Stadtmuseum Freising:Spargroschen des Ladenjungen

Kleine aber feine Schätze können Besucher ab sofort im Freisinger Stadtmuseum bewundern: Die 743 Münzen lagen über 250 Jahre unter Dielen verborgen.

Birgit Goormann-Prugger

Der Schatz besteht aus winzig kleinen Einzelteilen, teilweise hauchdünn und abgegriffen, als wertvolles Ausstellungsstück auf den ersten Blick darum gar nicht zu erkennen. Dennoch wurden die Arbeiten von der zuständigen Bauleiterin sofort gestoppt, als im Juni 2008 bei der Sanierung des Freisinger Marcushauses, ein altes Handelshaus, dessen Tradition bis ins 17.Jahrhundert zurückreicht, zahlreiche kleine Münzen zum Vorschein kamen - genau 743, wie man später feststellte.

Stadtmuseum Freising: Ganz genau hinschauen muss man bei den vielen kleinen Münzen, die zurzeit im Freisinger Stadtmuseum ausgestellt sind. Numismatiker werden dennoch begeistert sein.

Ganz genau hinschauen muss man bei den vielen kleinen Münzen, die zurzeit im Freisinger Stadtmuseum ausgestellt sind. Numismatiker werden dennoch begeistert sein.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die älteste Münze stammt aus dem Jahr 1535, die jüngste aus dem Jahr 1754. Jetzt kann man sie im Freisinger Stadtmuseum in einer Sonderausstellung allesamt hinter Glas bewundern, fein säuberlichen einsortiert in kleine Schächtelchen, ausgelegt mit Seidenpapier. Münzfunde seien besondere Funde, sagte Museumsleiterin Ulrike Götz bei der Eröffnung der Ausstellung am Freitagabend.

Das Gesetz in Bayern schreibe vor, dass diese an die Staatliche Münzsammlung gemeldet werden müssten, die dann auch eine genaue Erfassung von Amts wegen vornehme. Das sei auch in diesem Fall geschehen. Annette Kranz und Martin Hirsch von der Staatlichen Münzsammlung in München hätten sich des Freisinger Münzschatzes angenommen.

Mit den Münzen hat das Freisinger Stadtmuseum auch eine detailreich ausgearbeitete Excel-Tabelle zurückerhalten, die jede einzelne Münze erschließt und Datierung, Darstellung und Material erfasst. Bei dem Freisinger Münzschatz handelt es sich ausschließlich um Münzen kleiner Währung, zum größten Teil sind es Kreuzer und Pfennige.

Sie bestehen aus Silber, Kupfer sowie teilweise versilbertem Kupfer. Die Münzen stammen ganz vorwiegend aus dem süddeutschen Raum, einschließlich Österreichs und der Schweiz, die meisten aus Bayern und den damaligen pfälzischen Handelsgebieten. Der Schatz, so haben die Untersuchungen ergeben, muss 1754 oder etwas später versteckt worden sein. Denn aus diesem Jahr stammt die jüngste Münze, ein bayerischer Kreuzer mit dem Bild von Kurfürst Max III. Joseph.

"Vielleicht war es ein Angestellter oder einer der Ladenjungen des Handelshauses, der seinen Spargroschen hier in Sicherheit gebracht hat", so Ulrike Götz. In der Mitte des 18. Jahrhunderts habe das Marcushaus dem aus Salurn in Südtirol gebürtigen Kaufmann Franz Prenner gehört. Auch einer der drei Söhne Prenners könnte also hier sein Taschengeld versteckt haben.

Jedenfalls sei anzunehmen, dass die Münzen nicht nach und nach, sondern auf einmal versteckt worden seien, denn der Schatz lag unter befestigten Dielen. Unklar bleibe, warum der Besitzer den Schatz nicht wieder an sich genommen habe. Addiere man die Einzelwerte der 743 Münzen, so ergebe sich ein Betrag von zwölfeinhalb Gulden - für eine weniger bemittelte Person sei das ein ansehnliche Betrag gewesen, wenn auch kein großes Vermögen.

Davon unabhängig sei der Münzschatz aus dem Marcushaus für Freising ein interessantes und kostbares Zeugnis der bürgerlichen Stadt- und Häusergeschichte, versicherte Ulrike Götz. Viele Fragen hätten sich beim Einräumen in die Glasvitrine gestellt. Warum beispielsweise fänden sich allein 150 Exemplare eines Kreuzers aus der Pfalz Neuburg und warum stammt die größte Anzahl an Münztypen aus Habsburgischen Landen? Hat das womöglich etwas mit den Handelsbeziehungen der Kaufmannsfamilie des Marcushauses zu tun?

Der Münzschatz aus dem Marcushaus, Freisinger Stadtmuseum, Mittwoch bis Sonntag 13 bis 17 Uhr, erster Donnerstag im Monat 18 bis 20 Uhr.

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