Steigende Kosten und immer weniger  Trainingszeiten:Harsche Kritik an der Stadt

Eröffnungsfeier Eishalle

Vor gut einem Jahr ist die Freisinger Eishalle eröffnet worden. Doch die Eishockey-Abteilung des SE Freising ist nicht glücklich.

(Foto: lukasbarth.com)

Eishockeyabteilung des SE Freising klagt über hohe Belastungen durch das neue Stadion. Oberbürgermeister kann die Beschwerden nicht nachvollziehen.

Von Johann Kirchberger und Kerstin Vogel, Freising

Die Eishockeyabteilung des SE Freising ächzt unter den hohen finanziellen Belastungen und würde sich mehr Unterstützung von der Stadt wünschen. Doch davon sei nichts zu spüren. Stattdessen, so klagt die Abteilungsführung, kämen immer mehr Forderungen und Belastungen auf den Verein zu.

"Die Kosten steigen", sagt Abteilungsleiter Bernd Sittenauer, "und unsere Trainingszeiten werden weniger". Noch drastischer sieht es sein Sohn Thomas: "Wenn es so weiter geht, müssen wir zusperren." Obwohl die Mitglieder beim Bau der Eishalle "brutalen Einsatz" gezeigt hätten, so Kassier Alfons Neumair, "werden wir finanziell immer schlechter gestellt". So hätten sich die Kosten für die Eiszeiten mit 15 000 Euro mehr als verdoppelt. Der Förderverein müsse für die Schuldentilgung der selbst gebauten Kabinen 20 000 Euro im Jahr aufbringen und für die Kabinen fielen auch noch 10 000 Euro Nebenkosten an. Das sei von den knapp 250 Mitgliedern kaum noch zu schultern.

Zu den normalen Beiträgen habe man bereits eine Umlage von 48 bis 96 Euro erhoben. Zusätzlich verlange die Abteilung von Kindern und Jugendlichen jetzt auch noch einen Ausbildungsbeitrag von 90 Euro. Eltern zahlten somit für ihren Nachwuchs 240 bis 300 Euro im Jahr, dazu müssten sie noch einmal 500 Euro für die Ausrüstung aufbringen.

Weil die Trafo-Anlage in der Luitpoldanlage nicht leistungsfähig genug sei, um gleichzeitig Strom für Volksfest und Eishalle zu liefern, müsse die Abteilung weiterhin etwa 5000 Euro für "Fremdeis" ausgeben. Denn weil es in Freising erst Anfang Oktober Eis gibt, dann aber schon die Saison beginnt, müssen die Eishockeyspieler in Erding, Landshut oder Pfaffenhofen trainieren, meist erst nach 22 Uhr. Auch nach Bad Tölz sei man schon gefahren. "Wir wollen nichts geschenkt", sagt Neumair, "aber wir wollen uns auch nicht ständig verschlechtern." Ganz schwer treffe die Eishockeyabteilung die Kürzung der Trainingszeiten zugunsten des "öffentlichen Laufs". Dabei stehe die Eishalle jetzt schon 25 Stunden in der Woche der Öffentlichkeit zur Verfügung, "mehr öffentlichen Lauf gibt es nirgends". In Erding seien es 22 Stunden, in Fürstenfeldbruck 19,5, in Moosburg 17,5, in Pfaffenhofen 10,5 und in Dorfen gar nur 6,25 Stunden.

Probleme bereiteten auch die geplanten Verschiebungen der Eiszeiten. Bisher hätten die Zwölfjährigen ihre Punktspiele samstags um 18 Uhr ausgetragen, jetzt sollen sie das erst von 20.15 Uhr an tun dürfen, aber da machten Gegner und Verband nicht mit, sagt Jugendleiter Oliver Hahn. Ein Unding sei, dem SEF für verlorene Trainingszeiten während der Woche Eis am frühen Nachmittag anzubieten. Da hätten die Trainer keine Zeit und die Kinder auch nicht. "Die Motivation der Mitglieder sinkt langsam gegen null", so Hahn, "die Stadt gefährdet die Zukunft des Vereins." Bei den Ehrenamtlichen habe sich viel Frust angesammelt.

