Stadt der Bierkeller:Geschichte im Untergrund

Hans Lorenzer schreibt ein Buch über die alten Freisinger Brauereien und ihre Keller. Viele befinden sich heute auf Privatgrund.

Von Birgit Goormann-Prugger

Die Empörung war groß als bekannt wurde, dass die historischen Peterkeller am Lankesberg verfüllt werden sollten und als Stadtarchivar Florian Notter durch die alten Bierkeller unter dem Lindenkeller führte, kamen so viele Besucher, dass er einige wieder nach Hause schicken musste. Freising ist die Stadt der Bierkeller und das Interesse an diesem Thema ist beachtlich. Hans Lorenzer, 26 Jahre lang Lehrer an der Hauptschule Neustift, hat die Geschichte der Freisinger Brauereien und ihrer Bierkeller in einem Buch zusammengefasst. Erschienen ist es erst vor ein paar Wochen im Freisinger Verlag bei Lerchl Druck in einer Auflage von 500 Stück. Jetzt sind nur noch 120 davon zu haben, ein Ladenhüter scheint das 264 Seiten starke, reich bebilderte Werk nicht zu sein.

Drei Jahre hat Hans Lorenzer an diesem umfangreichen Buch gearbeitet. 2010 ist von ihm bereits die Broschüre "Freisinger Geschäfte in den Jahren 1950 bis 1970" erschienen und 2012 eine Broschüre, welche die einzelnen "Freisinger Moosacharme" beschreibt

Die 25 Freisinger Brauereien, die es seit dem Jahr 1040 in Freising gegeben hat, werden in dem neuen Buch von Lorenzer beschrieben. Ebenso deren Besitzer und eben auch ihre Keller, von denen sich viele heute auf Privatgrundstücken befinden, weil es die Brauereien eben nicht mehr gibt. Gärkeller brauchten die Brauer früher, in dem die mit Hefe versetzte kalte Bierwürze vergor, außerdem Lagerkeller, Eiskeller, um dort das Bier den Sommer über kühl zu lagern. Der Autor hat viele Gespräche führen müssen, um für seine Fotos Zugang zu diesen vergessenen Kellern im Freisinger Untergrund zu erhalten. Viele werden heute als Abstellräume genutzt. "Bei meiner Beschreibung der Freisinger Brauereien stand ich vor der Überlegung, ob ich die Brauereien alphabetisch, nach dem Gründungsjahr, oder nach der Betriebsdauer ordnen soll", schreibt Lorenzer im Vorwort. Zur besseren Orientierung habe er sich dazu entschlossen, die Brauereien und ihre Bierkeller in einem Spaziergang durch die Stadt zu beschreiben. Allein auf der kurzen Strecke vom Stieglbräu zum Marienplatz habe es früher auf knapp 100 Metern sechs Brauereien gegeben. Ähnlich war die Situation am Ende der Unteren Hauptstraße/Ecke General von Nagel Straße. Dort waren früher in unmittelbarer Nachbarschaft allein vier Brauereien angesiedelt. Dann schließt sich der Bogen von der Aktienbrauerei über das Hofbrauhaus bis zur Staatsbrauerei Weihenstephan und auch die Zulieferer der Brauereien - die Firma Steinecker und die Mälzerei Schwaiger - hat Hans Lorenzer in seine Betrachtungen mit einbezogen.

Der Leser erfährt viel über die Bierbrauerzunft früherer Tage und ihre Regeln. Eine davon besagte, dass ein Brauer zur Ausübung seines Gewerbes verheiratet sein musste und so trat mancher auch drei bis vier Mal zum Traualtar. Auch um die Witwen der Brauer kümmerte man sich, mit gutem Grund. Denn der Brauch wollte es, dass diese nach dem Tod ihres Mannes das Brauwesen nur noch bis zum Georgitag am 23. April weiterführen durfte. Und so ging auch eine verwitwete Brauersfrau drei bis vier Mal eine neue Ehe ein. Auch die familiären Besitzerverhältnisse der früheren Freisinger Brauereien hat Hans Lorenzer in seinem Buch dokumentiert. Vieles, was in dem Buch auf Fotos zu sehen ist, gibt es heute nicht mehr. Wo heute die AOK zu finden ist, stand einst der Furtnerkeller, der 1969 abgerissen wurde. Fotos gibt es auch vom Abriss des Colosseums oder Aufnahmen von alten Kellerresten, die bei Bauarbeiten entdeckt wurden. Eine Zeittafel am Ende informiert über die Gründung und das Ende der einzelnen Freisinger Brauereien, die über Jahrhunderte das Freisinger Stadtbild geprägt haben, nicht nur Weihenstephan, das Hofbrauhaus oder der Stieglbräu, Namen, die man heute kennt. Sondern auch die Franziskaner Klosterbrauerei, der Paulimayrbräu, der Heiglbräu, der Schweinhammerbräu, der Hasiberbräu und viele andere.

Hans Lorenzer, "Freisinger Brauereien und ihre Keller", Freisinger Verlag (Hrsg.).

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