Streudienste:Gratwanderung im Winter

Die Straßen sollen sicher sein, doch Salz schadet den Bäumen

Von Katharina Aurich, Freising

Klettert das Thermometer nachts deutlich unter Null, rücken morgens um 3.15 Uhr die drei sogenannten "Späher" der Stadt Freising aus und testen stichprobenartig, ob Brücken, Treppen und Gehwege unter Bäumen frei von Eis sind oder ob Rutschgefahr besteht. "Sie sehen sofort, ob es glatt ist und schlagen Alarm", sagt Freisings Pressesprecherin Christl Steinhart.

Spätestens zum Berufsverkehr müssen Straßen und Gehwege gefahrlos zu benutzen sein. In Freising werden die Fahrbahnen mit großen Räumfahrzeugen freigehalten, sie streuen ein Salz-Splitt-Gemisch, das Salz ist zu 95 Prozent normales Kochsalz. In den Fahrzeugen wird es angefeuchtet, sodass es schwer wird, möglichst zielgenau aufgebracht werden kann und nicht weit fliegt. Die Menge wird je nach Dicke des Eises auf fünf bis 30 Gramm pro Quadratmeter eingestellt, "natürlich so wenig wie nötig", sagt Steinhart. Die Stadt hat 1200 Tonen Salz eingelagert, 70 Mitarbeiter sorgen über den Winter auf 210 Kilometern Fahrbahnen für Sicherheit. Auf den Bürgersteigen fahren kleine Räum-Streufahrzeuge. An unwegsamen Stellen streuen die Mitarbeiter von Hand. "Natürlich kommt auf naturnahe Wege wie den Fürstendamm bereits seit Jahren kein Salz", betont Steinhart. Man müsse immer abwägen, die Sicherheit der Fußgänger zu gewährleisten und die Natur nicht mehr als nötig zu belasten.

In den Landkreisgemeinden sorgen die Bauhofmitarbeiter der jeweiligen Kommunen für freie Straßen, für Kreis- und Staatsstraßen ist der Landkreis zuständig. Um die Sicherheit auf den Gehwegen müssen sich die Anwohner selbst kümmern. In Haag steht dafür am Bauhof ein Salz-Splitt-Gemisch zur Abholung bereit. Vor seinem Grundstück kann jeder Salz streuen. Grünen-Gemeinderätin Verena Juranowitsch will in Langenbach jedoch dafür sensibilisieren, weniger oder kein Salz auf den Gehwegen zu verwenden, sondern andere Stoffe wie Sand oder Splitt, da die Bäume durch das Salz geschädigt würden.

In Hamburg und München wurde das Salz wegen seiner umweltschädigenden Wirkung bereits komplett von den Gehwegen verbannt. Der Nachteil von Splitt oder Sand: Den müssten die Gemeindearbeiter dann im Frühjahr aus den Gullys fischen, sagt der Kirchdorfer Geschäftsstellenleiter Hans Rieger.

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