Um die Probleme zu schultern, klagt Neumair, brauche die Abteilung mehr Mitglieder, "aber die bekommen wir nicht, wenn wir immer weniger Eiszeit haben". Andere Möglichkeiten, Einnahmen zu generieren, habe der Verein nicht. Einmal, weil die Stadt den Kiosk an die "Café Biene" von Andrea Kubik vergeben habe. Zum anderen, weil es dem SEF nicht einmal gestattet sei, während der Nachwuchsspiele Kaffee und Kuchenspenden der Eltern zu verkaufen, wie in allen anderen Stadien üblich. Alles, was an Werbung rein komme, müsse an den Förderverein abgeführt werden, damit der die Schulden für die Kabinen abzahlen könne. Ein Dilemma sei die nicht vorhandene Tribüne. Die Halle sei zwar für 1100 Leute zugelassen, aber höchstens 200 sehen was. "Und die stehen teilweise in dritter Reihe", so Neumair. Die Stadt habe entschieden, keine Tribüne zu bauen, das müsste der Verein tun, "aber womit?".

Was Abteilungsleiter Sittenauer noch auf den Nägeln brennt, ist das fehlende Hausrecht. "Wir sollen während der Spiele für Sicherheit und Ordnung sorgen, ja sogar Taschenkontrollen durchführen, das Hausrecht aber behält sich die Stadt vor." Wenn die Stadt darauf bestehe, dann solle sie auch für die Sicherheit sorgen. Er fordere eine klare juristische Definition. Wer für was zuständig sei, müsse hieb- und stichfest geregelt sein. Es könne nicht sein, "dass wir zuständig sind, aber nichts zu reden haben".

Die Forderungen der Eishockeyspieler, "damit uns nicht die Luft ausgeht", fasst Neumair so zusammen: weniger Gebühren, Eiszeiten zumindest wie im Vorjahr, ein anständiger Trafo, eine Tribüne und die Klärung des Hausrechts. Noch sei er zuversichtlich, so Sittenauer, mit der Stadt einen Konsens zu erreichen.

Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher kann die Klagen nicht nachvollziehen. Über die Gebühren habe man ausführlich diskutiert, ebenso über die Eiszeiten - "aber ich frage mich langsam, warum wir diese Gespräche führen". Bei dem Eisstadion handele es sich um eine städtische Einrichtung. Die Stadt müsse alle Nutzer gleich behandeln und einen öffentlichen Lauf ermöglichen. "Wenn der SEF alle interessanten Eiszeiten belegen will, ist das nicht gerechtfertigt", so Eschenbacher. Die kritisierten Gebühren würden von allen gleichermaßen verlangt - "und sind hoch subventioniert".

Dass die Stadt keine Tribüne bauen werde, sei von Anfang an klar gewesen. Der Verein könne das gerne nachholen und würde dafür auch die übliche Unterstützung bei Investitionen erhalten - also zehn Prozent als Zuschuss und zehn Prozent als zinsfreies Darlehen, "so wie jeder andere Verein". Gleiches gelte für den Trafo: Wenn man hier eine leistungsstärkere Variante gewählt hätte, wäre das ausschließlich den Eishockey-Spielern zugute gekommen, "also hätten die auch dafür zahlen müssen". Was die Vergabe des Kiosks angehe, so sei dieser ganz normal ausgeschrieben worden und der Verein habe sich nicht einmal beworben, ärgert sich Eschenbacher. "Die hätten den schon bekommen." Stattdessen habe sich ein SEF-Mitglied privat beworben, aber nichts zahlen wollen. Eschenbacher: "Das ist schon ein starkes Stück, wenn die sich jetzt so massiv beschweren, denn die Stadt ist dem SEF wirklich immer entgegengekommen."

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