Testbericht: Freising ist zu teuer:Fahrschulbetreiber begehrt gegen den ADAC auf

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Dirk Dlugosch erwägt eine Klage gegen den Verkehrsclub. Der Grund ist sein Ärger über eine Umfrage aus dem Jahr 2011 zur Höhe der Führerscheinkosten. Damals fand der Freisinger kein Gehör, nun hofft er auf mehr Unterstützung.

Von Birgit Goormann-Prugger

Eine Untersuchung des ADAC aus dem Jahr 2011, wonach der Führerschein in Freising bundesweit am teuersten ist, hatte seinerzeit bei den Fahrschulen im Landkreis für Empörung gesorgt. Bei Dirk Dlugosch, Fahrschulbetreiber aus Freising ist der Ärger darüber bis heute nicht verraucht. Er hat die Sache nun seinem Anwalt übergeben und strebt eine Klage gegen den ADAC wegen dieser Untersuchung an.

Schon 2011, so sagt er, habe er über seinen Verband versucht, sich gegen dieses Testergebnis öffentlich zur Wehr zu setzen, er sei damals aber nicht gehört worden. Nun, nach dem Skandal um manipulierte Zahlen bei der Wahl zum "Gelben Engel", hofft er, bessere Chancen zu haben.

"Ich bin kein Trittbrettfahrer, das möchte ich ausdrücklich betonen", sagt Dirk Dlugosch selbst dazu. Aber 2011 sei er als Freisinger Fahrschulbetreiber einfach zu klein gewesen, um sich allein gegen den großen ADAC zu wehren. "Jetzt, nach den ganzen Medienberichten und der Tatsache, dass sich auch VW vom ADAC distanziert hat, könnte es doch sein, dass der ADAC die Hosen runterlässt und man auch mal einem kleinen Wicht wie mir zuhört", so Dlugosch.

Das Testergebnis des ADAC sei überhaupt nicht aussagekräftig und "stimmt einfach hinten und vorne nicht". "Die haben doch nur fünf Fahrschulen in Freising gefragt, es gibt doch viel mehr. Und von denen, die gefragt wurden, weiß man gar nicht, ob sie überhaupt aus Freising sind." So gebe es in Moosburg eine Fahrschule, die bei den Führerscheinkosten deutlich teurer sei. Er als Unternehmer habe die Auswirkungen dieser Untersuchung sehr wohl gespürt und sei auch in der Stadt darauf angesprochen worden, "das wurde dann kritisch hinterfragt, als ob wir hier eine Goldgrube hätten". Noch dazu stehe das Ganze nun "ewig im Internet". Ihm liege sehr viel daran, das nun richtig zu stellen. "Ich lebe ja schließlich in dieser Stadt und seit 50 Jahren betreibt meine Familie diese Fahrschule in Freising." Der Anwalt von Dirk Dlugosch, Matthias Lederer, will nun versuchen, die Sache zunächst einmal auf außergerichtlichem Wege zu klären. "Die Sache hat meinen Mandanten einfach sehr geärgert und ihn nicht mehr losgelassen", so Lederer. "Freising hat es einfach nicht verdient, als teuerste Stadt in Deutschland an den Pranger gestellt zu werden", sagt Dlugosch. Fahrschulen in 15 Großstädten und ebenso vielen Kleinstädten hatte der Verkehrsclub befragt. Dabei landete Freising auf dem letzten Platz. 2219 Euro kostet der Führerschein hier demnach im Schnitt. Das Urteil des ADAC: "Sehr teuer." Vor allem im Osten Deutschlands liegen die Durchschnittspreise mit etwa 1400 Euro deutlich niedriger.

Beim ADAC selbst weist man die Vorwürfe zurück, das Testergebnis sei willkürlich entstanden. "Ein Preisvergleich verdeutliche die Spannweite von Preisen nach einer standardisierten Methode und bringe Transparenz in das bestehende Marktangebot", so Regina Ammel von der externen Unternehmenskommunikation beim ADAC. Dass ein höherer Preis durchaus seine Berechtigung habe, werde durch einen Preisvergleich nicht in Frage gestellt und könne vom Verbraucher ja im Einzelfall abgewogen werden. Der ADAC-Preisvergleich Führerschein sei im Februar 2011 mit dem Ziel durchgeführt worden, angehende Fahrschüler und ihre Eltern objektiv über anfallende Kosten zu informieren, "als Hinweis an den Verbraucher, dass es sich durchaus lohnen kann, verschiedene Angebote zu vergleichen", so Regina Ammel. In dieser Konstellation habe der größte Unterschied zwischen zwei Anbietern in Deutschland bis zu 760 Euro betragen.

Alle fünf in Freising befragten Fahrschulen seien in der Stadt Freising ansässig. Mit der telefonischen Befragung sowie der Auswertung der Daten sei ein externes Dienstleistungsunternehmen beauftragt worden. Von diesem seien Ende 2010 in 15 Großstädten mit über 450 000 Einwohnern sowie 15 Kleinstädten mit weniger als 50 000 Einwohnern 525 Telefoninterviews "im Namen des ADAC" geführt worden. Nach dem Zufallsprinzip seien dafür je fünf Fahrschulen pro Kleinstadt sowie 30 Fahrschulen pro Großstadt nach ihren Preisen befragt worden.

© SZ vom 30.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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