Spannende Ausgrabungen:Die geheimnisvolle Keltenstadt

Auf dem Pantaleonsberg in Kranzberg soll ein Bronzezeitmuseum entstehen und die Funde von Bernstorf zeigen

Alexandra Vettori

- Wenn alles gut geht, kann der Landkreis Freising im Frühsommer mit einem neuen Museum aufwarten - dem Bronzezeitmuseum in Kranzberg. Vor wenigen Tagen haben die Kranzberger Bürgermeister sowie Heimatforscher Manfred Moosauer und sein Team die Pläne im Bürgerzentrum auf dem Pantaleonsberg vorgestellt. Über 40 Interessierte kamen. Ein verstaubtes Landmuseum wird das Bronzezeitmuseum jedenfalls nicht, so viel steht fest. Viel Multimedia, viele Exponate zum Anfassen, Anschaulichkeit und sinnliches Erleben ist die Devise.

Eigentlich ist der Ausstellungsraum im Obergeschoss des Kranzberger Bürgerzentrums schon fast fertig. Ein paar Umbauten noch, dann können die Multimediaapparate eingebaut werden. Schon jetzt melden sich fast wöchentlich Besuchergruppen an, "sogar aus Australien war schon jemand da", berichtete Kranzbergs zweiter Bürgermeister Alfons Berger. Wunder ist das keines, steht doch im Zentrum der Sammlung die geheimnisvolle Keltenstadt auf einem Hügel bei Bernstorf. Dass um die Bedeutung der Siedlung, die auf 1360 vor Christus datiert wird, ein Streit unter den regionalen Archäologen entbrannt ist, tut dem Interesse keinen Abbruch.

Egal, ob Bernstorf in der mittleren Bronzezeit von untergeordneter Bedeutung war, wie Erwin Neumair, Vorsitzender des Archäologischen Vereins Freising, vermutet, oder es eine "Metropole" war, wie der Haimhauser Hobbyarchäologe Manfred Moosauer überzeugt ist, es handelt sich um die größte bekannte bronzezeitliche Siedlung nördlich der Alpen. Nicht umsonst stehen das Landesamt für Denkmalschutz und das bayerische Wissenschaftsministerium hinter dem Kranzberger Museum, Minister Heubisch hat sogar schon sein Kommen zur Eröffnung zugesagt.

Auch Manfred Moosauer machte bei der Infoveranstaltung Druck: "Wir müssen starten, schon wegen der Spendengelder, die ích seit Jahren sammle." Es sei den vielen Spendern, darunter umliegende Gemeinden, den Landkreisen Freising und Dachau, Firmen und Sparkassen nicht länger vermittelbar, warum das Museum nicht endlich Wirklichkeit werde. Auch Martin Schaich, Mitarbeiter der Firma Arctron D 3, und für Fachplanung und Einbau der Museumsausstattung zuständig, bestätigte: "In sechs Monaten ist das realisierbar." Mit im Planungsteam ist auch Rupert Gebhard, Professor für Vor- und Frühgeschichte und Leiter der Archäologischen Staatssammlung, der auch die Museen in Landau und Manching konzipiert hat.

Was man bisher in der Keltenstadt gefunden hat, ist in der Tat bemerkenswert. Sagen von einer versunkenen Stadt im Ampertal hat es schon immer gegeben, und schon 1848 behauptete der damalige Kranzberger Pfarrer Grassinger, bei Bernstorf läge eine versunkene Stadt. 1904 entdeckte der Heimatforscher Josef Wenzl Reste einer Wallanlage. 1992 fanden auf dem knapp 15 Hektar großen Gelände Grabungen statt, da war die Hälfte der Anlage jedoch durch Kiesabbau schon zerstört. Immerhin wurde deutlich, dass einst ein mächtiger Wall aus Holz und Steinen samt Spitzgraben die Anlage umgab, der von einem Feuer zerstört wurde. Der Höhepunkt der Grabungen stand aber 1998 an, als Manfred Moosauer und Traudl Bachmeier Goldschmuck und Bernsteinstücke fanden. Unter den Bernsteinbrocken war auch ein sorgsam geschnitzter lächelnder Männerkopf, der nun das Logo für das Bronzezeitmuseum wird.

Die Bedeutung der Anlage in Bernstorf leitet Moosauer auch aus der Beschaffenheit des Goldes ab: Es handelt sich um reines Gold, das es in der Bronzezeit nur in Ägypten so gab. Außerdem haben Laboruntersuchungen an dem Kronendiadem Reste von Weihrauch gefunden. Auf einem Bernsteinstück sind außerdem Reste einer minoischen Schrift. All das wird im neuen Museum zu sehen sein, im Original, bis auf den Goldschmuck. Der kommt aus Sicherheitsgründen nur als Duplikat auf den Pantaleonsberg.

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