Trassen sorgen für Ärger:Neufahrn streitet um Busse im Wohngebiet

Trassen sorgen für Ärger: Unumstritten ist die Route vom Neufahrner Bahnhof (auf dem Bild) zum Kino am Römerweg, kritisiert wird aber die Route durch den Süden der Gemeinde.

Unumstritten ist die Route vom Neufahrner Bahnhof (auf dem Bild) zum Kino am Römerweg, kritisiert wird aber die Route durch den Süden der Gemeinde.

(Foto: Marco Einfeldt)

Viele Anlieger sind verärgert und auch der Gemeinderat ist uneins. Mit knapper Mehrheit wählt er aus fünf Varianten die künftige Route aus. Kritikpunkte sind enge Straßen, wegfallende Parkplätze und mangelnde Bürgerbeteiligung

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die Entscheidung ist gefallen, die Diskussionen aber werden weitergehen: Der Neufahrner Gemeinderat hat am Montagabend nach kontroversen Diskussionen eine umstrittene Streckenführung für die neue Ortsbuslinie speziell im Neufahrner Süden festgelegt. Demnach werden die Busse ab Dezember 2017 über die Ganghoferstraße und die Albert-Einstein-Straße in den Auweg und von dort über die Otto-Hahn-Straße in die Gardolostraße fahren. Über die Albert-Schweitzer-Straße geht es dann weiter zur Grünecker Straße. Eine Reihe von empörten Anwohnern waren zur Sitzung gekommen und machten ihrem Ärger noch im Rathaus Luft.

Ein Kritikpunkt war, dass die Busroute durch eine Spielstraße, den Auweg, führt und durch ohnehin schon sehr enge Straßen. "Das ist doch hirnrissig", lautete der Kommentar eines Neufahrners. Ein Anwohner ging schon vor der Abstimmung nach Hause: "Wir werden sowieso nicht gefragt", erklärte er beim Hinausgehen. Ein Teil der Gemeinderäte bezweifelte unterdessen, dass die Abstimmung überhaupt rechtmäßig war. So stimmte Ingrid Funke (FDP) für keine der fünf vorgeschlagenen Varianten, eine Enthaltung aber ist im Gemeinderat nicht möglich. Somit sei die Abstimmung ungültig, meinte denn auch Burghard Rübenthal (CSU). Er forderte die Verwaltung auf, das "noch abzuklären". Mit Kopfschütteln hatten zuvor einige Gemeinderäte auf das generelle Prozedere reagiert: Laut Sitzungsvorlage genügte eine einfache Mehrheit, um eine der Varianten zu beschließen, und so fiel die Entscheidung über die Busroute mit den Stimmen von nur neun Gemeinderäten.

Sieben Stimmen bekam eine Variante, welche die CSU-Fraktion ins Spiel gebracht hatte: Demnach wären die Busse von der Ganghoferstraße aus in die Dietersheimer Straße und von dort weiter über den Auweg und die Albert-Schweitzer-Straße zur Grünecker Straße gefahren. Sowohl die Albert-Einstein-Straße als auch die Gardolostraße durch das südwestliche Viertel "Mintrachinger Feld" wären bei dieser Lösung außen vor geblieben.

Speziell die Linienführung durch das "kleinteilige Wohngebiet" im "Mintrachinger Feld" war auch von Ingrid Funke besonders heftig kritisiert worden: Schon jetzt sei es dort bei Gegenverkehr zu eng, "und da wollen wir jetzt einen Bus durchschicken - ja sind wir alle irr?" Außerdem fühlte sie sich "leicht verladen" - wie auch Gerhard Michels (CSU): Jahrelang habe man eigentlich nur über eine Busverbindung vom Bahnhof zum Gewerbegebiet Römerweg und nach Hallbergmoos gesprochen, erinnerte er sich. Die Erweiterung um die Ortslinie im Süden sei dann "plötzlich aus dem Hut gezaubert worden." Markus Funke (FDP) fürchtete, dass für die Haltestellen mehr Stellplätze als gedacht geopfert werden müssen.

Die jetzt beschlossene Variante durch die Otto-Hahn-Straße und die Gardolostraße war erst während einer Bürger-Radtour im vergangenen August ins Gespräch gekommen. Zuvor sollten die Busse im Auweg bis zur Robert-Koch-Straße weitergeleitet werden, was Anwohner aber abgelehnt hatten. Nun hätten allerdings die Anwohner der Gardolostraße gar keine Möglichkeit der Bürgerbeteiligung bekommen, ärgerte sich Thomas Seidenberger (Freie Wähler): "Das ist eine absolute Ungleichbehandlung."

Die neue Linie 692 soll im Dezember 2017 starten. Beate Frommhold-Buhl (SPD) ließ sich versichern, dass die tatsächliche Auslastung der Buslinie auch kontrolliert werde, und Christian Meidinger (Grüne) erkundigte sich, ob die Linienführung auch noch einmal verändert werden könnte. Das sei jeweils zum Fahrplanwechsel möglich, versicherte Verkehrsreferent Florian Pflügler (ÖDP), der das Konzept für die Buslinie ausgearbeitet und in den vergangenen Monaten gegen viele Widerstände verteidigt hat. Verärgert reagierte er auf die CSU-Nachfragen zur Rechtmäßigkeit der Abstimmung. Es sei wohl eine "Strategie, das zu sprengen", vermutete er.

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