Sorge um die Einsatzfähigkeit der Feuerwehren :Gut gemeint, aber kaum hilfreich

Der Ministerrat hat die Altersgrenze für Aktive in der Feuerwehr auf 65 Jahre angehoben. Auer Kommandanten sehen darin nicht die Lösung des Problems, dass tagsüber zu wenig Einsatzkräfte in den Ortschaften zur Verfügung stehen

Von Katharina Aurich, Au

Die Feuerwehrkommandanten in der Marktgemeinde Au bewerten die Anhebung des Höchstalters für den aktiven Feuerwehrdienst von 63 auf 65 Jahre unterschiedlich. Da immer weniger Feuerwehrleute insbesondere tagsüber bei einem Einsatz auf den Dörfern zur Verfügung stehen, hatte der bayerische Ministerrat im September beschlossen, die Altersgrenze um zwei Jahre anzuheben. In der Marktgemeinde gibt es acht Ortsfeuerwehren.

Christian Holzmann, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Au, der hauptberuflich bei der Flughafenfeuerwehr beschäftigt ist, hat grundsätzlich nichts gegen die Anhebung, aber mit zunehmendem Alter lasse die Fitness natürlich nach, gibt er zu bedenken. Außerdem besuchten die älteren Kameraden seltener Lehrgänge, um sich fortzubilden. Für den Atemschutz würden meist nur Feuerwehrleute bis 45 Jahre eingesetzt, da diese Aufgabe körperlich extrem anstrengend sei, sagt Holzmann. Die Atemschutzträger müssten sich von ihrem 50. Geburtstag an jedes Jahr ärztlich untersuchen lassen und würden darauf hingewiesen, wenn sie diese Einsätze nicht mehr machen sollten. Er werde natürlich bei der Einsatzplanung darauf achten, die Älteren nicht zu überfordern, betont Holzmann.

Hans Hillebrand, Vorsitzender der Feuerwehr Günzenhausen, hält nicht viel von der Altersanhebung, denn ein Feuerwehrmann müsse sich ja ständig fortbilden, diese Motivation lasse aber mit zunehmendem Alter nach, so dass Ältere eher für die Straßenabsperrung eingesetzt würden und nicht für die schwierigen Aufgaben zum Beispiel beim Löschen von Bränden. Es könne nicht am Alter fest gemacht werden, wie einsatzfähig jemand sei, findet dagegen Kommandant Gerhard Thalhammer aus Reichertshausen. Er befürworte aber auf alle Fälle, die Altersgrenze bis 65 anzuheben, denn tagsüber seien immer weniger Feuerwehrleute einsatzbereit.

Nicht nur die Älteren, sondern auch Jugendliche von zwölf Jahren an dürfen bei der Feuerwehr mitmachen, so der Beschluss des Ministerrats. Bei der Auer Feuerwehr mache man mit den Jüngeren bereits seit 15 Jahren gute Erfahrungen, berichtet der Kommandant. Natürlich gebe es eine altersgerechte Ausbildung und es gehe eher um den Spaß an der Sache. Die Jugendlichen lernten den Löschwasseraufbau, Fahrzeugkunde und machten Wissenstests.

Von 16 Jahren an dürften sie dann an Einsätzen teilnehmen, allerdings achteten die Kommandanten darauf, sie nicht zu überfordern. Bei Verkehrsunfällen, wenn etwa Verletzte aus Fahrzeugen befreit werden müssten, hätten die Jungen nichts zu suchen. Für diese Einsätze müsse man mindestens 18 Jahre alt sein, sagt Holzmann. Trotz dieser Angebote und der Gemeinschaft kämen jedoch nicht genug Jugendliche zur Feuerwehr, um die Einsatzkraft in Zukunft aufrecht zu erhalten, bedauert der Kommandant.

Grundsätzlich lösten die Altersanhebung und die Gewinnung junger Jugendlicher nicht das Problem, dass es zu wenig Feuerwehrleute gebe. Die Tagesalarmstärke sei überall ganz schlecht, sagen die Kommandanten aller Wehren im Markt Au. Heutzutage seien die Menschen viel mehr beruflich beansprucht als früher, da habe kaum noch einer Zeit, abends für einen Feuerwehreinsatz zu lernen oder zu trainieren. Früher gab es auf den Dörfern nur die Feuerwehr, um sich mit Gleichaltrigen zu treffen, heute hätten die Jugendlichen eine Vielzahl an Angeboten, ihre Freizeit zu verbringen, schildert Kommandant Michael Ehrenstraßer aus Osterwaal. Er glaube nicht, dass sich daran durch die Änderung der Altersgrenzen etwas ändere.

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