TU München in Weihenstephan:Schau genau

TU München in Weihenstephan: Die Beste des Masterstudiengangs Consumer Affairs: Corinna Hammerstingl (Mitte) mit Staatsministerin Ulrike Scharf (r.) und Professorin Jutta Roosen (l.).

Die Beste des Masterstudiengangs Consumer Affairs: Corinna Hammerstingl (Mitte) mit Staatsministerin Ulrike Scharf (r.) und Professorin Jutta Roosen (l.).

(Foto: Umweltministerium)

Corinna Hammerstingl ist beste Absolventin des deutschlandweit einzigartigen Masterstudiengangs "Consumer Affairs". Sie rät Unternehmen, die Nutzer neuer Geschäftsmodelle zu beobachten und in ihre Strategie einzubinden

Von Petra Schnirch, Freising

Beste Absolventin des deutschlandweit einzigartigen Masterstudiengangs "Consumer Affairs", den die TU München (TUM) in Weihenstephan anbietet, ist die 25-jährige Corinna Hammerstingl. Staatsministerin Ulrike Scharf überreichte der Verbraucherwissenschaftlerin eine Urkunde, verbunden mit der Ehrung ist ein Preisgeld von 1000 Euro. In ihrer Masterarbeit widmete sich Hammerstingl dem Thema Carsharing.

Die 25-Jährige untersuchte in Fallstudien "Wege der Nutzerintegration und Strategien für Produkt-Service Innovationen", so der Titel der Arbeit, am Beispiel von drei Unternehmen. Aus den Ergebnissen leitete sie Management-Empfehlungen ab - nicht nur für Autoteiler. Carsharing sei nur ein repräsentatives Beispiel, schildert Hammerstingl. Sie rät, Nutzer zu integrieren, wann immer es möglich und sinnvoll ist, etwa durch moderierte Diskussionen der Teilnehmer oder durch genaues Hinsehen. Carsharing sei aus einer reinen Privatinitiative heraus entstanden, sagt die 25-Jährige. Automobilhersteller wie Daimler hätten die Entwicklung beobachtet und das Prinzip übernommen.

In einem der untersuchten Unternehmen konnten die Nutzer auch Auto-Paten werden. Sie stellen etwa Parkplätze zur Verfügung oder bringen den Wagen mal zur Inspektion. Generell zeigt sich laut Hammerstingl häufig, dass es für etablierte Unternehmen Sinn macht, innovative Geschäftsideen zunächst in einer gesonderten Einheit anzusiedeln, damit sie nicht bestehenden Prozessen unterworfen sind. Als Beispiel verweist sie auf "Car2go" und "Mercedes-Me" von Daimler. In dieser Richtung sollte auch weitergeforscht werden, empfiehlt Corinna Hammerstingl. "Besonders spannend finde ich, wie etablierte Unternehmen es schaffen, nicht nur neue Geschäftsmodelle in Extra-Einheiten zu erarbeiten, sondern diese später auf die gesamte Organisation zu übertragen."

In Großstädten ist Carsharing bereits etabliert, viele Bürger nutzen das System oder liebäugeln damit. Hammerstingl glaubt, dass die Weiterentwicklung des autonomen Fahrens diesem Modell noch einmal "einen deutlichen Schub" geben wird. Das bisher übliche Prinzip "Selbst besitzen und fahren" werde dann weiter in den Hintergrund rücken. Ausschlaggebend werde aber sein, wie komfortabel Carsharing für die Nutzer sein wird - wichtig seien vor allem eine hohe Verfügbarkeit und Fahrzeug-Dichte. Ob eine Geschäftsidee wie Car2go - die Autos können nach Gebrauch überall abgestellt werden - auch in mittelgroßen Städten wie Freising funktionieren kann, dazu will die 25-Jährige keine Prognose abgeben. Für ein System mit Fahrzeugen an festen Standorten, wie es bereits praktiziert wird, sieht sie aber sehr wohl eine Zukunft.

Der nun überreichte Preis, den das Verbraucherschutzministerium zusammen mit der Gesellschaft zur Förderung der Verbraucherforschung seit 2012 an die besten Absolventen des englischsprachigen Masterstudiengangs ehrt, ist nicht die erste Auszeichnung für Corinna Hammerstingl. Bereits für ihre Bachelor-Arbeit war ihr in Friedrichshafen der Ilse-Essers-Preis verliehen worden. Die Münchnerin hatte dort Technisches Management mit Schwerpunkt Maschinenbau studiert. Für den Master in Weihenstephan entschied sie sich, weil sie den "einzigartigen Fokus auf den Verbraucher, verbunden mit vielfältigen Blickwinkeln wie Psychologie, Gesetzgebung, Ökonomie und Nachhaltigkeit wahnsinnig spannend" fand. Außerdem sei der Studiengang sehr international angelegt - mit der Möglichkeit eines Doppelabschlusses an der TUM und einer ausländischen Partner-Universität, die auch Hammerstingl nutzte. "Auch meine Kommilitonen in München kamen aus aller Welt", schildert sie: "Das ergab einen großartigen Mix."

Nach einer kurzen Zwischenstation am Entrepreneurship-Center der TU München arbeitet die 25-Jährige seit Mitte Januar als Beraterin bei der Boston Consulting Group. Sie habe sich gegen die Promotion entschieden, sagt sie. "In mir brannte doch zu sehr der Wunsch, etwas praktisch anzupacken."

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