Spender für Noah und Niclas:Jetzt beginnt das Warten

Spender für Noah und Niclas: Peter Lohs und Andreas Schwaiger (links, neben Landrat Hauner) von Texas Instruments übergeben eine Spende in Höhe 11 000 Euro (8000 Euro kamen allein von den TI-Mitarbeitern) an Olaf Kiepe und Niclas (rechts).

Peter Lohs und Andreas Schwaiger (links, neben Landrat Hauner) von Texas Instruments übergeben eine Spende in Höhe 11 000 Euro (8000 Euro kamen allein von den TI-Mitarbeitern) an Olaf Kiepe und Niclas (rechts).

(Foto: Marco Einfeldt)

Drei Monate dauert es, bis die Blutproben der potenziellen Spender in den Laboren in Martinsried komplett analysiert sind.

Von Katharina Aurich, Freising

Das Ergebnis der Typisierungsaktion am Samstag, bei der ein lebensrettender Knochenmarksspender für Noah (20) und Niclas (16) gesucht wurde, sei überwältigend und ermutigend, beschreiben Hiltrud Herrmann, die Mutter von Noah, und Olaf Kiepe, der Vater von Niclas, am Tag danach ihre Eindrücke. Anfangs hätten sie noch Bedenken gehabt, über die sozialen Netzwerke wie Facebook über das Schicksal ihres Sohnes zu informieren und hätten sich um den Persönlichkeitsschutz gesorgt, erinnert sich Herrmann. Jetzt sei sie sehr froh, dass es heutzutage diese Möglichkeit gebe, so viele junge Menschen zu erreichen. 3682 Menschen waren zu der Typisierungsaktion ins Josef-Hofmiller-Gymnasium gekommen.

Durch die Aktion sei in der Bevölkerung auch das Bewusstsein für die Stammzellenspende gewachsen, sagt Olaf Kiepe. Er hoffe, dass sich nun immer mehr Menschen, zum Beispiel auch beim Blutspenden, typisieren lassen würden, um den Spenderpool immer weiter zu vergrößern. Aber ohne die vielen Helfer, die am Samstag Essen ausgegeben für einen reibungslosen Ablauf gesorgt hätten, wäre diese Aktion nicht möglich gewesen. Bei ihnen und bei den vielen Geldspendern bedanken sich die Eltern sehr herzlich.

Niclas sei am Samstag die ganze Zeit dabei gewesen, das habe er sich nicht nehmen lassen wollen, und am Abend sei er angenehm erschöpft gewesen, erzählt sein Vater. Seine Mitschüler hätten ihn "durch den Tag getragen". Auch Noahs Eltern waren den ganzen Tag auf den Beinen. Vor allem habe sie viele Fotos gemacht, um Noah, der nicht habe dabei sein können, über die Atmosphäre und die vielen potenziellen Spender zu informieren, so Hiltrud Herrmann. Am Sonntag habe Noah für einige Stunden das Krankenhaus verlassen können, so Herrmann. "Diese Aktion hat uns allen sehr viel Kraft, Zuversicht und positive Energie gegeben. Wir glauben jetzt fest daran, einen passenden Spender für unsere beiden Jungs zu finden," sagt Olaf Kiepe. Jetzt beginne das Warten auf ein positives Ergebnis bei der Suche nach demjenigen, der ihren Söhnen das Leben retten könne.

Für die beiden jungen Männer und ihre Familien und Freunde heißt es nun, geduldig zu sein, "man möchte natürlich bald eine positive Antwort hören," sagt Noahs Mutter. Ihr Sohn habe jetzt seine vorerst letzte Chemotherapie hinter sich und wenn seine Blutwerte es zuließen, das heißt, wenn seine Immunabwehr halbwegs kräftig genug sei, dürfe er nach Hause. Auch für Niclas ging am Montag der Alltag weiter. Nachdem er eine Woche wegen einer Infektion zu Hause geblieben war, konnte er wieder zur Schule gehen. Natürlich werde er engmaschig untersucht, schildert sein Vater. Aber er und die ganze Familie bräuchten so viel Alltag und Normalität wie möglich, um die Krankheit manchmal ein wenig vergessen zu können.

Die Blutproben der potenziellen Spender werden nun im Labor der Stiftung Aktion Knochenmarksspende Bayern (AKB) in Martinsried analysiert. Es dauere rund drei Monate, bis alle Gewebemerkmale der Proben in einem aufwendigen, molekular-genetischen Verfahren genau erfasst seien, berichtet Cornelia Kellermann von der AKB. Jeden Tag kämen drei bis vier Spender in das Zentrum der Stiftung nach Gauting und ließen sich Stammzellen entnehmen. Sie seien als passende Lebensretter für einen leukämiekranken Menschen irgendwo auf der Welt identifiziert worden. Innerhalb von 48 Stunden müssten die gewonnenen Stammzellen dann transplantiert werden, berichtet Kellermann.

Für Noah und Niclas gebe es bisher noch keinen passenden Spender, aber die Wahrscheinlichkeit, jemanden zu finden, steige mit jeder Typisierungsaktion. Das liege vor allem an der zunehmenden Bereitschaft in der Bevölkerung, sich typisieren zu lassen. Für 80 Prozent aller Patienten findet sich ein Mensch mit den richtigen Gewebemerkmalen, so die Erfahrung von Kellermann. Sei ein passender Spender gefunden, werde dieser drei Monate für Noah oder Niclas reserviert. Denn sowohl der Spender wie auch der Empfänger müssten für den Eingriff in einem stabilen gesundheitlichen Zustand sein. Vor der Transplantation werde das Immunsystem der Leukämiekranken vollkommen zerstört, anschließend die neuen Stammzellen implantiert, welche die Blutbildung und Immunabwehr neu aufbauen müssen. Alles müsse reibungslos funktionieren, erzählt Cornelia Kellermann und natürlich sei so ein Eingriff eine große medizinische, aber auch emotionale Herausforderung.

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