Unterkünfte für Asylbewerber:Planen für den Notfall

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Der Landkreis prüft ernsthaft, ob Asylbewerber vorübergehend in Turnhallen untergebracht werden können. Denn Angebote von Privatleuten sind Mangelware und bis zum Bau von Wohnmodulen können noch Monate vergehen.

Von Peter Becker

Der Tag scheint nicht mehr fern, an welchem dem Landkreis Freising die Unterkünfte für Asylbewerber ausgehen. Erst am Dienstag hatte das Landratsamt einen dringenden Appell an die Bürger gerichtet, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Ansonsten müssten für die Unterbringung von Flüchtlingen künftig Turnhallen herangezogen werden. Dies ist nicht nur eine Drohkulisse, aufgebaut von der Landkreisbehörde, damit die Bürger mehr Wohnraum zur Verfügung stellen. "Das ist ein durchaus realistisches Szenario", betont Eva Dörpinghaus, Pressesprecherin des Landratsamts.

Der Landkreis denkt dabei zunächst an seine eigenen Turnhallen, die zu Schulen in Freising, Moosburg und Eching gehören. "Kein Mensch will das", betont Eva Dörpinghaus. Doch was tun, wenn die Regierung von Oberbayern ganz unvermittelt ein größeres Kontingent an Flüchtlingen in den Landkreis delegiert? Für dieses Szenario erarbeitet die Behörde gerade einen Notfallplan. "Wir schauen uns zunächst einmal die Hallen an", sagt Eva Dörpinghaus. Parallel dazu holt das Landratsamt Informationen aus Landkreisen ein, die bereits Asylbewerber in Turnhallen untergebracht haben. Die Hallen müssten erst einmal bewohnbar gemacht werden. Die Behörde müsse sich Gedanken zur Ausstattung, wie etwa einer Nachtbeleuchtung machen. Die Böden würden wohl mit Matten ausgelegt, sagt Eva Dörpinghaus. Natürlich spiele auch der Brandschutz eine große Rolle.

In jedem Fall sei die Unterbringung von Asylbewerbern in Turnhallen die schlechteste aller Lösungen. "Das kann nur vorübergehend sein", betont Eva Dörpinghaus. Einerseits ist es den Menschen auf Dauer nicht zumutbar, auf so engem Raum zusammengepfercht zu sein. Zum anderen haben die Schüler ihr Anrecht auf Sportunterricht.

Langfristig bleibt dem Landkreis nur die Chance, Asylbewerber in Wohnmodulen unterzubringen und so das Problem der fehlenden Flüchtlingsunterkünfte zu lindern. Bis allerdings die ersten Module stehen, wird einige Zeit ins Land gehen. Zunächst muss der Kreistag am 3. April die nötigen Haushaltsmittel genehmigen. Noch besteht kein Baurecht. Unter Umständen ist eine europaweite Ausschreibung für die Container nötig, die dann aufgestellt und an die Strom- und Wasserversorgung angeschlossen werden müssen.

Auch der Freisinger Arbeitskreis Asyl hat sich intensiv mit der Unterbringung der Asylbewerber auseinandergesetzt. Inzwischen scheint man sich dort mit dem Aufstellen von Wohnmodulen anzufreunden. "Wir sehen keine andere Lösung", sagt Elisabeth Stroh, die dem Arbeitskreis angehört. Dies sei allemal besser als die Unterbringung in Turnhallen. Auf die Stadt Freising bezogen, sieht Elisabeth Stroh den geplanten Standort in der Nähe des Arbeitsamts als geeignet an. Von dort aus hätten die Flüchtlinge nicht weit ins Stadtzentrum. Sie könnten am öffentlichen Leben teilnehmen. Den aufrüttelnden Aufruf des Landratsamts findet Elisabeth Stroh nicht schlecht: "Die Bevölkerung soll merken, dass die Turnhallen ihrer Kinder belegt werden können", sagt sie. Dann fänden sich vielleicht mehr Bürger, die Wohnraum zur Verfügung stellen.

Elisabeth Stroh weiß, dass günstige Wohnungen in der Region eine Seltenheit sind. So gibt es auch in Freising so genannte Fehlbeleger. Das sind Flüchtlinge, denen ein Aufenthaltsrecht zugesprochen wurde. Diese könnten eigentlich längst aus den Unterkünften ausziehen. Allein, der Freisinger Markt für günstige Wohnungen ist leer gefegt. Die Warteliste, welche die Stadt Freising für Sozialwohnungen führt, ist schier endlos. "Es fehlt an sozialem Wohnraum", konstatiert Elisabeth Stroh.

© SZ vom 27.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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