Steigende Preise:Kampf um Ackerland

Grund und Boden sind knapp im Landkreis, längst tobt ein Preiskrieg um landwirtschaftlichen Grund. Wer Mais für Biogas anbaut, kann da noch mithalten. Landwirte mit Viehhaltung allerdings haben schlechte Karten

Von Katharina Aurich, Freising

Im Landkreis Freising werden Grund und Boden immer knapper und damit teurer. Die Gründe dafür sind vielfältig: Kommunen kaufen Flächen für den Straßenbau, Gewerbegebiete werden ausgewiesen und Neubaugebiete entstehen. Landwirte, die ihr Einkommen auf den Böden erwirtschaften, müssen immer mehr für einen Hektar Pachtland oder den Kauf bezahlen. Dabei konkurrieren Bauern, die den lukrativen Maisanbau für die Biogasanlage ausdehnen wollen, mit Milchbauern, die mehr Futterflächen für eine steigende Milchkuhzahl benötigen.

Zwischen 300 und 1000 Euro kostet derzeit im Landkreis die jährliche Pacht für einen Hektar landwirtschaftliche Fläche. Allerdings würden die Höchstpreise nur für Flächen gezahlt, die sich für Sonderkulturen wie Erdbeeren eignen, informiert Wolfgang Lang, Geschäftsführer des Maschinenrings Freising. Doch die Preise steigen. Ungefähr 800 Euro Pacht kann ein Landwirt, der Mais für die Biogasanlage anbaut, bezahlen. Ein Milchviehhalter müsse schon bei 600 Euro passen, so Lang. Daher bleiben bei Neuverpachtungen die Viehhalter häufig auf der Strecke.

Damit beeinflusst die Pachtpreisentwicklung auch das Landschaftsbild, indem Grünland immer weniger wird und dem Maisanbau weicht. "Unsere Landwirte kämpfen um jede Fläche, besonders Milchviehhalter können immer weniger mit den steigenden Pachtpreisen mithalten", sagt auch Langenbachs Bürgermeisterin Susanne Hoyer. Die Gemeinde könne nichts gegen die steigenden Preise tun, aber "wir verpachten unsere Flächen nur an aktive, einheimische Landwirte, und bei neuen Verträgen heben wir die Preise nur moderat an", betont die Bürgermeisterin. Auch für Milchbauer Martin Wildgruber aus Niederhummel wird die Situation immer schwieriger. Er plant eigentlich, seinen Betrieb zu erweitern und seine Herde von 50 auf 100 Tiere aufzustocken, damit er und seine Familie langfristig von der Milchviehhaltung leben können. "Das ganz große Problem bei einer Betriebserweiterung sind die Pachtpreise", sagt auch er.

Denn für die doppelte Menge Milchvieh benötige er auch mehr Futter und müsse Flächen zupachten. Aber rund um Niederhummel in den Isarauen seien die Böden gefragt, es herrsche ein Preiskampf, bei dem Landwirte, die Milch erzeugen, nicht mithalten könnten. Viel lohnender sei der Maisanbau für die große Biogasanlage im Landkreis Erding, aber auch Saatzuchtfirmen oder die Landesanstalt für Landwirtschaft treten als Pächter auf und seien in der Lage, für die sehr guten Böden rund um Langenbach hohe Pachtpreise zu bezahlen, beschreibt Wildgruber die Situation. Martin Bengler, Leiter des Langenbacher Bauamts, spricht Klartext: "Wir beobachten mit großer Sorge, wie die Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen steigen". Und auch die Verkaufspreise erhöhten sich drastisch. Als Kommune könne man allerdings nicht dagegen steuern. Natürlich verändere sich die Landschaft, wenn immer mehr Mais als Monokultur für die Biogasanlagen, die dafür eine guten Preis bezahlen, angebaut werde.

Außerdem bringe der Maisanbau eine ganze Reihe von Problemen mit sich, wie beispielsweise Erosion, die den Oberboden in die Vorfluter schwemme, kritisiert Bengler. Bei Grünland dagegen bestünden diese Probleme nicht. Die Landwirtschaft habe sich in den vergangenen zehn Jahren auch aufgrund der Subventionierung des Stroms aus Biogas grundlegend geändert, sagt Maschinenring-Geschäftsführer Wolfgang Lang. Wer in Zukunft noch von der Nahrungsmittelerzeugung leben wolle, müsse entweder den Gürtel enger schnallen, sich vergrößern oder sich ein zusätzliches Einkommen suchen. "Alle, die auch in Zukunft von der Landwirtschaft leben wollen, brauchen mehr Fläche", sagt Lang. Gelingt dies nicht, müsse der Betrieb aufhören, die steigenden Bodenpreise beschleunigten den Prozess. Dennoch macht Lang allen mittelgroßen Betrieben, die keinen Mais für die Biogasanlage anbauen, sondern weiterhin mit ihren Tieren wirtschaften wollen, Hoffnung. Der Pachtflächenmarkt verhalte sich wie der Immobilien- und Mietmarkt, es würden sehr unterschiedliche Preise verlangt, die Spannen seien groß. Manchen Verpächtern gehe es nicht darum, den momentan größten Gewinn aus der Verpachtung der Fläche zu erzielen, sondern ihnen sei die langfristige Bodengesundheit, die durch eine Fruchtfolge gewährleistet wird, wichtig und dafür verzichteten sie dann auch auf Pachteinnahmen, so Lang.

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