Tassilo-Preis der SZ:Expertin für Medaillen

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Sonja Seibold hat mit Malerei ihre künstlerische Karriere begonnen. Durch eine glückliche Fügung hat sie das Metier gewechselt. Ihre bekannteste Gedenkmünze hat sie zur Expo 2000 in Hannover geschaffen

Von Paula Gerhardus, Freising

Mehr als 80 Medaillen, darunter auch einige Münzen hat die Künstlerin Sonja Seibold bisher angefertigt, ganz zu schweigen von den Ergebnissen ihrer Malerei. Deutschlandweit gilt sie als eine der bedeutendsten Gestalterinnen von Münzen und Medaillen. Für ihr beeindruckendes Schaffen wurde sie für den Tassilo-Preis für das Lebenswerk nominiert.

Die 85-Jährige machte zunächst eine Lehre im Bildhauerhandwerk, bevor sie von 1951 bis 1958 bei Professor Josef Oberberger an der Akademie der bildenden Künste in München Malerei studierte. Während ihres Studiums absolvierte sie ebenfalls die Meisterprüfung. "Ich war eigentlich absolut fixiert auf Malerei", sagt sie selbst, "über eine Einladung zu einer Ausstellung bin ich dann an die Münz-, und Medaillenkunst geraten. Das Handwerk konnte ich ja schon." Geplant habe sie das alles aber nicht, "das sind diese Glücksfälle, die es eben manchmal gibt. Ich wollte es aber immer machen, das weiß ich." Ihr Großvater, bei dem sie aufwuchs, war ebenfalls Maler und Medailleur, "wir hatten immer ein sehr enges Verhältnis", sagt die Künstlerin über die Beziehung zu ihm.

Für sie sei immer eine Verbindung zwischen der Malerei und der Medaillengestaltung vorhanden, "Das hängt alles zusammen. Bei der Malerei ist es die Farbe, bei Münzen und Medaillen ist es die Form, aber ausschlaggebend ist immer die Gestaltung. Es geht immer um das Zusammenspiel von Form, Farbe und Komposition. Das ist mir sehr wichtig", berichtet Seibold. Trotz der ähnlichen Form unterscheide sich die Art der Verarbeitung bei Münzen und Medaillen enorm. "Münzen werden geprägt, Medaillen hingegen gegossen", erklärt sie.

Jede Medaille ist etwas ganz Individuelles

Seit 1990 ist Seibold Mitglied des Künstlerkreises der Medailleure München und fertigt die Medaillen sowohl privat an, als auch für zahlreiche Wettbewerbe an denen sie bereits teilgenommen hat. Die Edition, also das Oberthema, wird vorgegeben, was der Künstler dann daraus macht, ist ihm überlassen. So zeigt jede Medaille nach zwei Monaten der "Produktion" etwas ganz Individuelles, was trotzdem gleichzeitig zum großen Ganzen passt. "Das ist immer ganz spannend zu sehen, was die anderen Teilnehmer gemacht haben", schwärmt die Künstlerin. Seibolds bekannteste Kreation im Münzbereich ist die Zehn-D-Mark-Gedenkmünze der Expo 2000 in Hannover, mit der sie den ersten Platz belegt. Sie zeigt eine Darstellung des Menschen zwischen Natur und Technik.

Allgemein finden sich auf den Kreationen der 85-Jährigen die verschiedensten Motive. Sprichwörter, Lebensweisheiten, Tiere und Persönlichkeiten, die Natur, aber auch regionale Besonderheiten. So hat sie bereits einige Medaillen für die Stadt Freising erstellt, die unter anderem den Domberg oder den traditionellen Bären auf dem Wappen zeigen.

Die Künstlerin schwärmt für die Kultur Äthiopiens

Den größten Einfluss haben jedoch ihre Eindrücke aus dem Ausland. Auf den vielen Reisen, die sie bisher machte, angefangen im Rahmen des Studiums, sammelte sie die meisten Inspirationen und Erfahrungen, die sich dann später sowohl auf den Medaillen, als auch in ihren Bildern wiederfanden. Besonders angetan hat es der Freisingerin die aussterbende Kultur in Äthiopien, "dort geht eine ethnische Kultur nach und nach verloren. Das hat mich immer unheimlich interessiert". Ein Bild zeigt beispielsweise eine der typischen Höhlenkirchen, einen Priester und seine Tochter, oder eine Einheimische in traditioneller Kleidung. Motive wie diese, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen, finden sich kurze Zeit später auf einem ihrer Werke, "ich habe dann eine Skizze gemacht und zu Hause direkt angefangen", erklärt sie.

Ein Ende ihrer Karriere ist noch lange nicht in Sicht, "ich mache auf jeden Fall noch weiter", sagt sie bestimmt. Ihre letzte Ausstellung fand im Oktober im Landratsamt statt und war ein voller Erfolg. Besucher konnten dort sowohl zahlreiche Malereien, als auch ihre Medaillen bestaunen.

Zurzeit habe sie einige Aufträge in Arbeit, sagt die Künstlerin, unter anderem eine Taufmedaille und eine Kreation für ihre eigene Familie. Und wie jedes Jahr wird sie auch 2018 für die Gestaltung der Korbiniansmünze zuständig sein.

© SZ vom 06.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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