Spatzen willkommen:Ein offenes Haus

Es gibt deutlich weniger Haussperlinge als früher, denn sie finden kaum noch geeignete Nistplätze. Gregor Buchmeier hat deshalb bei der Gebäudesanierung im Dachüberstand eigens kleine Schlupflöcher geschaffen

Von Alexandra Vettori, Eching

Jeder kennt ihn, den Haussperling, im Volksmund Spatz genannt. Oft wird er allerdings mit seinem nahen Verwandten, dem Feldsperling, in einen Topf geworfen. Doch während der auch außerhalb von Siedlungen vorkommt, sucht der Haussperling die unmittelbare Nähe des Menschen. Am liebsten wohnt er mit ihm sogar unter einem Dach. Dass der Haussperling bei Vogelzählungen auch im Landkreis Freising meist der am häufigsten beobachtete Vogel ist, verwundert daher nicht. Dennoch sinken die Bestände seit Jahren.

Spatzen

Nach der Renovierung seines Hauses hat Gregor Buchmeier dafür gesorgt, dass Spatzenfamilien weiterhin unter dem Dach nisten können.

(Foto: Barth)

Der Hauptgrund dafür sind Modernisierungsmaßnahmen an Hausdächern und Fassaden. Denn wo früher noch ein morscher Balken Zutritt unter das Dach gewährte, machen jetzt Gitter, Lochbleche und Dämmungen alles dicht. Dass es auch anders geht, und das ohne Schaden für das Haus, zeigt Gregor Buchmeier aus dem Echinger Ortsteil Hollern. Neun Spatzennester hat er an seinem Haus.

"Mit ein bisschen Nachdenken und gutem Willen kann man dem Haussperling Brutmöglichkeiten bieten, ohne dass es dem Haus schadet", sagt der Ingenieur für Verfahrenstechnik. Seit seiner Kindheit gehören die Spatzen zum Haus, daran ändern auch die beiden Katzen nichts. Das Tschilpen und Zwitschern möchte Buchmeier nicht missen, deshalb hat er bei der Renovierung seines Hauses ein Augenmerk auf die Spatzennester gelegt. Wo in deren Umfeld im Dachüberstand Bretter ausgetauscht werden mussten, hat er ein kleines Loch als Durchschlupf gelassen. "35 Millimeter Durchmesser können bereits ausreichen", sagt er und betont: "Die Vögel interessieren sich nicht für Isoliermaterial oder Folien und richten keinerlei Schäden am Gebäude an."

Spatzen

Neun Spatzennester hat Gregor Buchmeier am Haus, das Zwitschern der Sperlinge möchte er nicht missen.

(Foto: Barth)

Auch Nistkästen hat er an der Fassade angebracht, unter dem Dachüberstand, dort wo sie vor Regen geschützt sind. Allerdings, betont er, so sehr der Spatz auch die Nähe zum Menschen sucht, einen Sicherheitsabstand von zwei Metern möchte der gefiederte Nachbar schon wahren. Dass der Spatz viel "Dreck" macht, wird immer wieder als Argument für seine Vertreibung genannt. Auch das kann Buchmeier nicht bestätigen: "Der 'Dreck', den die 30 Gramm schweren Vögel fallen lassen, ist sehr überschaubar und wird in der Regel vom Regen fortgewaschen." Ein weiterer Grund für die sinkende Zahl der Spatzen ist fehlende Nahrung. Während er sonst reiner Vegetarier und Körnerfresser ist, braucht er in den zwei Wochen der Jungenaufzucht hauptsächlich Insekten. Die aber sind in dicht bebauten oder intensiv landwirtschaftlich genutzten Gebieten rar geworden. Gregor Buchmeier bedenkt auch das und lässt in seinem Garten "wilde" Ecken stehen, wo das Gras nur selten gemäht wird. Dort decken sich die Spatzen auch mit Material zum Nestbau ein, dicken Grasstängeln, mit denen sie den Raum unter den Dachplatten auspolstern. Zwei Wochen lang brüten die Haussperlinge, hat Buchmeier beobachtet, dann werden die Jungvögel zwei Wochen lang gefüttert, bis sie das Nest verlassen. Das steht in der Regel nur wenige Tage leer, dann zieht erneut ein Vogelpaar ein. "Ob es das gleiche ist oder ein anderes, weiß ich nicht", sagt er, "sie sehen ja alle gleich aus."

Den Unterschied zwischen Haus- und Feldsperling allerdings sehen auch Nicht-Ornithologen. Beide gehören zwar zur Familie der Finken und sind Kulturfolger der Menschen, doch brütet der Feldsperling auch außerhalb menschlicher Behausungen. Das Männchen des Haussperlings erkennt man am schwarzen Brustlatz und einer grauen Kopfplatte, an den Seiten des Kopfes trägt er kastanienbraune Federn. Das Weibchen ist weniger auffällig. Beim Feldsperling sind die Geschlechter nur schwer zu unterscheiden, ihre Kopfplatten sind braun, sie haben weiße Ohrflecken mit einem schwarzen Tupfen in der Mitte.

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