Sozialstation Neufahrn:"Da gehöre ich hin"

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Für die 22-jährige Melanie Heinig aus Mintraching stand schnell fest: Eine Banklehre ist nichts für sie. Jetzt wird sie Altenpflegerin. (Foto: Marco Einfeldt)

Die 22-jährige Melanie hat sich für eine Ausbildung zur Altenpflegerin entschieden

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Das hat es in der Sozialstation seit vielen Jahren nicht mehr gegeben: Mit der 22-jährigen Melanie Heinig aus Mintraching hat die Einrichtung seit kurzem eine junge Auszubildende. Anders als viele Kollegen hat sie sich nicht erst als Seiteneinsteigerin auf dem zweiten Bildungsweg, sondern fast direkt nach der Schule für den Beruf der Altenpflegerin entschieden. Jetzt fährt sie schon täglich eine eigene kleine Tour zu Patienten der ambulanten Tagespflege. Mit Rat und bei Bedarf auch mit Tat steht ihr dabei der stellvertretende Pflegedienstleiter Richard Breininger zur Verfügung, und auch sonst tritt Melanie Heigl gewissermaßen in seine Fußstapfen: Breininger war vor Jahren selbst einmal Azubi in der Sozialstation Neufahrn, in der er zuvor "Zivi" gewesen war.

Melanie Heigl war über das Freiwillige Soziale Jahr zu der Einrichtung gestoßen. Nach der Mittleren Reife hatte sie schnell gemerkt, dass die begonnene Banklehre "für mich nicht das Richtige ist", und dass sie "lieber was für Menschen tun" möchte. In der Sozialstation hat es ihr dann gleich gefallen. Deswegen entschloss sie sich auch zu einer dreijährigen Ausbildung als Altenpflegerin - zunächst in einem Altenheim. "Aber das Ambulante liegt mir besser - da gehöre ich hin", stellte sie fest und kehrte nach einem Jahr zurück in die Sozialstation Tatsächlich scheint sie hier genau am richtigen Platz zu sein. "Sie macht ihre Sache sehr gut", lobt Breininger, "sie ist wirklich sehr engagiert und gewissenhaft." Da kann Sozialstations-Leiterin Hannelore Rhode nur zustimmen: In der ambulanten Pflege müsse man schon "gut gefestigt" sein, schließlich sei man beim Betreten einer fremden Wohnung erst einmal auf sich allein gestellt und wisse nie genau, was einen erwarte. Stephanie Heinig meistere das alle sehr gut, und "wir setzen alles dran, dass sie auch nach der Ausbildung bleibt."

Stephanie Heinig ist jedenfalls überzeugt, dass sie sich richtig entschieden hat. Sie schwärmt von ihrer Arbeit und schätzt dabei nicht zuletzt die Abwechslung. Auf ihrer Tour besucht sie Patienten, die vor allem Hilfe bei der Körperpflege und sozialen Betreuung brauchen. Sie hilft ihnen beim An- und Ausziehen, beim Duschen und beim Zähneputzen und nimmt sich auch Zeit, um mit den Leuten zu reden. Mit der Zeit wird sie noch mehr Verantwortung übernehmen - immer so viel, wie es ihr jeweiliger Ausbildungsstand zulässt. Regelmäßig ist sie auch zusammen mit Richard Breininger auf Tour. Er bereitet sie dabei auf künftige Anforderungen - etwa Verbandwechseln und Spritzen geben - vor.

Dazwischen steht immer wieder dreiwöchiger Blockunterricht in der Altenpflegeschule Erding auf dem Stundenplan. Dabei geht es nicht nur um medizinische, sondern auch um psychologische Fähigkeiten. Denn während bei der Krankenpflege das Heilen im Vordergrund steht, geht es bei der Altenpflege meist eher um die Begleitung der Patienten - oft bis zum Tod.

In der Sozialstation selbst auszubilden, "zeigt auch unsere Wertschätzung für den Beruf der Altenpflege", hofft Hannelore Rhode. Der Fachkräftemangel gehört zu ihren großen Sorgen. Zuletzt mussten sogar schon Patienten abgewiesen werden, weil trotz der mehr als 50 Mitarbeiter mit unterschiedlichen Arbeitszeit-Modellen gerade nicht genug Personal zur Verfügung stand. Deshalb würde sich Rhode speziell zusätzliche 450-Euro- Kräfte wünschen, die als Springer eingesetzt werden können - etwa in der Urlaubszeit. Auch für das Ausfahren von "Essen auf Rädern" könnte die Sozialstation tageweise Mitarbeiter.

© SZ vom 30.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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