Verein Kultur-gut:"Ein Helfersyndrom habe ich nicht"

Verein Kultur-gut: Steffi Gölz (links) im Gespräch mit der zweiten Vorsitzenden des Vereins "Kultur-gut", Jana Dinter.

Steffi Gölz (links) im Gespräch mit der zweiten Vorsitzenden des Vereins "Kultur-gut", Jana Dinter.

(Foto: Einfeldt)

Steffi Gölz, 68, hat einst im Arbeitskreis Fraueninteressen für das Freisinger Frauenhaus gekämpft, engagiert sich im Kulturverein Modern Studio, im Verein Kultur-gut und für Flüchtlinge. Sie kann Konflikte bewältigen - und sie erinnert sich an tolle Zeiten

Interview von Gudrun Regelein, Freising

Gerade repariert ihr Lebensgefährte gemeinsam mit ihrem Enkel, der in den Herbstferien zu Besuch ist, Fahrräder im Garten. Die sind für Asylbewerber gedacht, sie habe gehört, dass Fahrräder immer gebraucht werden, sagt Steffi Gölz. Für die Freisingerin ist es eine Selbstverständlichkeit zu helfen, wenn sie kann. Vielleicht sei auch das ein Grund dafür, weshalb sie sich vor vielen Jahren zur Mediatorin ausbilden ließ, erzählt die 68-Jährige im Gespräch mit der SZ Freising. Ihr jüngstes Projekt ist der Verein Kultur-gut in Freising, den sie mit gegründet hat.

SZ: Frau Gölz, würden Sie sich selber denn als harmoniebedürftig bezeichnen?

Steffi Gölz: Ja, ich denke schon. Ich habe es gerne harmonisch. Und ich bin ein sehr ausgeglichener Mensch.

Haben Sie sich deshalb zur Mediatorin ausbilden lassen?

Mich hat die Mediation einfach fasziniert - auch, weil sie in der Konfliktbewältigung sehr erfolgreich sein kann. Bei der Aushandlung des Vertrags von Camp David im Jahr 1978, bei dem Israel und Ägypten einen historischen Frieden schlossen, spielte Mediation beispielsweise eine entscheidende Rolle. Damals übrigens mit Jimmy Carter als Mediator.

Sind Mediatoren also Friedensstifter?

Nein, es wäre vermessen das zu sagen. Ziel der Mediation ist die einvernehmliche, außergerichtliche Lösung eines Konfliktes. Beide Konfliktparteien sollten gewinnen, sind aber eigenverantwortlich für die Lösung zuständig. Ich als Mediatorin mische mich aber nicht ein, ich begleite nur den Prozess.

Sie engagieren sich seit vielen Jahren in verschiedenen Projekten ehrenamtlich: Sie haben beispielsweise 2010 die Ausstellung "Risse in der Zeit" zum Thema Mauerfall mit initiiert und Sie haben den Verein Kultur-gut mit ins Leben gerufen. Also doch ein ausgeprägtes Bedürfnis zu helfen?

Ein Helfersyndrom habe ich nicht (lacht). Aber wenn ich sehe, dass etwas zu tun ist, das sonst niemand anderes macht, dann lässt es mich nicht mehr los. Ich assistiere gerne beim Umsetzen von Ideen, die ich gut finde. Das war damals bei der Gründung von Kultur-gut auch so. Der Anstoß dazu kam von Elisabeth Miller, die die Idee des Kulturraums München, bedürftigen Mitbürgern kostenfreie Karten für kulturelle Veranstaltungen zu vermitteln, gerne auch bei uns umsetzen wollte. Wir haben dann zwei Tage beim Kulturraum in München hospitiert und danach in Freising gemeinsam die Satzung ausgebrütet.

Seit zwei Jahren gibt es nun Kultur-gut bei uns. Sind Sie zufrieden mit dem Erreichten?

Erreichtes hat immer viel mit den Mitstreitern zu tun. Wir waren und sind Hubert Hierl, dem Kulturreferenten des Stadtrats, für die spontane Unterstützung bei unserer Vereinsgründung sehr dankbar. Wir haben genügend Karten, die uns von unseren Kulturpartnern zur Verfügung gestellt werden. Auch dafür bin ich sehr dankbar. Aber was ich mir tatsächlich wünschen würde, wären mehr Kulturgäste.

Ich habe den Eindruck, dass viele von diesem Angebot noch nichts wissen. Von den Sozialpartnern, wie Caritas, Diakonie oder Tafel, bekommen wir viele Kulturgäste vermittelt. Aber es wäre sehr schön, wenn unser Flyer in den Sozialämtern der Stadt oder auch im Landratsamt aktiv verteilt würde und die Besucher mit zwei Sätzen über die Zielsetzung unseres Vereins informiert würden.

Sie waren aber auch viele Jahre im Vorstand des Arbeitskreis Fraueninteressen. Man hat den Eindruck, dass Sie etwas in Freising bewegen wollen . .

. Ja, das ist mein Anliegen. Ich war im Vorstand des Arbeitskreises, bis wir das Frauenhaus in Freising hatten. Was mir liegt, ist die politische Arbeit. Ich habe damals viele Gespräche mit den Stadt- und Kreisräten geführt, und es war gar nicht so einfach, sie davon zu überzeugen, dass wir ein Frauenhaus brauchen. Ich musste ganz schön dafür kämpfen. Viele Ideen des Arbeitskreises sind inzwischen aber in der Gesellschaft angekommen, beispielsweise hatte auch das Künstlerfrühstück dort seinen Ursprung. Es war - auch kulturell - eine tolle Zeit.

Stichwort Kultur: Sie sind auch Mitglied in Modern Studio, dem Verein, der Freisingern Begegnungen mit zeitgenössischer Kunst in Ihrer Stadt ermöglichen möchte. Was bedeutet Ihnen Kunst?

Die Beschäftigung mit schönen Dingen ist für mich ein Ausgleich. Kunst macht mir viel Freude - aber ich sehe auch die politische Möglichkeit in der Kunst. So wie bei "Risse in der Zeit", was ja eine politische Ausstellung war. Das ist ein Aspekt in der Kunst, der mich sehr interessiert. Mein Lebensgefährte und ich haben dem Bundespatentgericht erst vor kurzem anlässlich dessen 50. Kunstausstellung etliche Bilder aus "Risse in der Zeit" zur Verfügung gestellt.

Bei so viel Engagement: Was planen Sie als Nächstes?

Ich würde gerne etwas für Asylbewerber machen. Wir haben gemeinsam mit unseren Kulturgästen mit großem Erfolg bei Zamma, dem Kulturfestival, in diesem Sommer ein Theaterstück aufgeführt. Die Gruppe nennt sich Querspiel, sie wurde von Peter Thomas mit unseren Kulturgästen und unserem Input gegründet. Wir würden gerne weitermachen. Meine Idee wäre nun, Flüchtlinge zu integrieren, die könnten beispielsweise das Rahmenprogramm gestalten. Ob mit Musik oder Tanz, das ist dabei egal. Die Hauptsache ist, dass diese Menschen einmal aus ihrem monotonen Alltag herauskommen.

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