Tag des offenen Denkmals:Gleich zwei Freveltaten

Tag des offenen Denkmals: Die Haslacher Kirche Johann Baptist wird saniert. Besucher können sich beim Tag des offenen Denkmals ein Bild von den Fortschritten machen.

Die Haslacher Kirche Johann Baptist wird saniert. Besucher können sich beim Tag des offenen Denkmals ein Bild von den Fortschritten machen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Kirche in Haslach muss aufwendig saniert werden, am "Tag des offenen Denkmals" können sich die Besucher ein Bild von den Baufortschritten machen

Von Peter Becker, Au

"Gemeinsam Denkmale erhalten". Diese Devise des Tags des offenen Denkmals an diesem Sonntag scheint den Haslacher Bürgern auf den Leib geschneidert. Seit zwei Jahren bemühen sie sich um den Erhalt ihrer Kirche Sankt Johannes Baptist. Sie opfern ihre Freizeit und sammeln Spenden, um das sanierungsbedürftige Gotteshaus wieder herzurichten. Nach 2014 beteiligt sich die Filialkirche der Auer Pfarrei Sankt Vitus erneut am Tag des offenen Denkmals.

Damals herrschte in Haslach noch Verzweiflung. "Weißeln bringt nichts", hatte seinerzeit ein Gutachter des Regensburger Bistums lakonisch festgestellt. Die Mauern waren feucht, der Kirchturm wackelig. 1,1 Million Euro würde die Sanierung der Kirche in etwa kosten, rechnete der Gutachter vor. 45 Prozent davon zahlt das Regensburger Bistum, zu dem die Pfarrei gehört. 100 000 Euro steuert die Mutterkirche Sankt Vitus bei. Weitere fünf Prozent will die Marktgemeinde Au zahlen. "Alles andere müssen wir selber aufbringen", sagt Kirchenpflegerin Brigitte Link. Das sind immerhin 450 000 Euro - ein schöner Batzen Geld, den die Haslacher noch aufbringen müssen.

Viel Pfusch am Bau hat dazu beigetragen, dass der markante, knapp 140 Jahre alte rote Backsteinbau überhaupt in so einen bedauernswerten Zustand geriet. 1937 war das Gemäuer verschlämmt und Farbe aufgetragen worden. Das Mainburger Bezirksamt rügte dies als Landschaftsverschandelung. 1977 folgte die zweite Freveltat. Anlässlich der bevorstehenden Hundertjahrfeier sollte die Kirche wieder in Hochglanz erscheinen. Die Arbeiter gingen damals wenig sensibel mit dem alten Gemäuer um. Sie sandstrahlten den Backstein, der daraufhin seinen natürlichen Schutz verlor. Seitdem machte sich Feuchtigkeit im Mauerwerk breit. Was die Sanierung schwierig und teuer macht. Jeder Backstein müsse versiegelt werden, erklärt Kirchenpflegerin Brigitte Link das aufwendige Verfahren.

Seit der betrüblichen Diagnose des Sachverständigen vor zwei Jahren ist viel geschehen. Rechtzeitig zum Tag des offenen Denkmals ist der erste Bauabschnitt der Sanierungsarbeiten - Graben und Sockel - abgeschlossen. In einen dichten Lehmschlag verpackt ist jetzt der Fuß des trocken gelegten Kirchenfundaments. Es ist abgedeckt mit einer Folie und darüberliegendem Mörtelband. Die Fugen des sichtbaren Sockels sind ausgekratzt und nach den Vorgaben des Restaurators neu verfugt worden. Fleißige Helfer haben überdies die Platten auf dem Weg von der Friedhofstreppe zur Kirche entfernt, abgewaschen und in einem frischen Kiesbett neu verlegt.

Am Tag des offenen Denkmals können sich die Besucher selbst ein Bild von den Baufortschritten machen. Kreisheimatpfleger Rudolf Goerge hält um 11 Uhr einen Vortrag über die Kirche unter dem Motto "Warum's so is, wie's is". Um 11.30 Uhr findet ein Hopfenzupfermahl statt. Anschließend gibt es Kaffee und Kuchen. Der Erlös kommt der Kirchensanierung zu Gute. Bislang wurden laut Brigitte Link 35 000 Euro gespendet oder anderweitig gesammelt. Ebenso gibt es Hopfenkränze, selbstgemachte Dekorationen, Fruchtaufstriche und andere Dinge zu kaufen. Von 13.30 Uhr an werden Führungen zum Motto "Gemeinschaft Hopfen und Kirche" angeboten. Wer will, kann dabei einen Hopfenbaubetrieb besichtigen. Um 16.30 Uhr bietet Sebastian Endemann von der gleichnamigen Steinwerkstatt in Regensburg eine Führung zum Thema "Mörtel, Fugen, Steine" an. Dann folgt um 18 Uhr ein Gottesdienst. Das nächste Projekt wartet indes schon: die Sanierung des Kirchturms.

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