Streit um die Startbahn:Monolog über Bagger

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Wie viele Flugzeuge werden in Zukunft im Erdinger Moos starten und landen? An der Notwendigkeit des Flughafenausbaus scheiden sich auch weiterhin die Geister. (Foto: lukasbarth.com)

CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer sorgt mit Äußerungen zu neuerlichen Gesprächen über den Flughafenausbau für Unmut in der Region. Oberbürgermeister und Landrat von Freising beklagen "lähmende Unsicherheit".

Von Christian Gschwendtner, Freising

Mit seinen neuerlichen Äußerungen zum Startbahnprojekt hat Thomas Kreuzer, Chef der Landtags-CSU, im Landkreis Freising gleich doppelt für Unmut gesorgt. Am Montag hatte er zunächst durchblicken lassen, mit einer baldigen Entscheidung über den Bau der dritten Startbahn sei nicht zu rechnen. Doch mit dieser Ankündigung ließ er es nicht bewenden. In Richtung der Startbahngegner merkte er noch an: "In dem Moment, wenn die ersten Bagger rollen, wird das akzeptiert."

Und auch wenn es inzwischen heißt, dass sich Seehofer und die Fraktionsspitze doch noch vor der Sommerpause erneut mit dem Flughafenausbau befassen werden, schlagen die Wellen in der Flughafenregion hoch: Der CSU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Florian Herrmann nannte Kreuzers Äußerungen am Dienstag "unmöglich". Statt mit flotten Sprüchen auf sich aufmerksam zu machen, solle man die Bedenken in der Bevölkerung ernst nehmen. Außerdem könne keiner seine eigene Planung machen, wenn man nicht endlich wisse, ob die Startbahn kommt. "Eine zügige Entscheidung sieht anders aus", sagt Hermann.

Nicht weniger verärgert ist Landrat Josef Hauner (CSU). Mit seinen Äußerungen provoziere Kreuzer die Bürger. "Nach elf Jahren Ungewissheit haben die Hauptbetroffenen in Attaching ein Anrecht, zu erfahren, wie es weitergeht", sagt Hauner. Der Landrat traut sich mittlerweile keine Prognose mehr zu. Wann sich Ministerpräsident Seehofer endgültig entscheidet, könne er nicht sagen. Am Montag war etwas kryptisch von einem "Weg" die Rede, der bis Ende des Jahres feststehen könne. Nach Ansicht von Hauner könnte damit genauso gut gemeint sein, dass man sich bis Jahresende nur auf ein neues Bürgerbegehren einigt. Auf eine finale Entscheidung müsse man dann noch länger warten.

Schon jetzt lähmt die Unsicherheit den Landkreis und die betroffenen Kommunen, da sind sich Landrat Josef Hauner und Freisings OB Tobias Eschenbacher (FSM) einig. "Ich sehe noch keinen Bagger am Horizont", sagt Eschenbacher am Dienstag. Die fehlende Planungssicherheit mache ihm aber zu schaffen. Die Stadt Freising würde sich zum Beispiel gerne in Richtung Süden ausdehnen. Als wachsende Kommune benötige man zusätzlichen Wohnraum. Laut Eschenbacher kann man beispielsweise in Pulling aber wegen der anhaltenden Startbahndiskussion kein Baugebiet genehmigen, obwohl es dort Kapazitäten gibt. Am liebsten wäre Eschenbacher, man würde das Startbahnprojekt so schnell wie möglich begraben.

Bei den Startbahngegnern kommen die Worte von CSU-Landtagschef Kreuzer erwartungsgemäß gar nicht gut an. Mit einer weiteren Vertagung der Entscheidung sei für die CSU überhaupt nichts gewonnen, glaubt Franz Spitzberger von der Bürgerinitiative Attaching: "Die Leute, die jetzt dagegen sind, sind weiter dagegen." Dass Kreuzer solche verbalen Geschütze auffahre, sei nur durch die fehlende Zustimmung in der Bevölkerung zu erklären. Von Baggern lässt sich Spitzenberger jedenfalls nicht beeindrucken. "Wenn man meint, die Bevölkerung wird ruhig bleiben, täuscht man sich. Der Protest geht dann erst los." Natürlich im Rahmen der Gesetze, betont Spitzenberger. Plane-Stupid Sprecher Ludwig Grüll glaubt im Bagger-Kommentar das wahre Gesicht der "CSU-Hardlinerfraktion" zu erkennen. "Niemand spricht mit uns, wir werden erst zur nächsten Wahl wieder gebraucht", sagt Grüll.

Noch im April stand CSU-Fraktionschef Kreuzer selbst auf dem Domberg. Mitsamt seiner Entourage wollte er sich ein eigenes Bild machen. Tatsächlich scheint die Einbindung der direkten Betroffenen vor Ort inzwischen kein Thema mehr zu sein. An der neuen Gesprächsrunde sollen neben dem Ministerpräsidenten und der CSU-Fraktion, die Fachminister, Gewerkschaften und die Stadt München teilnehmen. "Sind wir als betroffene Anrainer etwa nicht beteiligt?", fragt prompt Freisings OB Eschenbacher. Das Aktionsbündnis Aufgemuckt wirft Kreuzer vor, er würde "Gespräch" mit "Monolog" verwechseln.

© SZ vom 13.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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