Stelle wieder besetzt:Begegnung auf Augenhöhe

Stelle wieder besetzt: Die beiden Streetworker David Luitgart und Michael Höhenberger (rechts) sehen sich als Interessensvertreter und Sprachrohr der Jugendlichen.

Die beiden Streetworker David Luitgart und Michael Höhenberger (rechts) sehen sich als Interessensvertreter und Sprachrohr der Jugendlichen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Streetworker David Luitgart hat wieder einen Kollegen bekommen. Mit Michael Höhenberger kümmern sich nun zwei Betreuer um die Sorgen und Nöte Jugendlicher in Freising. Sie wollen Hilfe zur Selbsthilfe geben

Von Clara Lipkowski, Freising

Die Stadt hat mit Michael Höhenberger einen zusätzlichen Streetworker bekommen. Der Moosburger hat am 15. Februar seine Stelle in Freising angetreten und unterstützt damit David Luitgart, der seit Ende 2014 Jugendliche in Freising betreut. Ausgebildet in Sozialer Arbeit in Landshut und München befindet sich der 34-Jährige zwar noch in der Einarbeitungsphase, hat aber schon eine genaue Vorstellung davon, wie er mit den Jugendlichen umgehen will.

"Wir begegnen Jugendlichen auf Augenhöhe", sagte Michael Höhenberger am Montag bei seiner Vorstellung im Rathaus. "Wenn wir sie an ihren Plätzen in der Stadt treffen, ist klar, dass wir uns an deren Regeln halten. Kommen sie aber zu uns ins Büro, gelten unsere Regeln, also - nicht rauchen, keinen Alkohol trinken." "Wir sehen uns als Interessensvertreter und Sprachrohr der Jugendlichen", ergänzte David Luitgart.

50 bis 60 Jugendliche begleiten die Freisinger Streetworker im Jahr, bis Februar war die Stelle von Höhenberger vakant, weil der Vorgänger aus persönlichen Gründen aufgehört hatte. Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher ist froh, dass die Position wieder besetzt ist: "Auf Seite der Verwaltung haben wir manchmal nicht den Einblick in die Szene der Jugendlichen", sagte er im Rathaus, daher sei die Verstärkung notwendig und gut. Karl-Heinz Wimmer von der Stadtverwaltung sagte: "Wenn im sozialpädagogischen Bereich Personal ausscheidet, ist das immer kritisch", da dieses stark nachgefragt sei. Mit Höhenberger sei gut und schnell ein Ersatz gefunden worden.

Das Hauptziel der beiden Streetworker ist klar: "Wir wollen Jugendliche in deren Lebenslagen auf allen Ebenen stabilisieren. Dabei sind wir grundsätzlich auf Seite der Jugendlichen, mit kritischem pädagogischen Blick", sagte David Luitgart. Die Jugendlichen seien zwischen 14 und 27 Jahre alt und kämen aus unterschiedlichen Milieus, berichtete er. "Wir betreuen auch Jugendliche, die aus einem sogenannten gutbürgerlichen Verhältnis stammen."

Welche lokalen Schwerpunkte der Jugendarbeit es in Freising gibt, wollte Luitgart nicht sagen, denn darauf, die Anonymität der Schützlinge zu wahren, legt er besonderen Wert. Von drohender Rauschmittelabhängigkeit bis Schulproblemen sei alles dabei, sagte der Streetworker, da müssten sich die Jugendlichen darauf verlassen können, dass die Gespräche mit ihren Betreuern vertraulich seien. Die Streetworker nehmen gezielt Kontakt mit Jugendlichen auf und besuchen sie dafür an ihren Treffpunkten. Außerdem begleiten die beiden junge Freisinger zu Terminen wie Behördengängen. Wichtig sei es, Vertrauen aufzubauen, sagt Luitgart, denn viele Jugendliche hätten negative Vorerfahrungen mit anderen Hilfeeinrichtungen gemacht. Deswegen wollten sein Kollege und er möglichst unbürokratisch und niederschwellig helfen. "Manche betreuen wir nur kurz, andere intensiv über einen längeren Zeitraum." In der Regel leisten sie zunächst eine Erstberatung. Nähmen Jugendliche beispielsweise Drogen, vermitteln die beiden sie weiter an den Suchthilfeverein Prop in Freising. Die Beratung findet meist einzeln statt, es gibt aber auch Gruppenprojekte, wie das "Cook your Style", das die Betreuer monatlich im Sinne der sogenannten Peer Education organisieren. Dann kochen Jugendliche im Büro der Streetworker ein Gericht und können nicht nur lernen, wie man selbst gesundes Essen zubereitet, sondern auch den Kontakt untereinander und mit den Betreuern verbessern. Gleichzeitig stärke es die Selbständigkeit der jungen Leute, sagte Luitgart. So können die beiden ganz nach ihrem Motto handeln, wie Höhenberger sagte: "Wir leisten Hilfe zur Selbsthilfe".

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