Trotz Bedenken:Biobauer darf bauen

Gemeinderat genehmigt Kompostieranlage in Thurnsberg

Der Kranzberger Gemeinderat hat trotz einiger Bedenken der Errichtung einer Kompostieranlage in Thurnsberg zugestimmt. In der vorangegangenen Sitzung hatte das Gremium eine Entscheidung wegen vieler offener Fragen vertagt. Franz Lamprecht bekam nun Gelegenheit, das Projekt vorzustellen. Etwa 20 Prozent des Materials will er für den Eigenbedarf produzieren.

Seit 20 Jahren bewirtschafte er seinen Betrieb ökologisch, sagte Lamprecht. Nach den ersten zehn Jahren habe er bemerkt, dass die Böden an Ertragskraft verlieren, wenn man die abgefahrenen Nährstoffe nicht wieder in organischer Form zurückführe. Mit dem zunehmenden Einsatz von Kompost, der zum Teil über eine Distanz von 35 Kilometer transportiert worden sei, "ist bei uns der Gedanke gereift, eine hofeigene Kompostierung zu errichten". Da der Gesetzgeber inzwischen hohe Auflagen mache, seien die Kosten jedoch sehr hoch. Eine Nutzung ausschließlich für den eigenen Betrieb sei nicht mehr wirtschaftlich, erklärte der Biobauer. Erforderlich seien zum Beispiel eine befestigte wasserundurchlässige Fläche sowie ein Sickerwasserbehälter für Ausschwemmungen. Deshalb, so sein Konzept, sollen in einer Kreislaufwirtschaft auch Grüngut und Landschaftspflegematerial aus Kranzberg und den Nachbargemeinden verarbeitet werden. Die Menge ist laut Lamprecht auf maximal zehn Tonnen pro Tag begrenzt, das entspreche zwei bis fünf Fahrbewegungen. Bei einer sachgemäßen Kompostierung entstehe auch kein Fäulnisgeruch. Daran sei ihm auch selbst gelegen, weil sein Haus am wenigsten weit von der geplanten Anlage entfernt liege.

Zweiter Bürgermeister Anton Westermeier (Kranzberger Gemeindeliste) setzte sich sehr für Lamprecht ein. Das sei eine "gute Sache", auch andere Landwirte könnten davon profitieren. Monika Mühl (FWG) wollte aber sichergehen, dass die Anlage nicht plötzlich vergrößert werde. Der Biobauer versicherte, dass er das nicht vorhabe und dies auch sehr aufwendig wäre, weil es für größere Kompostierbetriebe ganz andere Rahmenbedingungen gebe. Ursula Enghofer (FWG) und Anton Hierhager (SPD) hakten nach, ob dadurch nicht ein Präzedenzfall für weitere Betriebe im Außenbereich geschaffen werde. Klaus Burgstaller, Geschäftsleiter im Rathaus, beruhigte auch in diesem Punkt: Es sei Sache der Gemeinde festzulegen, wo sich Gewerbe ansiedeln könne, sie habe hier die Planungshoheit.

Für die Anlage in Thurnsberg soll eine Bauleitplanung in die Wege geleitet werden. Georg Neumair (FWG) begrüßte dies, dadurch bekämen die Bürger Gelegenheit, Stellung zu beziehen. Bedenken wegen der exponierten Lage im Außenbereich hatten auch Silvia Tüllmann und Sonja Kieslinger (beide FWG), sie stimmten dann aber ebenfalls zu. Franz Braun (CSU) platzte angesichts der zahlreichen Einwände kurzzeitig der Kragen. Er verstehe die ganze Diskussion nicht, wetterte er. Eine solche Kompostieranlage gehöre nun mal in den Außenbereich und nicht in ein Gewerbe- oder gar Wohngebiet. An Ende stimmte das ganze Gremium dem Antrag auf Vorbescheid zu.

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