Unglücksstelle war abgeschirmt:Die Trümmer brennen zwei Tage lang

Zwei Zeitzeugen erinnern sich an einen Flugzeugabsturz bei Goldach im November 1943. Heimatforscher Karl-Heinz Zenker erfährt bei seinen Nachforschungen, dass damals drei Soldaten ums Leben gekommen sind

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Als der Hallbergmooser Heimatforscher Karl-Heinz Zenker zum Thema "Zweiter Weltkrieg in Hallbergmoos" recherchiert hat, ist er auch auf den Absturz eines deutschen Jagdflugzeugs, einer Me 110, im November 1943 südlich von Goldach gestoßen. Ein Zeitzeuge, damals noch ein Kind, hatte schon in den Achtzigerjahren einem geschichtlich interessierten Einwohner davon erzählt. Nachts sah er demnach, wie eine brennende Me 110 abstürzte, so Zenker. Die Unglücksstelle sei von Soldaten der Wehrmacht bewacht worden, nach zwei Tagen seien Flugzeugtrümmer und Leichen abtransportiert worden.

Ein weiterer, damals siebenjähriger Zeitzeuge erinnerte sich, dass es dort zwei Tage lang gebrannt habe.

In den Achtzigerjahren suchte man dann mit einer Metallsonde, dabei wurden diverse Typenschilder gefunden, darunter auch eines der Gothaer Waggonfabrik. Angeregt durch die Ermittlungen des Fürholzer Heimatforschers Ernst Keller zum Absturz einer Me 109 bei Massenhausen, griff Zenker das Thema in diesem Jahr wieder auf. Nachfragen bei den Standesämtern in Oberschleißheim und Neuburg, den Standorten des nächsten Nachtjagdgeschwaders, blieben jedoch ebenso erfolglos wie Recherchen in den Sterbebüchern. "Erst eine Nachfrage bei den Bayerischen Flugzeughistorikern Mitte Juni dieses Jahr brachte den entscheidenden Hinweis - und das innerhalb von nur zwei Tagen", freute sich Zenker.

Typenschilder eines im 2. Weltkrieg bei Goldach/Hallbergmoos abgestürzten Jagdflugzeugs

In den Achtzigerjahren suchte man das Gelände mit einer Metallsonde ab, dabei wurden diverse Typenschilder gefunden, darunter auch eines der Gothaer Waggonfabrik.

(Foto: privat)

Die Bayerischen Flugzeughistoriker teilten ihm mit, dass es sich bei der Maschine um eine Messerschmitt Bf 110 G-4, Werknummer 5323 von der II. Gruppe, 4. Staffel, handele, die am 14. November 1943 bei Goldach abgestürzt sei. Ursache war ein Brand im linken Motor. Die dreiköpfige Besatzung kam dabei ums Leben. Die, und das interessierte Karl-Heinz Zenker am meisten, setzte sich aus Unteroffizier Alois Brunnmayr, dem Flugzeugführer, Bordfunker und Unteroffizier Erich Hinz und dem Bordschützen Johann Lescher zusammen. Unteroffizier Hinz entdeckte Zenker dann auch bei Gräber online, die beiden anderen Soldaten waren dort jedoch nicht zu finden.

Auf Anfrage bei der Wehrmachtsauskunftstelle erhielt er dann folgende Auskünfte: Flugzeugführer Alois Brunnmayr, geboren am 3. Juni 1920 in Waizenkirchen in Oberösterreich, war am 24. November 1939 als wehrfliegertauglich untersucht worden. Bordfunker Erich Hinz, geboren am 4. November 1923 in Dachshausen in Ostpreußen, war am 17. Oktober 1940 als wehrfliegertauglich untersucht worden. Deshalb existieren von beiden Fotos, nicht jedoch vom Bordschützen Johann Lescher, geboren am 29. Januar 1919 in Faid bei Cochem, bei dem als letzter Dienstgrad Obergefreiter angegeben war. Brunnmayr und Lescher wurden in ihren Heimatgemeinden beerdigt, Hinz fand sein Grab auf dem Heldenfriedhof Insterburg. Die drei beim Absturz ums Leben gekommenen Soldaten gehörten der 4. Staffel des Nachtjagdgeschwaders 6 an, dessen II. Gruppe seit 15. September 1943 in Neuburg an der Donau stationiert war.

Karl-Heinz Zenker

Der Heimatforscher Karl-Heinz Zenker hat zum Thema "Zweiter Weltkrieg in Hallbergmoos" recherchiert. Er ist auch auf den Absturz eines Jagdflugzeuges gestoßen.

(Foto: privat)

Für Heimatforscher Zenker ist damit das Kapitel Zweiter Weltkrieg in Hallbergmoos abgeschlossen. Auch im damaligen Hallbergmoos und in Goldach hat der Krieg seine Spuren hinterlassen, bis Mitte Mai 1945 starben insgesamt zwölf Menschen. Im Einzelnen sind dies die drei Toten dieses Absturzes, Vater und Sohn Deuter, die durch eine explodierende Flakgranate den Tod fanden, vier tote Wehrmachtssoldaten, der seinen Verletzungen erlegene Soldat Kiss Ende April/Anfang Mai, der Häftling Albert Labro und der Bub Adolf Leiderer. Karl-Heinz Zenker hat ihnen allen historische Sammelblätter gewidmet.

Beim Bombenabwurf vom Juni 1944 waren dagegen nur Sachschäden zu verzeichnen, ebenso wie bei einigen Tieffliegerangriffen, wie mehrere Zeitzeugen berichteten. "Jedem dieser Toten sollen meine Sammelblätter gedenken und der Nachwelt als Mahnung dienen, welches Leid Kriege mit sich bringen", so Heimatforscher Zenker zu seiner Arbeit.

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