Stadtrat vertagt Entscheidung:Reparieren lohnt nicht

Der Aufzug im Elisabethenheim bleibt vorerst außer Betrieb

Von Alexander Kappen, Moosburg

Die mögliche Reparatur des seit geraumer Zeit defekten Aufzugs im auch als "Haus der Vereine" genutzten Elisabethenheim gerät zur Hängepartie. Die Grünen-Fraktion im Stadtrat hatte beantragt, dafür 80 000 Euro außerplanmäßig zur Verfügung zu stellen und den Betrag über Mehreinnahmen bei den Schlüsselzuweisungen zu decken. Der Antrag ist nun auf Anregung von Rudolf Heinz (CSU) mit 12:11 Stimmen vertagt worden. Die Verwaltung soll mit den Vereinen, die größere Gegenstände in den oberen Stockwerken des Gebäudes lagern und den Aufzug deshalb benötigen, zunächst nach alternativen Lagermöglichkeiten suchen.

"Ist es echt nötig, so viel Geld dafür auszugeben, dass die Vereine zweimal im Jahr einen Grill mit dem Lift rauf und runter fahren?", fragte Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU). Ihr und ihrer Verwaltung erscheint die Reparatur, für die ohne Eigenleistung der Stadt laut Kostenvoranschlag 77 000 Euro zu zahlen sind, als "nicht wirtschaftlich". Schließlich nehme man an Mieten nur jährlich 14 300 Euro ein. Zu den Reparaturkosten kämen zudem jährlich noch 4000 Euro für die Wartung, die Notfallbereitschaft und den TÜV dazu, hieß es in der Sitzungsvorlage.

Man könne nicht die Mieteinnahmen den Reparaturkosten gegenüberstellen, meinte Grünen-Fraktionssprecher Johannes Becher: "Wir vermieten das Gebäude ja nicht gewinnbringend, also kann man nicht nach der Wirtschaftlichkeit gehen". Man trage als Eigentümer dieses städtischen Gebäudes die Verantwortung: "Und wenn was hin ist, dann richtet man es, das macht man so." Auch SPD-Sprecher Gerd Beubl vertrat die Ansicht, "dass wir das Geld in die Hand nehmen sollten - das ist ein öffentliches Gebäude, und da geht es auch um die Barrierefreiheit". CSU-Fraktionschef Erwin Weber sah nicht ein, "dass ich etwas repariere, nur weil es der Stadt gehört, auch wenn ich gar keinen Nutzen davon habe". Für den Sozialverband VDK, der als einziger Nutzer Parteiverkehr in den oberen Räumen hat und dort Leute berät, die womöglich nicht so gut zu Fuß sind, "gibt es in der Stadt sicher auch andere, barrierefreie Räume".

Vizebürgermeister Josef Dollinger (FW) und Alfred Wagner (UMB) stellten das Haus der Vereine in seiner derzeitigen Form generell in Frage. "Das ist überhaupt kein Haus der Vereine mit einem aktiven Vereinsleben, sondern nur ein Lagerhaus", bemängelte Dollinger. Wenn das benachbarte Areal von alter Polizei und Jugendhaus überplant werde, solle man das Elisabethenheim am besten in ein neues Konzept mit aufnehmen, so sein Vorschlag: "Und vielleicht ist der Aufzug, den wir jetzt reparieren, dann schon wieder zu klein." Als Lagerhaus für die Vereine sei das denkmalgeschützte Gebäude "viel zu wertvoll", meint Wagner: "Man braucht eine Alternative für die Vereine - so wie es jetzt, ist es nix Halbes und nix Ganzes."

Ob das Haus nun als Lagerplatz genutzt werde oder nicht, "ist nicht entscheidend", sagte Martin Pschorr (SPD): "Momentan ist es das Haus der Vereine und das wird auch noch eine Zeit so sein, deshalb ist ein funktionierender Aufzug in so einem Gebäude kein Überfluss." Abgesehen davon gehe die Stadt bezüglich der Finanzen etwa "bei der VHS auch sehr großzügig um". Seniorenreferentin Karin Linz (CSU) hält die schmale Treppe im Haus, die Pschorr als "Stiege" bezeichnete", für "gefährlich". Wenn man nun keine andere Lösung mit den Vereinen finde, "müssen wir den Aufzug richten".

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