Theater:"Ich war 16 Jahre alt und fühlte mich großartig"

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Angela Flohr schätzt das Ambiente des historischen Asamsaals. Die Laienbühne muss dort aber ausziehen, weil der Komplex saniert wird. (Foto: Lukas Barth)

Für Angela Flohr begann die Bühnenkarriere im Asamtheater als Wärmflaschenträgerin für den "König Schwuppdiwupp". Jetzt ist die 42-Jährige Vorsitzende der Freisinger Laienbühne und muss den Verein durch unsichere Zeiten führen

Interview von Katharina Aurich, Freising

Angela Flohr wuchs mit ihrer Schwester Manuela, ebenfalls eine Pädagogin, ihrer Schwester Eva-Maria und ihrem Bruder Martin in Zolling auf, besuchte das Josef-Hofmiller-Gymnasium und entdeckte dort mit 16 Jahren ihre Leidenschaft für die Bühne. Trotzdem orientierte sich ihre Berufswahl an einem sicheren Job. Sie habe sich nicht getraut, den Weg zu einer Profi-Schauspielerin zu gehen, sagt sie. Angela Flohr begann, Lehramt zu studieren, ohne genau zu wissen, ob ihr dies wirklich gefällt. Im Gymnasium werde man leider zu wenig auf einen zukünftigen Beruf vorbereitet, kritisiert Angela Flohr. Sie hatte jedoch großes Glück, als sie im Referendariat zum ersten Mal vor einer Klasse stand, wusste sie, hier genau richtig zu sein, sie hatte ihren Traumberuf gefunden. Privat hat sie das Theater nie losgelassen, jetzt ist sie Vorsitzende der Laienbühne Freising.

SZ: Zweifache Mutter, Vollzeitlehrerin und Vorsitzende der Laienbühne Freising in schwierigen Zeiten - wo nehmen Sie die Zeit für alle diese Aufgaben her?

Flohr: Meine Kinder sind gut im Hort untergebracht, meine Mutter wohnt in der Nähe der Schule und unterstützt mich. Der Lehrerjob ist ja ab mittags flexibel, ich kann auch abends, wenn meine Kinder schlafen, noch arbeiten und Unterricht vorbereiten oder korrigieren.

Dann wurden Sie in Zolling auch dritte Schulleiterin . . .

Ich möchte unsere Schule weiter entwickeln und mit gestalten. Da ich jetzt 17 Jahre dabei bin, habe ich viel gesehen, insbesondere in der Zeit, als ich als mobile Reserve an vielen Schulen im Landkreis arbeitete. Diese Erfahrungen möchte ich jetzt einfließen lassen. Ich halte sehr viel von der Mittelschule, die junge Menschen auf einen Beruf vorbereitet, aber ihnen auch die Chance gibt, danach noch weiter zu lernen und zum Beispiel ein Fachabitur abzulegen.

Für Sie als Jugendliche war Schule ja sogar auf dem Gymnasium mehr als nur Lernen, wie kamen Sie damals als 16-Jährige zum Theater?

Ich spielte in der Theatergruppe des Hofmiller-Gymnasiums in dem Stück "Einen Jux will er sich machen" von Nestroy, als eines Tages Margot Riegler und Rudi Schwaiger sen., die damalige Regisseurin und der Vorsitzende der Laienbühne, auf Talentsuche vorbeikamen und mich fragten, ob ich bei ihnen spielen wollte. Ich habe mich riesig gefreut.

SZ: Was war Ihre erste Rolle auf der Bühne des Asamtheaters?

Ich war die Wärmflaschenträgerin vom König Schwuppdiwupp. Ich musste nur die Wärmflasche tragen, aber nichts sprechen. Ich war 16 Jahre alt und fühlte mich großartig. Damals hatten wir oft ein ausverkauftes Haus und das Geschehen hinter der Bühne, in den Kulissen, die Licht- und Tontechnik faszinierten mich.

Sie waren ja sehr jung, wie erging es Ihnen in der Gruppe?

Wir sind ja alles eher extrovertierte Leute, von ganz jung bis ganz alt. Die konnten alle viel erzählen und ich wuchs einfach in die Gruppe hinein und fühlte mich sehr wohl. Ich bekam immer größere Rollen, ich hatte ja nie Schauspielunterricht, sondern das war "learning by doing". Vor neun Jahren begann ich dann, mich auch in der Vorstandschaft zunächst als Schriftführerin zu engagieren.

Was ist ihr Lieblingsstück?

( ohne zu zögern) Das ist "Die blaue Maus", ein schnelles "Tür auf, Tür zu"-Boulevardstück. Ich spielte eine Ehefrau, deren Mann sich heimlich in "der blauen Maus" vergnügt. Meine größte und schönste Rolle war die "Magdalena", eine großartige Inszenierung, die wir Openair in Oberberghausen spielten. Das war meine Traumrolle.

Was sehen Sie denn selbst gerne im Theater?

Ich mag Komödien und schnelle Stücke, schaue mir ab und zu die Tourneetheaterstücke in Freising an oder auch Musicals.

Was hat Sie in diesem Frühjahr bewogen, den Vorsitz der Laienbühne zu übernehmen?

Unser langjähriger Vorsitzender Adolf Gumberger hat nach 28 Jahren Vorstandsarbeit den Vorsitz abgegeben, aber es sind nicht viele, die in seine Fußstapfen treten wollten oder konnten. Es ist generell schwieriger geworden, Mitglieder zu finden, die sich zuverlässig engagieren können. Die Arbeitswelt hat sich verändert, Theater machen bedeutet aber, während der Probenzeit Termine einzuhalten und regelmäßig da zu sein, sonst können alle nicht proben. Das ist bei vielen Jobs gar nicht mehr möglich, in denen man flexibel immer wieder länger arbeiten muss. Ich habe mich dann bereit erklärt, denn es ist mein Verein, ich bin seit 26 Jahren dabei und will, dass es weiter geht. Wir haben eine Zeit des Umbruchs, da ist es wichtig, dass jemand mit Erfahrung den Verein führt. Deshalb wurde ich Vorsitzende. Außerdem sind wir ein gewachsener Verein und ich kann mich auf eine gut funktionierende Vorstandschaft verlassen.

Wie sieht es mit den Zuschauerzahlen aus?

Vor 15 Jahren waren unsere jeweils zwölf Vorstellungen fast immer komplett ausverkauft. Das ist nicht mehr so. Wir versuchen nach wie vor, unser Publikum mit qualitativem Volkstheater auch in bairischer Sprache zu gewinnen. Das macht die Laienbühne aus. Aber man geht nicht mehr so selbstverständlich in das Theater. Es wäre wichtig, dass Eltern ihre Kinder mitnehmen und den Nachwuchs ans Theater heranführen. Natürlich wird dadurch auch die Werbung immer wichtiger, man muss sich etwas einfallen lassen, um das Publikum in das Theater zu bekommen.

Auf die Laienbühne kommen unsichere Zeiten zu, hat Sie das nicht abgeschreckt?

Nein, gar nicht. Wir werden uns umstellen und hoffen, dass wir in der Luitpoldhalle ausreichend Spieltermine bekommen. Denn jede Produktion kostet und das müssen wir mit unseren Vorstellungen wieder einspielen. Natürlich wird es kein prächtiges, opulentes Bühnenbild wie auf der Asambühne, eines unserer Markenzeichen, geben. Das ist natürlich eine Herausforderung, da zähle ich auf unsere Mitglieder. Und ich bin mir sicher, dass diese Veränderungen das Vereinsleben beflügeln werden, neue Türen werden sich öffnen, vielleicht spielen wir wieder einmal Openair. Es ist unsicher, was auf uns zukommt, aber das schaffen wir.

Haben Sie Zusagen von der Stadt, wie es mit dem Verein im neuen Asamgebäude weiter geht, werden Sie in die Planungen mit einbezogen?

Nein. Wir haben bisher keine konkrete Auskunft erhalten, hoffen natürlich, dass wir berücksichtigt werden. OB Tobias Eschenbacher hat uns auch am Premierenabend versichert, dass wir im "neuen" Asamtheater wieder eine Heimat finden werden. Ich bin also guter Dinge, dass die Stadt uns als Laienspielgruppe schätzt.

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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