Städtepartnerschaften:Aus der Geschichte Lernen

Geboren aus den Schrecken des Zweiten Weltkriegs

Von Till Kronsfoth

Anders als nach dem Ersten Weltkrieg überwog 1945 bei großen Teilen der deutschen Bevölkerung das Interesse an den Nachbarländern und den USA das Gefühl der Bevormundung durch besatzungspolitische Kontrolle. Besonders im Fokus stand die Beziehung der einstigen "Erbfeinde" Deutschland und Frankreich. 1950 gründeten in Stuttgart 28 deutsche und 20 französische Bürgermeister die Internationale Bürgermeisterunion (IBU), die sich zum Ziel setzte, den Austausch voranzutreiben. Ein Dachverband für Städtepartnerschaften war entstanden. Die Initiatoren der ersten Städtepartnerschaften waren überzeugte Europäer. Die Schrecken des Krieges noch vor Augen, einte die Städtepartner die Überzeugung, nur ein vereintes Europa sei künftig gefeit vor den Gefahren des Nationalismus. Dementsprechend entstanden die ersten Städtepartnerschaften vor allem in den Gründungsstaaten der Montanunion, Deutschland, Frankreich, Italien und den Benelux-Ländern. Ausgangspunkt dieses vereinten Europas sollten die Gemeinden sein, die mit ihren Fußballclubs, Musikvereinen und Schüleraustauschprogrammen unzählige Möglichkeiten besaßen, Misstrauen und Vorurteile abzubauen. Inspiriert durch die erste deutsch-französische Städtepartnerschaft, die bereits 1950 zwischen Ludwigsburg und Montbéliard zustande gekommen war, unterzeichneten Konrad Adenauer und Charles de Gaulle 1963 den Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrag.

Von diesem Zeitpunkt an erlebten Städtepartnerschaftsgründungen einen zweiten Boom. Auch im Landkreis Freising entwickelte sich eine rege Partnerschaftsaktivität. So unterhält Moosburg seit 1973 eine Partnerschaft mit dem französischen Bry-sur-Marne und seit 1981 mit Rochester in den USA. Neufahrn unterhält seit 1983 Verbindungen zu Trient. Vergleichsweise spät, 1994 und 2006, fanden Hallbergmoos und Marzling zu ihren jeweiligen italienischen Städtepartnern Predazzo und San Zenone degli Ezzelini. Eine dritte Welle von Städtepartnerschaften wurde nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der EU-Osterweiterung geschlossen. So schloss Freising 2004 eine Partnerschaft mit Skofja Loka in Slowenien und Eching im Jahr 2005 eine Partnerschaft mit dem ungarischen Majs. Ebenfalls mit einer Stadt in Ungarn, dem rund 50 Kilometer östlich von Budapest gelegenen Újszilvás, verpartnerte sich Nandlstadt 2007.

Eine Partnerschaft auf Kreisebene unterhält Freising seit mehr als 30 Jahren mit der ostchinesischen Stadt Weifang. Damals wie heute ging es dem Landkreis und der Acht-Millionen-Einwohner-Metropole in der Provinz Shandong vor allem um die Zusammenarbeit auf den Gebieten Technologie und Wirtschaft sowie um interkulturellen Austausch. Auch das Thema Entwicklungshilfe spielt zunehmend eine Rolle. Seit 1986 gibt es in Eching den "Arbeitskreis Entwicklungshilfe", der sich im peruanischen Urubamba, bekannt durch seine Nähe zur sagenumwobenen Inka-Stadt Machu Picchu, an Projekten wie dem Bau von Wasserleitungen, Trafostationen und Brücken beteiligt.

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