Unwetter über der Stadt:Straßen unter Wasser

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Etwa 100 Mal müssen Feuerwehr und THW am Montagabend ausrücken - aus Gullys sprudelt Wasser heraus, Keller laufen voll, auch das Uferlos-Festival muss kurzzeitig unterbrochen werden

Von Gerhard Wilhelm

Erst wurde es Montag gegen 17.30 Uhr zappenduster, dann fing es an, wie aus Eimern zu schütten. Etwa 50 Liter Regen fielen pro Quadratmeter. Wenig später klingelten bei Polizei und Feuerwehr schon die Telefone. Die Kanalisation konnte die Wassermassen nicht bändigen, Straßen standen unter Wasser, Keller liefen voll. Das Uferlos-Festival musste kurzfristig unterbrochen werden, Bands und Gäste in die Luitpoldhalle umziehen. Im Freisinger-Bank-Zelt ging gar nichts mehr. Die Bilanz des Abends: etwa 100 Alarme für Feuerwehr und THW, die mit zusammen 20 Fahrzeugen und fast 100 Mann ausrückten. Die Polizei musste 15 Einsätze fahren. Am Flughafen mussten einige Flüge gestrichen werden. Verletzte gab es nach offiziellen Meldungen zum Glück nicht am Abend.

Für Stadtbrandinspektor Anton Frankl und seine Kollegen von der Freiwilligen Feuerwehr war es ein ereignisreicher Abend, am Dienstag gingen die Arbeiten noch weiter. "Mehrere Straßen wurden überflutet, Hauptadern wie die Korbinianskreuzung und die Saarstraße waren mit betroffen", sagt Frankl. Peter Grießer von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord berichtet, dass die Beamten kurzfristig die Mainburger Straße sowie die Saarstraße wegen Überflutung sperren mussten. Zehn Zentimeter hoch sei das Wasser vom Berg herunter geschossen.

Kalus-Peter Nohr erlebte das Unwetter von Tief "Annetraut" vor Ort. "Bei den gewaltigen Gewitterschäden durch Sturm und Regen stand die Heiliggeistgasse gegenüber der Heiliggeistkirche kniehoch unter Wasser. Keller liefen voll und die anliegenden Geschäfte von Haus-Nummer 2, Emmas Geschenkeladen, bis Hausnummer 20, dem Tattoogeschäft, haben erhebliche Wasserschäden zu beklagen", teilt er mit. Da die Kanalisation das Wasser in der Kürze der Zeit nicht ableiten konnte, seien zahlreiche Keller und Tiefgaragen vollgelaufen. Die zu Hilfe gerufene Feuerwehr sei aber schnell gekommen, um die Keller leer zu pumpen. "Über dem ehemaligen Zollhaus in der Heiliggeistgasse sind zudem Äste und Zweige einer abgebrochenen Akazie auf das Dach gefallen und in den vorderen Bereich des unteren Domberges vor dem Haus herunter gekracht", so Nohr. Eine junge Autofahrerin, die wohl die Gefahr des bis zu einen halben Meter hoch stehenden Regenwassers auf der Heiliggeistgasse falsch einschätzte, habe mit ihrem Auto bis zum Eintreffen des Abschleppdienstes im Wasser stehen müssen. Die Veranstalter des Uferlos-Festivals in der Luitpoldanlage waren ebenfalls gut beschäftigt. "Zerstört wurde zum Glück nichts, wenn man mal von einer kaputten Platine bei einer Waschmaschine absieht", sagt Michi Kasper, Organisator des Festivals. Gegen 20.30 Uhr sei auch das völlig unter Wasser stehende Freisinger-Bank-Zelt wieder freigegeben worden. Zu spät aber für die Bands, die an dem Tag bei einem straffen Programm spielten. Man sei in die anderen Zelte umgezogen oder in die Luitpoldhalle. Verletzt worden sei aber dank der schnellen Räumung des Platzes niemand. Kaspers Fazit: " Positiv war, dass alles super geklappt hat. Leider bekamen das aber nicht viele mit, weil weniger Leute gekommen sind als sonst."

Der Bauhof kontrollierte von 18 bis 22.30 Uhr laufend die Situation an den zwölf Schleusen und Wehren im Stadtgebiet, stellte Warnhinweise "Überflutung" insbesondere im Bereich Garten- und Angerstraße auf. Noch am Dienstagmorgen führten Thalhauser und Wippenhauser Graben erhebliche Wassermengen mit sich, wie die Stadt mitteilt.

Die Stadtentwässerung sah sich am Montag bei ihrem Dauereinsatz von 19.45 bis 22.15 Uhr mit enormen Kiesverwaschungen konfrontiert, die der Regen aus großen Baustellen an der Rotkreuzstraße, an der Mainburger Straße oder dem Neubaugebiet am Lankesberg in den Kanal spülte - allein aus der Baustelle für die Fernwärmeleitung an der Mainburger Straße seien etwa 15 Kubikmeter Kies buchstäblich mit Hochdruck ins Kanalsystem gewaschen worden. Mitarbeiter von Bauhof und Stadtentwässerung mussten zahlreiche Gullys frei legen. Auch einen Tag später kontrollierten sie Kanäle und befreiten sie vom Baustellenkies.

"50 Liter pro Quadratmeter sind ein Ausnahmeereignis, dem kein Kanal gewachsen ist", sagt Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher einen Tag später. Die Kreiseinsatzzentrale in der Hauptfeuerwache habe sich aber hervorragend bewährt. Ohne den Umgehungssammler, darin sind sich die Verantwortlichen einig, würden Unwetterereignisse mit Niederschlägen wie am Montag noch weitaus dramatischer verlaufen.

© SZ vom 28.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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