Unterkunft für 150 Asylbewerber in Zolling:AfD macht Stimmung gegen Flüchtlinge

In Zolling kursieren Flyer, die Ängste schüren sollen. Bürgermeister Max Riegler wehrt sich gegen den Vorwurf, der Gemeinderat habe sich von einem Investor zwingen lassen, eine Containersiedlung zu genehmigen. Am Donnerstag findet eine Infoveranstaltung statt

Von Katharina Aurich, Zolling

Mitglieder der Alternative für Deutschland (AfD) kritisieren auf ihrer Internetseite die Entscheidung des Zollinger Gemeinderates für den Bau einer Asylbewerberunterkunft für 150 Personen hinter dem Rewe-Supermarkt. Im Oktober hatte der Zollinger Gemeinderat den entsprechenden Bauantrag eines örtlichen Unternehmers genehmigt. Das Grundstück liegt zwar im Überschwemmungsgebiet, aber das Wasserwirtschaftsamt hatte nach längerer Prüfung dem Vorhaben zugestimmt, die Container werden nun etwas erhöht stehen. Nun verteilen Mitglieder der AfD - der zweite Stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbands Oberbayern Nord, Bernhard Kranich, lebt in Zolling - Flyer, in denen gegen die Flüchtlinge Stimmung gemacht wird. Außerdem kritisierte der Kreisvorsitzende Andreas Strixner aus Jetzendorf im Landkreis Pfaffenhofen in einem Beitrag im Internet den Zollinger Gemeinderat und Bürgermeister Max Riegler (CSU).

Diese Entscheidung sei ein Schlag ins Gesicht der Zollinger Bürger, heißt es auf der AfD-Website des Kreisverbandes Oberbayern Nord. Sie beweise einmal mehr, wohin das von der Bundesregierung verursachte Asylchaos führe. Wenn das Containerdorf einmal errichtet sei, falle das Überschwemmungsgebiet Amper für den Hochwasserschutz weg. Das sei nicht hinzunehmen, zumal die Gemeinde in den vergangenen Jahren mehrfach von Hochwasser heimgesucht worden sei. Weiter heißt es: "Das klammheimliche Vorgehen des Gemeinderats hat offenbar seine Gründe. Nach Presseberichten ist die hohe Zahl an Asylbewerbern, die Zolling auf jeden Fall überfordern wird, auf Druck des Investors Stefan Perwanger zustande gekommen, der sich so seinen Gewinn sichern möchte. Mit dem Argument einer zwangsweisen Beschlagnahme von Bürgerhaus oder Mehrfachturnhalle wurde eine Drohkulisse aufgebaut, um den Gemeinderat gefügig zu stimmen." Dieser Stil sei völlig inakzeptabel, sagt dazu der Zollinger Bürgermeister Max Riegler. Der Antragsteller für die Flüchtlingsunterkunft sei ein alt eingesessenes Zollinger Handwerksunternehmen. Sachgründe hätten die Gemeinderäte dazu bewogen, dem Bauantrag zuzustimmen.

Denn ab einer Größe von 150 Menschen wird das Containerdorf von der Regierung von Oberbayern betreut und ein Hausmeister sowie Sozialarbeiter eingestellt, welche die Flüchtlinge unterstützen. Bereits im Mai hatte Bürgermeister Riegler außerdem gemeinsam mit dem Unternehmer in einem Pressegespräch ausführlich über den Sachstand informiert. Strixner behauptet, dass in Zolling ausschließlich 150 junge alleinstehende Männer untergebracht werden sollen und will damit wohl weitere Ängste schüren. In der Gemeinde Zolling mit ihren 5000 Einwohnern machen 150 Flüchtlinge gerade einmal drei Prozent der Bevölkerung aus. Inzwischen haben sich nach einem Aufruf des Bürgermeisters 30 Helfer bei der Gemeinde gemeldet, die die Flüchtlinge unterstützen wollen und es kämen laufend neue dazu, war aus dem Rathaus zu erfahren.

Am kommenden Donnerstag, 26. November, um 19.30 Uhr informiert die Gemeinde zusammen mit Mitarbeitern des Landratsamts, einem Vertreter der Freisinger Polizei sowie Vertretern des Helferkreises Eching im Bürgerhaus über das Vorhaben und die Erfahrungen in Freising mit Flüchtlingsunterkünften. Danach bestehe Gelegenheit, Fragen zu stellen, aber es werde "keine Kampfveranstaltung für oder gegen die Unterbringung von Flüchtlingen werden", sagte der Zollinger Rathauschef. Bei dieser Informationsveranstaltung der Gemeinde bestehe keine Gelegenheit, Parteipolitik zu betreiben, so Riegler.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: