Texas-Instruments-Geschäftsführer:"Das Leben wird digital"

Texas-Instruments-Geschäftsführer: Andreas Schwaiger war bereits in verschiedenen Positionen für das Unternehmen tätig.

Andreas Schwaiger war bereits in verschiedenen Positionen für das Unternehmen tätig.

(Foto: Marco Einfeldt)

Geschäftsführer Andreas Schwaiger über die Zukunft eines der größten Arbeitgeber in der Stadt. Der Chiphersteller Texas Instruments feiert gerade sein 50-jähriges Bestehen in Freising.

Interview von Petra Schnirch, Freising

Seit mittlerweile 50 Jahren ist der Chiphersteller Texas Instruments (TI) in Freising. Mit 1500 Mitarbeitern ist das Unternehmen neben den Hochschulen größter Arbeitgeber in der Stadt - und er ist sehr international: Die Beschäftigten haben 58 verschiedene Nationalitäten. An diesem Samstag feiern sie das Firmenjubiläum bei einem Familienfest mit Jahrmarktcharakter. Die SZ sprach mit Geschäftsführer Andreas Schwaiger über die Entwicklung des Unternehmens.

Texas-Instruments-Geschäftsführer: Andreas Schwaiger war bereits in verschiedenen Positionen für das Unternehmen tätig.

Andreas Schwaiger war bereits in verschiedenen Positionen für das Unternehmen tätig.

(Foto: Marco Einfeldt)

SZ: Die Zahl der Mitarbeiter ist seit 2005 um etwa 200 gestiegen. Wo haben Sie besonders zugelegt?

Schwaiger: Wir haben in Entwicklungsbereiche investiert und 2013 weitere administrative Funktionen hierher transferiert, 21 europäische Länder werden von hier aus unterstützt.

Setzen Sie bei Produktionsspitzen nach wie vor auf Leiharbeiter?

Jein. Wir haben die Möglichkeit, machen davon aber momentan wenig Gebrauch, weil wir ein flexibles Schichtmodell haben und auf Auslastungsspitzen gut reagieren können. Außerdem ist das Geschäft, auf das wir uns jetzt konzentrieren, weniger zyklisch.

Was hat sich verändert?

TI geht sukzessive von dem sehr zyklischen Geschäft der Verbraucherelektronik weg (Anm. d. Red.: dazu zählen die Unterhaltungselektronik und Telefone). Es gibt auf der Erde etwa sieben Milliarden Menschen, pro Jahr werden zwei Milliarden Handys verkauft. Man kann allein an diesen Zahlen sehen: Da ist ein gewisser Sättigungsgrad erreicht. Anders ist das im Automobilbereich. Ein großer, wachsender Markt sind beispielsweise Fahrerassistenzsysteme und die E-Mobilität. Allein die Elektronik und der Halbleiteranteil werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren deutlich zunehmen. Das Leben insgesamt wird noch digitaler werden. Ohne die Chips, die wir produzieren, ist das Ganze nicht möglich. Sie finden uns in allen Lebenslagen - angefangen von Industrieanlagen bis hin zu Ihrem Fernseher und der Waschmaschine. Wir haben über 100 000 Produkte.

Wo liegen die Schwerpunkte von TI in Freising?

In Freising sind wir sehr breit aufgestellt. Wir haben die Produktion mit etwa 600 Mitarbeitern hier. Der Rest ist in der Verwaltung, in der Forschung und vor allem in der Produktentwicklung tätig.

Ist Freising einziger Produktionsstandort von Texas Instruments in Europa?

Wir haben auch noch eine Fabrik in Schottland, die wir 2011 zugekauft haben, die wird aber Ende 2018 geschlossen. Ein Großteil der Produkte, die dort hergestellt werden, wird dann nach Freising transferiert. Wir produzieren hier über fünf Milliarden Chips pro Jahr. Bei einer durchschnittlichen Größe von einem halben Zentimeter entspricht das, wenn man sie aneinander reiht, der Strecke von München nach Dallas und zurück.

Hat eine Fabrik hier überhaupt Zukunft?

Wir haben sicherlich Nachteile, wenn es um die Gehaltskosten geht - Deutschland ist kein billiges Land - und inzwischen leider auch bei den Energiekosten, das war vor ein paar Jahren noch anders. Sie müssen sich vorstellen, dass wir hier in der Fabrik mehr Strom verbrauchen als die gesamte Stadt Freising. Wir müssen deshalb kontinuierlich innovative Lösungen finden. Aus der Freisinger Fabrik gibt es dafür immer wieder gute Beispiele, aktuell etwa im Bereich Automation. Wir testen Roboter, die uns in einigen Bereichen, natürlich nicht in der ganzen Fabrik, dienen können. Ein weiteres Beispiel sind Smart Glasses: Wenn ein Problem bei einer Maschine besteht, müssen die Experten nicht mehr eingeflogen werden, sondern man kann über diese smarte Brille mit ihnen virtuell arbeiten. Solche Projekte sind für uns immens wichtig. So treiben wir Innovationen auch an anderen TI-Standorten voran. Man muss aber sagen: In unserer Branche sind wir eher eine Besonderheit, die Halbleiterfertigung hat sich weitgehend aus Europa zurückgezogen. Für uns ist das ein Ansporn zu beweisen, dass es auch anders geht.

Stand die Fabrik schon mal auf dem Prüfstand?

Die schwierigste Zeit war nach den großen Investitionen im Jahr 2000. Damals wurden weit über 500 Millionen Euro in den Ausbau investiert. 2001 platzte die Dotcom-Blase, danach war die Fabrik über Jahre schlecht ausgelastet. Aber auch da haben wir uns peu à peu weiterentwickelt. Damals lag der Fokus noch stark auf Wireless-Produkten für Mobiltelefone, jetzt bedienen wir ein wirklich breites Feld.

Sind weitere Investitionen geplant?

Das geschieht laufend, um bestimmte Bereiche zu optimieren. Seit 1966 wurden in Freising über 1,2 Milliarden Euro investiert, davon allein über 800 Millionen Euro in den letzten 15 Jahren.

Könnte der Brexit für TI zum Problem werden?

Das ist sehr spekulativ. Stärkste Auswirkung könnte sein, dass die Märkte in eine Depression verfallen. Wenn das Wachstum in den einzelnen Ländern zurückgeht, hat das natürlich Auswirkungen auf die Elektronik-Branche und damit auch auf uns. Aber das ist sehr, sehr schwer abzuschätzen.

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