5 Jahre danach:Eine Stadt im Wasser

5 Jahre danach: In eine Wasserstraße haben sich im Juni 2013 Fahrbahn und Gehwege der Saarstraße in Freising verwandelt. Die Fluten drangen auch in die Keller ein. Die Rettungskräfte waren im Dauereinsatz, um den Hausbesitzern zu helfen.

In eine Wasserstraße haben sich im Juni 2013 Fahrbahn und Gehwege der Saarstraße in Freising verwandelt. Die Fluten drangen auch in die Keller ein. Die Rettungskräfte waren im Dauereinsatz, um den Hausbesitzern zu helfen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Hochwasserkatastrophe vom Juni 2013 ist in Freising unvergessen. Damals kamen die Fluten nicht aus der Isar, sondern aus mehreren kleinen Bächen. Neue Rückhaltebecken sollen das künftig verhindern.

Von Clara Lipkowski, Freising

Vielen Freisingern hat sich die Hochwasserkatastrophe von 2013 ins Gedächtnis gebrannt. Es hatte tagelang geregnet, das Wasser der Moosach und ihrer Zuflüsse stieg um Fronleichnam immer höher und trat an vielen Stellen über die Ufer. Auf dem Höhepunkt, am 3. Juni, stand das Wasser in einigen Straßen 60 Zentimeter hoch, etliche Keller, besonders an Garten- und Saarstraße, liefen voll, stadtweit herrschte Katastrophenalarm und der Westen glich einer Seenplatte. In Lerchenfeld trat auch noch die Isar über die Ufer. Und in Haag, Moosburg, Zolling und Palzing wurden teils die Deiche der Amper überspült. Das Wasser bahnte sich seinen Weg in Straßen, Wohnhäuser und Vereinsheime.

"Wer die Gewalt der Flut einmal erlebt hat", sagt Rupert Widmann, "der vergisst das nie mehr." Der Leiter des städtischen Hauptamts kam mit Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher von einer Dienstreise aus Rom zurück. "Noch vor Abflug haben wir uns über die Lage erkundigt, da hieß es vom Ordnungsamt, Freising sei nicht weiter betroffen, die Deiche der Isar halten. Direkt nach der Landung, also nur wenige Stunden später, war die Schadenslage völlig anders, das war dramatisch." Die Isar nämlich war es, die man bei der Stadtverwaltung und der Feuerwehr nach dem Starkregen der zurückliegenden Tage vor allem im Blick hatte, "aber dann kam das Wasser aus einer völlig anderen Richtung", sagt Widmann - aus der vergleichsweise kleinen Moosach und ihren Zuläufen. Bis dato undenkbar. "Damals hatte das so noch nie jemand bei uns erlebt", sagt auch Florian Wöhrl von der Freisinger Feuerwehr, "das war das absolute Überraschungsmoment."

5 Jahre danach: An der Max-Lehner-Straße musste eine Tiefgarage ausgepumpt werden.

An der Max-Lehner-Straße musste eine Tiefgarage ausgepumpt werden.

(Foto: Marco Einfeldt)

Tagelang schaufeln damals Hauseigentümer Wasser aus ihren Kellern

So war der Thalhauser Graben über die Ufer getreten. Die meiste Zeit im Jahr ist er ein unscheinbares Rinnsal, das aus Richtung Kranzberg nach Freising plätschert. Im Juni 2013 schwoll er durch den Starkregen extrem an. Das Wasser floss ins Stadtgebiet und flutete zig Keller. Tagelang mussten Hauseigentümer das Wasser aus ihren Kellern schaufeln, an der Vöttinger Straße waren auch die Gaststätten Schneiders und Spatenbräu betroffen.

Nach dem Schock im Juni 2013 setzte die Stadt die Moosach in Sachen Hochwasserschutz ganz oben auf die Agenda. Kurzfristig seien Schleusen an der Moosach zur Regulierung des Wasserstands ertüchtigt und Aufschüttungen vorgenommen worden, sagt Hauptamtsleiter Widmann, außerdem habe man den Hochwassermeldeplan überarbeitet, um die Kommunikation zwischen Bauhof, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk zu optimieren. Das Wasserwirtschaftsamt in München fertigte eine Basisstudie unter anderem über die Moosach an. Noch einmal will sich die Stadt nicht überraschen lassen. Langfristig erarbeitet sie mit damals betroffenen Stadtteilen wie Vötting oder Tuching und umliegenden Gemeinden wie Sünzhausen und Kranzberg Hochwasserschutzkonzepte. Uferstreifen für die Bäche sind angedacht und mehrere Rückhaltebecken für den Thalhauser Graben, auch auf Kranzberger Gebiet. Dort ist von einem "Rückstauvolumen" von 190 000 Kubikmetern die Rede, damit das Wasser nicht mehr ins Stadtgebiet dringt. Die Umsetzung des Hochwasserschutzes ist komplex, hinzukommt, dass Eigentümer der betroffenen Flächen zustimmen müssen.

Die Feuerwehr indes hat mit Fördergeld des Freistaats zusätzlich zu ihren Schlauchbooten ein "Flachwasserschubboot" angeschafft. "Das ist genau für solche urbanen Situationen gedacht", sagt Wöhrl, "es hat Rollen und kann da geschoben werden, wo das Wasser nicht so hoch steht." Auch wenn die Isar über die Ufer treten sollte, ist die Stadt gerüstet: 2006 kaufte sie sechs mobile Hochwasserpumpen, die bei der Feuerwehr lagern. In der Not könnten sie große Mengen Wasser zurück in die Isar leiten.

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