Tierschutzverein beklagt:Bau des Tierheims verzögert sich

Reptilienstation hofft auf Zusage

Wenn sich der Tierheim-Bau des Tierschutzvereins Freising verzögert, ist das für den Trägerverein der Reptilienauffangstation München vermutlich eine gute Nachricht. Denn die beiden Vereine wollen nebeneinander bauen und sich die Erschließungskosten teilen, die aber bisher noch nicht fällig geworden sind. Das bringt für die finanziell eher klamme Auffangstation, die Ende 2015 sogar von einer drohenden Insolvenz gesprochen hatte, etwas Entspannung und verschafft ihr Zeit für die schwierigen Verhandlungen über die Finanzierung des Neubaus.

Geplant war zunächst ein 20 bis 30 Millionen Euro teurer Gebäudekomplex. Vertreter der Auffangstation betonten, dass ihnen die finanzielle Unterstützung dafür mehrmals zugesagt worden sei. Doch dann wurde klar, dass sich dafür im Landtag keine Mehrheit finden wird. Inzwischen wurde die Planung abgespeckt. Man konzentriert sich zunächst auf den "Kernbau" für etwa zehn Millionen Euro, wie Stationsleiter Markus Baur sagt. Damit, so die Hoffnung, kann man dann beim Umweltministerium punkten und wird letztlich auch im Haushaltsplan des Freistaats berücksichtigt.

Erst nach dem "Go der Staatsregierung" (Baur) wird auch der Grundstücks-Kaufvertrag mit der Gemeinde Neufahrn endgültig unterschrieben. Dann müsse man ihn nicht aufwendig rückabwickeln, falls doch noch irgendetwas schiefgehen sollte, so Baur. Neufahrns Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) geht aber davon aus, dass das Projekt "nicht grundsätzlich gefährdet" ist. Die Reptilienauffangstation nimmt jährlich gut 1200 Tiere auf, die in Südbayern ausgesetzt, abgegeben oder von Behörden beschlagnahmt werden. bg

Der Beginn der Arbeiten wird auf Frühjahr 2017 verschoben. Die Genehmigung der Zufahrt durch das Bauamt steht noch aus.

Von Alexandra Vettori, Neufahrn

Eigentlich hätte mit dem Bau des Tierheims in diesen Wochen begonnen werden sollen, doch nach wie vor warten alle auf das Staatliche Bauamt. Das nämlich müsste die Zufahrt in die Staatsstraße 2350, die ehemalige Bundesstraße 11, genehmigen und bauen. Doch obwohl es genau genommen nur ein paar weiße Streifen auf der Fahrbahn sind, die entfernt und an neuer Stelle wieder aufgebracht werden müssen, passiert seit Monaten nichts. "Es ist wirklich nicht nachvollziehbar, die Zufahrt arbeitet uns auf", sagt Joseph Popp, Vorsitzender des Tierschutzvereins im Landkreis Freising, und überlegt jetzt, ob er nicht eine Dienstaufsichtsbeschwerde einlegt.

Seit Monaten gehe es hin und her, der Leiter des Straßenbauamts habe sich auch schon bei ihm dafür entschuldigt, doch die Behörde habe zu wenig Personal und derzeit sind auch noch alle in den Fall involvierten Personen im Urlaub. "Ich weiß nicht, was ich jetzt noch tun soll", sagt Popp, "ich kann ja die Arbeiten für den Bau nicht ausschreiben, wenn ich den rechtlichen Hintergrund nicht erfülle." Deshalb ist der Baubeginn jetzt von diesem Spätsommer auf nächstes Frühjahr verschoben, nur die Einfahrt, die will Popp noch in diesem Jahr haben, zur Not mithilfe eines Rechtsanwalts. "Das ist krass, was wir hier erleben", so Popp. Was ihn besonders ärgert: Obwohl nichts voran geht, sind ihm schon Rechnungen des Straßenbauamts ins Haus geflattert.

So kommt die Umzeichnung der weißen Linien auf der Straße auf 1900 Euro, dazu fallen 12 500 Euro Ablösesumme und 1700 Euro Verwaltungsgebühren an, "zu zahlen vor Beginn der Maßnahme", wie Popp erklärt. Dazu kommt eine Bürgschaft von 13 800 Euro, die sich Popp nicht erklären kann, "da habe ich nachgefragt, aber bis heute keine Antwort erhalten". Dass es so viel kostet, eine Abbiegespur auf eine Straße zu malen, an der weder etwas verbreitert noch verschmälert wird, findet der Vorsitzende des Tierschutzvereins zwar seltsam, "aber wenn es rechtens ist, zahlen wir das natürlich". Insgesamt rechnet der Verein mit Baukosten von 1,2 Millionen Euro. Weil immer wieder Leute bei ihm nachfragen, was denn nun sei mit dem Tierheim, will Popp demnächst mit den Planern wenigstes Pfosten und Flatterband auf dem Grundstück beim Klärwerk Marienhof aufstellen, um zu zeigen, wo das Tierheim steht, wenn es denn einmal steht. "Damit man mal was sieht, die Leute halten uns ja für bescheuert", so seine Begründung. Und dann wird er die Ausschreibungen einfach starten, damit es wenigstens im kommenden März wirklich losgehen kann mit dem Bau.

Bis dahin muss auch die Kanalfrage geklärt sein, ein weiteres Kapitel aus der Bürokratenwelt. Denn damit das Tierheim des Landkreises Freising sein Abwasser in das nur 100 Meter entfernte Klärwerk Marienhof der Stadt München einleiten kann, müssen sowohl der eigentlich für das Tierheim zuständige Abwasserzweckverband Freising-Süd als auch die Stadt München ihre Satzungen ändern. "Bei der Stadt München dauert so ein Verfahren mindestens sechs Monate, wir werden also irgendwann im Dezember die Genehmigung erhalten", schätzt Popp. Doch das ficht ihn nicht an, darauf kann er sich einstellen, im Gegensatz zur Zufahrt. Da hofft er jetzt, dass die Verantwortlichen nach ihrem Urlaub motivierter sind, die Sache vom Tisch zu bekommen. Der Tierschutzverein im Landkreis plant seit mittlerweile acht Jahren ein Tierheim, seit fünf Jahren gibt es ganz im Süden der Gemeinde Neufahrn auch ein Grundstück.

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