Umbau des Diözesanmuseums:Stadtrat lehnt Oktogon-Abriss ab

Oktogen

Der Stadtrat soll noch einmal beraten, abwägen und entscheiden.

(Foto: Lukas Barth)

Eine knappe Mehrheit stimmt gegen den Bauantrag der Erzdiözese für die Neugestaltung des Museums. OB Tobias Eschenbacher kündigt an, den Beschluss zu beanstanden. Die Räte hätten emotional und nicht nach dem Baurecht entschieden, begründet er dies.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Der Freisinger Stadtrat hat am Donnerstag mit 20:17 Stimmen den Bauantrag der Erzdiözese München und Freising für den Umbau des Diözesanmuseums, der auch den Abbruch des Oktogons vorsieht, abgelehnt. Freisings Oberbürgermister Tobias Eschenbacher (Freisinger Mitte, FSM) hatte noch in der Sitzung angekündigt, den Beschluss zu beanstanden und der Rechtsaufsichtsabteilung des Landratsamtes zur Prüfung vorzulegen, weil die Erzdiözese einen Rechtsanspruch auf die Baugenehmigung habe. Schließlich habe das Landesamt für Denkmalpflege dem Bauantrag als oberste Behörde in Sachen Denkmalschutz zugestimmt. Die Stadträte dürften hier nicht "nach Gusto entscheiden", sondern müssten sich an das geltende Baurecht halten.

Bernhard Kellner, Leiter der Pressestelle des Erzbistums München und Freising, zeigte sich am Freitag nach der Stadtratssitzung betroffen. Das Projekt werde seit eineinhalb Jahren in enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden und der Stadt Freising geplant, mit dem Oktogon müsse komplett neu gedacht werden. Das koste sehr viel Zeit und vor allem sehr viel Geld. "Auch wir können das Geld, das wir haben, nur einmal ausgeben. Darum prüfen wir jetzt die komplette Investition auf dem Freisinger Domberg. Wir müssen die immensen Ausgaben ja auch vor unserem Aufsichtsrat und den Gläubigen in anderen Diözesen rechtfertigen", erklärte Kellner. Ob das Erzbistum beim Diözesanmuseum nun die grundsätzliche Standortfrage stellt, wollte Kellner nicht kommentieren. Christoph Kürzeder, Leiter des Freisinger Diözesanmuseums, hatte die Stadtratsdebatte selbst mitverfolgt. Am Freitag erklärte er, er sei "am Boden zerstört". Vier Jahre habe er sich "wahnsinnig reingehängt" und das Planungsverfahren sei stets transparent geführt worden, auch die Bürger selbst seien gefragt worden. Nun brauche man erst einmal eine Denkpause.

Vorausgegangen war dem Beschluss eine sehr emotional geführte Diskussion, in der etliche Stadträte beklagten, beim Denkmalschutz werde in Freising mit zweierlei Maß gemessen. Der private Bauwerber müsse oft strengste Vorgaben einhalten, um jede Dachgaube werde gerungen, Stadträtin Susanne Günther (Grüne) sprach von "Erbsenzählerei". Im Falle des Diözesanmuseums werde beim Bauherrn, die katholische Kirche, ein "Großauftraggeber", so Susanne Günther, großzügig entschieden.

Die Planer nennen vor allem den Brandschutz, der für einen modernen Museumsbetrieb nötig ist, als Argument für den Abriss des Oktogons. Es fehlten sonst ausreichend Flächen für die Feuerwehranfahrtszonen. Auch das wurde von etlichen Stadträten angezweifelt. Christoph Spieß vom Bauamt der Stadt versicherte indes, dass intensiv nach Alternativen gesucht worden sei, das Oktogon zu erhalten. "Es ist vieles untersucht und abgewogen worden aber allein die Topografie des Geländes lässt das nicht zu."

Das Oktogon, ein nachträglich angebrachter Turm von Johann Marggraff an der Nordfassade des Diözesanmuseums aus dem Jahr 1876/1877 - das Museum selbst wurde bereits 1868 bis 1870 nach den Plänen von Matthias Berger gebaut - sei jedoch von enormer städtebaulicher Bedeutung, erklärten dazu die Gegner der Umbaupläne. "Wenn der Turm abgerissen wird, wäre das ein wahnsinniger Verlust", mahnte Norbert Gmeiner, SPD.

Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher, der im Laufe der Sitzung zunehmend verärgert wirkte, wies die Vorwürfe, die Stadt lasse es bei der Beurteilung von Denkmalschutzfragen an der Gleichbehandlung fehlen, entschieden zurück. Die Erzdiözese habe den Siegerentwurf der Architekten Brückner & Brückner in mindestens zehn Sitzungen mit Vertretern der Stadt abgesprochen und immer wieder nachgebessert. "Dieses Verhalten war vorbildlich, kann man fast sagen", sagte Eschenbacher. Der private Bauherr als Besitzer eines denkmalgeschützten Gebäudes lege der Stadt oft nur einen fertigen Plan vor "und sagt dann, so will ich das machen."

Einzig Stadtrat Reinhard Fiedler, FSM, sprach sich für die vorliegenden Umbaupläne aus, schon aus Gründen der Fairness gegenüber dem Bauwerber. "Wir kennen den Entwurf seit zweieinhalb Jahren. Wir können doch nicht einfach sagen, das gefällt uns jetzt nicht mehr", sagte Fiedler. "Außerdem haben wir hier in Freising mit dem Diözesanmuseum nach dem Vatikan eines der größten kirchlichen Museen der Welt und das Erzbistum ist bereit, hier 40 Millionen Euro zu investieren, da sollte man dann auch mal aufhören zu meckern", so Fiedler weiter.

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