstark mitteilte. Schnell wurde den Utopia-Bewohnern jedoch wieder klar, dass sie sich auf einem Festival befanden. So verlagerte sich die Party nach den DJ-Shows an beiden Festival-Tagen vom Veranstaltungsgelände auf den angrenzenden Zeltplatz. Das Campinggelände mutierte schnell zum wahren Ort der Utopie. So ist das eben bei einem richtigen Festival.

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