Streit im Schafhof läuft aus dem Ruder:Betreten verboten

Freising

Das Café im Schafhof soll Eike Berg, der Leiter des gleichnamigen Künstlerhauses, nicht mehr betreten. Schon räumlich ist das ein Problem.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Pächter des Museumscafés wollen den Leiter des Museums nicht mehr bewirten. Das Betretungsverbot für Eike Berg ist für den Bezirk Oberbayern "nicht akzeptabel".

Von Eva Zimmerhof, Freising

Es ist paradox: Im Europäischen Künstlerhauses im Schafhof werden gerade neue Grenzen gezogen, während die aktuelle Ausstellung Grenzüberschreitungen in Politik und Kommunikation thematisiert. Der Leiter des Künstlerhauses, Eike Berg, soll ihr Café nicht mehr betreten, fordern die Pächter des integrierten Gastronomiebetriebes. Damit erhält ein alter Streit eine neue Dimension, die ein juristisches Nachspiel haben könnte.

Vor einigen Tagen erhielt Berg eine E-Mail von Pächter Matthias Franck, der ihn aufforderte, das Café "nicht mehr zu besuchen". Als Gründe nannte er dessen "intrigantes, geschäftsschädigendes Verhalten". "Wir mussten einfach die Notbremse ziehen, er soll uns bis zum Schluss einfach bloß in Ruhe lassen", sagt Franck auf Nachfrage der SZ. Der Vertrag des Pächter-Trios läuft nur noch bis Ende April 2017.

Gegen den Pächter behält sich Bezirk Oberbayern weitere Schritte vor

Franck, der nicht im Alleingang, sondern in Absprache mit seinen Geschäftspartnern Dino Corda und Andreas Eckert gehandelt haben will, erhielt im Gegenzug folgende E-Mail des Bezirks Oberbayern, der Eigentümer des Schafhos ist: "Für den Bezirk Oberbayern als Verpächter darf ich feststellen, dass ein Betretungsverbot des Cafés im Schafhof für den Leiter des Schafhofs nicht akzeptabel ist." Franck werde zudem über "die weiteren Schritte des Bezirks in dieser Angelegenheit" zeitnah in Kenntnis gesetzt. "Ich gehe nicht von einer fristlosen Kündigung aus", sagt der Pächter. "Wir pochen schließlich nur auf unser Hausrecht." Dieses sei im Pachtvertrag zugesichert.

Ein Betretungsverbot sei im Schafhof nicht praktikabel, sagt hingegen Ernst Brinckmann vom Bezirk Oberbayern. Café und Ausstellungsfläche seien "ein großer Raum" und nicht getrennt. "Wir sind dabei, die juristische Situation zu klären und werden erst dann weitere Schritte unternehmen", so Brinckmann. Berg will zu der Auseinandersetzung nur so viel sagen, dass er die Grenze für sich nicht hinnimmt: "Natürlich betrete ich das Café noch." Sicher werde er sich nicht aufspielen, wenn Berg in das Café komme, sagt wiederum Franck, "aber auf die Einnahmen durch seine großzügigen Bewirtungsrunden am Sonntagnachmittag verzichten wir gerne". Wenn Berg sich ins Café setze, werde er ihn auffordern zu gehen. "Wenn er das nicht einsieht, werde ich es notfalls in anwaltliche Hand geben", so der Pächter.

Was sind die Gründe für den Zwist?

Wie konnte der Streit so aus dem Ruder laufen? Seit sieben Jahren seien sie nun Pächter des Cafés und eigentlich hätte man zufrieden sein können, wenn es nicht durch den Schafhof-Leiter und die Hausverwalterin permanent Einmischungen in den laufenden Betrieb gegeben hätte, sagt Franck. "Immer wieder mussten wir erklären: Wir sind keine Angestellten, sondern Pächter." Vom Bezirk Oberbayern seien sie hingegen für ihre Arbeit gelobt worden. Ausschlaggebend für seine E-Mail mit dem Betretungsverbot sei gewesen, dass Berg immer wieder versucht habe, Zwietracht zwischen Corda und ihm zu säen, sagt Franck. Selbst Gäste hätten ihn schon auf den Zwist angesprochen.

Vorausgegangen war, dass im Herbst 2015 per Ausschreibung nach einem neuen Pächter für die Zeit ab 2016 gesucht worden war, obwohl der Vertrag mit den langjährigen Betreibern noch Bestand hatte. Berg schrieb einem der Pächter zudem per E-Mail, man habe sich bereits für den "Muskat Catering Partyservice" aus Zolling als Nachfolger entschieden. Der Bezirk Oberbayern dementierte allerdings eine solche Zusage.

Auswahlverfahren für neue Pächter läuft

Für das neue Auswahlverfahren, das diesmal direkt über den Bezirk Oberbayern läuft, hätten sich Interessenten in ausreichender Zahl gemeldet, sagt Pressesprecherin Constanze Mauermayer. Wie viele Bieter tatsächlich ein Angebot abgeben, sei noch nicht abschätzbar. "Die Angebote werden erst für Anfang Dezember 2016 erwartet. Eine endgültige Auswahl des Pächters ist für Februar 2017 vorgesehen", so Mauermayer. Franck hat auch die Café im Schafhof GbR als Interessenten angemeldet - doch nicht etwa wegen möglicher Chancen, sagt er. "Unsere Bewerbung ist taktischer Natur, um zu erfahren, mit wem wir es bei den Interessenten zu tun haben und um über die Ablöse zu sprechen." Wann einmal Frieden im Schafhof einkehren wird, ist ungewiss. Mitten in der neuen Ausstellung hängt eine blaue Fahne: "Save our souls" steht darauf.

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