Streit ist programmiert:Rückhalt in der "Airfolgsregion" bröckelt

Bereits vor zwei Jahren hatte es im Stadtrat Streit gegeben. Nachdem zunächst der Ausstieg beschlossen worden war, gab es eine Kehrtwende.

Johann Kirchberger

Freising - In und um die Airfolgsregion wird wohl in den nächsten Wochen wieder ein heftiger Streit entbrennen. Die Verträge über das umstrittene Regionalmarketing, mit dem die Städte und Landkreise Freising und Erding gemeinsam mit der Flughafen GmbH werben und vor allem bei Tourismus- und Immobilienmessen auftreten, laufen nämlich im Juli aus. Sie verlängern sich aber, wenn sie nicht bis 30. April gekündigt werden. Während es von Erdinger Seite keine Bedenken gegen das Konzept der Airfolgsregion gibt, liegen in der Stadt Freising von den Grünen und im Landkreis Freising von der ÖDP Anträge vor, die Zusammenarbeit zu beenden.

Streit ist programmiert: ÖDP-Stadtrat Ulrich Vogl

ÖDP-Stadtrat Ulrich Vogl

(Foto: Privat)

Bereits vor zwei Jahren hatte es im Stadtrat erbitterte Auseinandersetzungen gegeben. Nachdem zunächst der Ausstieg beschlossen worden war, gab es plötzlich eine Kehrtwende, als zwei CSU-Stadträte ihre Meinung änderten. Mit 21:19-Stimmen wurde schließlich am 30.April 2009 beschlossen, in der Airfolgsregion zu bleiben.

Nun steht erneut eine Entscheidung an. Zu den heftigsten Gegnern des Regionalmarketings gehören erneut Grüne und ÖDP. Es werde höchste Zeit, "wegen Erfolglosigkeit aus dem Unfug" auszusteigen, sagt ÖDP-Kreisvorsitzender Uli Vogl. Das Engagement der Stadt - 20000 Euro jährlich - sei eine "reine Geldvernichtungsaktion" und diene lediglich dem Flughafen dazu, sich selbst auf Kosten der Umlandgemeinden zu vermarkten. Die Stadt, ist Vogl überzeugt, könne sich auf Messen mit einem eigenen Stand viel besser präsentieren als derzeit unter dem Namen Airfolgsregion. Er glaube auch, dass die Bevölkerung mehrheitlich für "einen Ausstieg aus dem Käse" sei.

Ganz anders sieht das Landrat Michael Schwaiger (FW), aktuell Vorsitzender des Lenkungsausschusses der Airfolgsregion. Er sprach bei den Freien Wählern am Dienstag von einem "sehr erfolgreichen Regionalmarketing", das er sich nicht schlecht reden lasse. Weder Stadt noch Landkreis könnten es sich leisten auszusteigen. Den Flughafen zu negieren, sei falsch und es sei auch nicht richtig, dass die FMG die Airfolgsregion dominiere, weil alle Entscheidungen einstimmig getroffen werden müssten. Die Partner seien sich einig, die Zusammenarbeit auch dann fortzusetzen, wenn die Stadt ausscheiden sollte. Mit einem Budget von 20000 Euro werde sie aber kaum allein einen Messeauftritt hinbekommen. Über den Namen Airfolgsregion könne man streiten und ihn womöglich ändern. Allerdings, so Schwaiger, genieße dieser Name außerhalb des Landkreises hohes Ansehen, sei ein "Eyecatcher" bei jeder Messe.

Von einer Namensänderung hält Uli Vogl aus anderen Gründen gar nichts, "das ist wie alter Wein in neuen Schläuchen". Für 3. Bürgermeister Benno Zierer (Freie Wähler) ist "die Titulierung Airfolgsregion" zumindest unglücklich. Er halte deshalb eine Namensänderung für möglich. Nicht ganz so kompromissbereit ist der Ortsvorsitzende der Freien, Franz Kammerloher: "Entscheidend sind nicht immer Sachfragen, manchmal geht es auch ums Prinzip".

Weniger leidenschaftlich als noch vor zwei Jahren zeigt sich inzwischen OB Dieter Thalhammer (SPD). Auch er ist zwar klar für eine Fortsetzung des Regionalmarketings, das er für erfolgreich hält. Wenn die Mehrheit im Stadtrat das wegen des geplanten Baus einer dritten Startbahn aber nicht wolle, werde er das akzeptieren. Einen Antrag der Grünen, die Zusammenarbeit mit den anderen Partnern der Airfolgsregion zu beenden, liege ihm jedenfalls vor, bestätigte er.

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