Streik in Freising:"Wir sind bald wieder für Sie da"

Auch in Freising bleiben am Mittwoch Behörden und Kindertagesstätten geschlossen. Mehrere hundert Mitarbeiter beteiligen sich an den bayernweiten Warnstreiks im öffentlichen Dienst und ziehen mit Trillerpfeifen zur Demo....

Von Thomas Radlmaier

Den Schilder-Variationen sind keine Grenzen gesetzt: Einmal hängt der Hinweis fast unscheinbar in Form eines weißen DIN-A4-Zettels unterhalb der Türklinke: "Wir haben am heutigen Mittwoch, 26. März, geschlossen. Sind aber bald wieder für Sie da. MfG, Ihr Kfz-Schilderteam", steht da handschriftlich mit einem Kugelschreiber gekritzelt am Eingang eines Kfz-Schildershops, von denen es so viele gibt in der Nähe des Landratsamtes. Das riesige, knallrote Plakat dagegen sticht einem sofort ins Auge, das an der großen Holztür des Landratsamtes befestigt ist. "Streik", steht da mit schwarzer Schrift inmitten eines weißen Kreises. Darüber befindet sich auf einem zweiten Hinweisplakat die Info, dass viele Mitarbeiter der Behörde an diesen Mittwoch die Arbeit niedergelegt hätten und deshalb mit Verzögerungen im Parteienverkehr zu rechnen sei. "Wir bitten um Verständnis", heißt es weiter.

Dabei kann im Landratsamt teilweise nicht einmal von Parteienverkehr die Rede sein. In der Kfz-Zulassungsstelle sind die Türen zu und die Lichter aus, der Informationsschalter verlassen. Die Stille verfremdet den Ort, an dem sich normalerweise Hunderte Menschen tummeln, die genervt in langen Schlangen anstehen, um ihr neues Autokennzeichen zu beantragen. Wer sich an diesem Mittwoch in dem Gebäude aufhält, dem kommt es so vor, als sei Wochenende oder ein Feiertag.

Mitarbeiter der Stadtverwaltung und des Landratsamtes haben sich am Mittwoch an einem bayernweiten Warnstreik der Gewerkschaft Verdi beteiligt. Nach einer Kundgebung am frühen Vormittag am Landratsamt sind die Streikenden weiter nach München gefahren, um an einer Großkundgebung am Odeonsplatz teilzunehmen. Die öffentlich Beschäftigten fordern unter anderem 3,5 Prozent mehr Gehalt, eine Erhöhung des Sockelbeitrags um 100 Euro und einen höheren Nachtzuschlag für Beschäftigte in den öffentlichen Krankenhäusern.

Eva Dörpinghaus ist die Pressesprechern des Landratsamts. Auf Facebook hat sie Bilder gepostet vom Streik und von sich selbst. Auf einem Foto hat sie eine Trillerpfeife im Mund und trägt eine weiß-rote Verdi-Weste. Im Hintergrund sind unzählige Streikende zu sehen, die durch die Münchner Straßen ziehen. "Weil wir es wert sind", kommentiert Eva Dörpinghaus das Bild der Streikenden.

Irene Striegl vom Presseamt der Stadt Freising hält dagegen im Rathaus die Stellung. Sie sagt, dass sich etwas mehr als hundert Mitarbeiter der Stadtverwaltung am Streik beteiligt hätten, darunter beispielsweise viele Erzieher aus den städtischen Kindertageseinrichtungen. Dennoch erwartete Striegl keine wirklichen Beeinträchtigungen. Man habe die Leute schließlich frühzeitig über den Streik informiert. "Zum Beispiel haben wir den Eltern von Kindern aus städtischen Kindertageseinrichtungen direkt Bescheid gesagt", so Striegl.

Ein kleiner Junge, zirka vier Jahre alt, hängt mit beiden Händen an dem Türknopf des schweren Eingangstores des städtischen Kindergartens St. Klara an der Kammergasse. Er versucht vergeblich, die Tür zu öffnen. Doch dass sie nicht aufgeht, liegt nicht daran, dass der Kindergarten geschlossen hätte. Die Tür lässt sich allein aus technischen Gründen nur von innen öffnen. Ein Mann, der gerade sein Kind abholt, kommt von innen heraus und macht dem Buben die Tür auf. Es ist gerade die Zeit, in der viele Eltern ihre Kinder nach der Vormittagsbetreuung wieder mit nach Hause nehmen. Drinnen helfen Mütter und Väter ihren Sprösslingen dabei, Schuhe und Jacken anzuziehen. Aus der Küche duftet es nach Essen. Es gibt an diesem Tag Pizza für diejenigen, deren Eltern auch am Nachmittag arbeiten müssen. Ein paar Kinder spielen noch draußen im Garten.

Der Kindergarten St. Klara ist eine städtische Einrichtung. Dennoch herrscht hier am Mittwoch ganz normaler Betrieb. Die Einrichtungsleiterin, die lieber nicht namentlich genannt werden möchte, sagt: "Nein wir streiken heute nicht." Sie sei am Wochenende auf einer Fortbildung gewesen und habe daher die E-Mail nicht gelesen, in der zum Streik aufgerufen worden war. "Das Ganze war uns dann zu kurzfristig. Wir hätten ja auch die Eltern informieren müssen."

Beim Kindergarten Sonnenschein in der Alleestraße hat man sich dagegen gut auf den Streik vorbereitet. Hier hängt der Streikhinweis in Form eines roten Pappschildes gut sichtbar an der verriegelten Eingangstür. Ein Gärtner nutzt den ruhigen Tag am Kindergarten, um ein paar Dinge in den Außenanlagen zu erledigen. Eine Mitarbeiterin des Kindergartens, die ihren Namen ebenfalls nicht nennen will, berichtet, dass die Erzieher dennoch ein paar Kinder in Notgruppen betreut hätten. "Manche Eltern haben einfach keine andere Möglichkeit", sagt sie. Auch in anderen Einrichtungen gebe es an diesem Mittwoch Notgruppen.

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