Streit beendet:Der Weg für die Domberg-Sanierung ist frei

Oktogon - vorher /nachher aus zwei Perspektiven

So soll es künftig auf dem Domberg aussehen, wenn das Oktogon abgerissen ist.

(Foto: oh)

Im zweiten Anlauf stimmt der Freisinger Stadtrat mit deutlicher Mehrheit für den Umbau des Diözesanmuseums und stellt sich hinter das Konzept der Erzdiözese. Für das Oktogon ist dies das Aus.

Von Kerstin Vogel, Freising

Das Diözesanmuseum bleibt in Freising und wird den Plänen der Erzdiözese entsprechend saniert und umgebaut. Der Oktogon genannte Turmanbau darf damit nun doch abgerissen werden. Mit 31:5 Stimmen hat der Freisinger Stadtrat am Montagabend in einer Sondersitzung seine Entscheidung vom Oktober vergangenen Jahres revidiert. Zuvor hatten Vertreter des Bistums - allen voran der Erzbischöfliche Finanzdirektor Markus Reif - noch einmal die gesamte Vorgeschichte der Planung für die Neugestaltung des Dombergs erläutert und dabei zur Empörung einiger Stadträte auch die Verlässlichkeit der Stadt Freising in Frage gestellt.

Hintergrund dieser Attacke: Weil das Oktogon für viele Freisinger zum Stadtbild gehört und manch einer eine Intervention der Denkmalschützer erwartet hätte, hatte vor einem Vierteljahr eine knappe Mehrheit von 20:17 den Bauantrag des Erzbistums für das Diözesanmuseum abgelehnt, um den angebauten Erker vor dem damit verbundenen Abriss zu bewahren. Die Erzdiözese hatte nach dieser Entscheidung mehrmals angedeutet, dass für das Museum durchaus Alternativen zum Standort Freising denkbar seien, und alle Planungen auf dem Domberg eingestellt.

Schließlich sieht die Kirche die Sanierung des Museums als Bestandteil des Gesamtprojekts "Weiterentwicklung und Neugestaltung Domberg Freising", das auch die Sanierung des Kardinal-Döpfner-Hauses, eine Neugestaltung der Freiflächen und eine verbesserte Zugänglichkeit umfasst. Mehr als 100 Millionen Euro sollen hier investiert werden, es wurde ein Architekturwettbewerb durchgeführt - und in den Augen der Kirche auch jederzeit umfassend über die Pläne informiert. Dass es da schon beim ersten Bauantrag Schwierigkeiten geben könnte, hatte offensichtlich niemand erwartet - und es gefiel den Verantwortlichen im Erzbistum nicht.

Oktogon - vorher /nachher aus zwei Perspektiven

So sieht es zurzeit aus.

(Foto: oh)

In der Kommunikation gab es Defizite

In der Diskussion am Montag räumten allerdings sowohl Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher als auch der Generalkonservator des Landesamts für Denkmalpflege, Mathias Pfeil, mögliche Defizite in der Kommunikation der Planungen ein. "Ich habe den Informationsbedarf wohl unterschätzt", sagte Eschenbacher und auch Pfeil gestand Fehler ein.

Tatsächlich versicherten die Stadträte, die im Oktober gegen den Bauantrag gestimmt hatten, nahezu unisono, dass sie damit keinesfalls das Gesamtkonzept für den Domberg hätten kippen wollen. Allerdings habe man sich schlecht informiert gefühlt - allen Präsentationen und Maßnahmen zur Bürgerbeteiligung zum Trotz. "Wir haben die internen Debatten zum Abriss des Oktogons in irgendwelchen Gremien ja nicht mitbekommen", kritisierte beispielsweise Charlotte Reitsam (Grüne): "So etwas müssen sie doch mit den Entscheidungsträgern besprechen." Wenn nun der Stadt Unzuverlässigkeit vorgeworfen werde, müsse sie schon energisch protestieren. Sie verstehe auch nicht, warum für das Bauvorhaben auf dem Domberg bislang nur ein Masterplan ohne jede Rechtskraft vorgelegt worden sei. "Wieso gibt es dafür keinen Bebauungsplan?"

Oktogon - vorher /nachher aus zwei Perspektiven

Der Blick aus der Stadt auf den Domberg jetzt, mit Oktogon.

(Foto: oh)
Oktogon - vorher /nachher aus zwei Perspektiven

Und ohne Turm.

(Foto: oh)

Es sei nie darum gegangen, die Pläne der Erzdiözese für den Domberg abzulehnen, betonte auch Benno Zierer (Freie Wähler). Schuld ist in seinen Augen das Landesamt für Denkmalpflege mit seiner "Unfähigkeit, sich hier konkret zu erklären", während man den kleinen Bauwerbern ständig auf die Finger klopfe. Sie habe im Oktober aus "architektonischen Gründen" gegen den Bauantrag gestimmt, schilderte Anna-Maria Sahlmüller (FDP) ihre Beweggründe: Der Abriss des Oktogons "öffnet eine Luftschneise an einer Stelle, wo wir das noch bereuen werden. An ihrer Stimme werde das Gesamtprojekt auf dem Domberg nun aber sicher auch nicht scheitern.

"Wenn da oben sonst die Lichter ausgehen, opfere ich das Oktogon"

Er könne mit dem Kompromiss leben, dass die Kommunikation mit dem Erzbistum in Zukunft vielleicht ein bisschen besser funktioniere, fasste Sebastian Habermeyer (Grüne) den "Dreh" für den Meinungsumschwung schließlich zusammen: "Wenn da oben sonst die Lichter ausgehen, opfere ich das Oktogon." Er könne aber jeden verstehen, der bei seinem Nein bleibe. Denn der oft etwas abfällig als Kloturm bezeichnete Erker sei doch auch ein "netter Pfiff in der baulichen Landschaft von Freising, weil die Stadt eben nicht so glatt gebügelt ist". Am Ende stimmten mit Rosi Eberhard und Guido Hoyer (Linke), Waltraud Heinlein-Zischgl (Grüne), Eckhard Kaiser (fraktionslos) und Ulrich Vogl (ÖDP) nur noch fünf der ursprünglich 20 Stadträte gegen den Bauantrag der Erzdiözese. Susanne Günther (Grüne) hatte kurz vor der Abstimmung des Saal verlassen und kam erst nach deren Ende wieder.

Einstimmig hatten sich die Stadträte zuvor außerdem unmissverständlich hinter das Gesamtkonzept für den Freisinger Domberg gestellt - und waren damit wohl einer Bedingung der Kirche für die Wiederaufnahme der Planungen nachgekommen. Wörtlich heißt es in dem Beschluss "Die Stadt Freising begrüßt ausdrücklich die Entscheidung der Erzdiözese für den Standort Freising."

Die Bauherren wiederum müssen nach dem Stopp die Planungen erst wieder aufnehmen und können "hinsichtlich des weiteren zeitlichen Verlaufs noch keine Aussagen treffen", wie Christoph Kappes von der Pressestalle des Erzbistums am Dienstag auf Nachfrage erklärte.

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