Lukas Maier im Gespräch:"Die Musik hat mich schon als Kind gepackt"

Lukas Maier im Gespräch: Lukas Maier ist nicht nur Pianist und Komponist, sondern auch Improvisationskünstler. Das stellt er jederzeit gerne unter Beweis - auch wenn er normalerweise eher an seinem Klavier improvisiert.

Lukas Maier ist nicht nur Pianist und Komponist, sondern auch Improvisationskünstler. Das stellt er jederzeit gerne unter Beweis - auch wenn er normalerweise eher an seinem Klavier improvisiert.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Freisinger ist als Pianist, Komponist und Schauspieler ein gefragter Mann. Er gibt Konzerte, gestaltet Trauungszeremonien und ist Co-Leiter des Chors "Anchorage". Dafür ist eine gehörige Portion an Talent und Disziplin nötig.

Von Katharina Aurich, Freising

Eine Bewerbung hat der Freisinger Pianist und Komponist Lukas Maier bisher nur für seinen Studienplatz geschrieben. Die Aufträge und Engagements, die Anfragen für Konzerte, für die musikalische Gestaltung einer Trauungszeremonie oder für einen Auftritt des Chors "Anchora" kommen von alleine, über Mund zu Mund-Propaganda, sie ergeben sich aus einem großen, musikalisch-schauspielerischen Netzwerk. Maiers Werdegang, der scheinbar wie von selbst voran ging, scheint zu beweisen, dass man für eine Sache nur brennen muss, um erfolgreich zu sein. Doch natürlich ist für diesen Erfolg auch eine gehörige Portion Talent und Disziplin nötig. Und: ein Feierabend oder etwa die Trennung von Job und Privatleben ist für den Künstler nicht wichtig.

SZ: Wo liegt der Schwerpunkt Ihres Schaffens?

Lukas Maier: Komponieren ist für mich das Wichtigste und Wesentlichste. Es ist viel spannender, kreativ zu sein, als vorgegebene Stücke nachzuspielen. Ich höre sehr viel Musik, alle Richtungen, erkenne, was darin passiert und wie sie funktioniert. Das schreibe ich auf und verändere es.

Hatten Sie immer nur diesen einen Berufswunsch?

Ja, es war immer mein einziges Hobby, alles andere, wie etwa Fußball, hat mich nie interessiert. Ich hatte auch nie Angst, aufzutreten. Die Musik hat mich schon als Kind gepackt und nie mehr losgelassen.

Weshalb haben Sie sich für den eher traditionellen Weg des Lehramtsstudiums entschieden ?

Zum einen möchte ich jungen Menschen die Freude an der Musik vermitteln, ich denke, dass ich das gut kann, es erfüllt mich. Ein weiterer Grund ist die Sicherheit. Denn jetzt bekomme ich zwar genügend Aufträge, um davon gut zu leben, aber ich kann nicht davon ausgehen, dass das ein Leben lang so bleibt.

Was waren Ihre bisher wichtigsten Erfahrungen oder Projekte?

Eine tolle Sache war das Musical "Sinn für Stil" (2007), das ich komponierte und gemeinsam mit Ramona Silberbauer mit vielen Kindern und Jugendlichen in Haag einstudiert und dann aufgeführt habe. Sehr gefreut habe ich mich 2013 über den Jugendkulturpreis des Landkreises Freising, auch das Stipendium der Deutschen Pop-Akademie München machte mich ein bisschen stolz. Für meine persönliche Entwicklung als Musiker ist sicher auch das Improvisationstheater sehr wichtig. Der Chor "Anchora" mit 100 jungen Sängern und zwei Chefs - wie funktioniert das?

Wir, Mimi Neumair und ich, haben eine klare Aufgabenteilung. Ich bin für die künstlerische Leitung verantwortlich, arrangiere und komponiere die Stücke, wähle aus, was gesungen wird und gebe damit die musikalische Ausrichtung vor. Mimi leitet die Proben und studiert die Stücke ein, sie übernimmt viel Organisatorisches. Unsere Zusammenarbeit klappt sehr gut, wir ergänzen uns super.

Das hört sich nach viel Arbeit an.

Ja, für unser nächstes Konzert am 14. November in der neuen Aula des Camerloher-Gymnasiums habe ich gerade 300 Seiten Partituren geschrieben. Das sind Arrangements bekannter Stücke für den Chor, aber auch Eigenes. Ich sitze oft Stunden lang konzentriert am Schreibtisch, vergesse die Zeit, egal, ob es Tag oder Nacht ist, bis eine Idee in Noten umgesetzt ist. Wenn das Stück fertig ist - ein schönes Gefühl.

Wann ist denn ein Stück fertig?

Es gibt immer einen ersten Entwurf, den überarbeite ich dann mehrmals, bis ich das Gefühl habe, es wird nicht besser. Dann ist das Stück fertig.

Sie gestalten auch Trauungszeremonien musikalisch, wie kamen Sie dazu?

Zufällig wurden Lydia Treutter, die in Hamburg das Fach Musicalgesang studierte, und ich gefragt, ob wir bei einer Hochzeit die Musik machen würden. Wir beide kennen uns ja schon aus der Grundschule. Das lief so gut, dass wir weiter machten und jetzt im Sommer geht es nonstop mit den Hochzeiten.

Wie ist dabei Ihre Rolle?

Wir sind so eine Art Coach für das Brautpaar und arbeiten natürlich auch mit den Geistlichen zusammen, die Feier soll ja unvergesslich sein. Brautpaare sind nicht immer einfach zufrieden zu stellen, daher nehmen wir uns für sie viel Zeit, um die richtigen Songs zu finden. Meist werden Popjazz und auch viele Schnulzen gewünscht, der Renner ist "Halleluja" von Leonhard Cohen. Die Bandbreite reicht aber von Bob Marley bis Bach. Ein bis zwei deutsche Lieder sind auch immer dabei.

Sie stehen auch immer wieder als Improvisationsmusiker auf der Bühne

Das ist ein sehr wichtiger Teil meiner Projekte, das Improvisationstheater. Ich arbeite zum Beispiel mit Bühnenpolka, dem Fast Food Theater und bei 'Vier für Adelheid', einem Impro-Krimi. Dabei muss ich als Pianist sehr schnell Situationen, die die Schauspieler auf der Bühne spontan entwickeln, erfassen und dazu eine passende Musik spielen. Außerdem bin bei "Improvisation macht Schule" beteiligt. Damit wollen wir Schülern mehr Gelassenheit und Selbstvertrauen vermitteln.

Hat Ihr Tag 48 Stunden?

Zugegeben, ich muss manchmal aufpassen, dass ich nicht zwei Termine gleichzeitig mache. Aber es geht gut, am Wochenende bin ich meistens für Auftritte unterwegs und eigentlich jeden Abend auf einer Probe. Bei den Engagements bin ich mit Freunden zusammen, danach wird gefeiert und gleichzeitig verdienen wir Geld. Das ist eine gute Kombination. Während des Semesters bin ich natürlich tagsüber an der Universität.

Sie leben jetzt in München, was bedeutet Ihnen Ihre Heimatstadt Freising?

Ich bin Freising volle Kanne verbunden, bin 'dahoam in Freising', hier kann man große Projekte verwirklichen und wird dabei sehr gut unterstützt. Das habe ich auch in Zukunft vor.

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