Showdown vor der Stichwahl:Der kleine Unterschied

Beim SZ-Forum im Lindenkeller müssen die beiden Oberbürgermeisterkandidaten Tobias Eschenbacher und Sebastian Habermeyer noch einmal Stellung beziehen -und sie erzählen, wie sich sich ihren ersten Arbeitstag als OB vorstellen.

Petra Schnirch

Fünf Bewerber hat der Wähler bereits aussortiert, diesmal hatten Tobias Eschenbacher (FSM) und Sebastian Habermeyer (Grüne) etwas mehr Zeit als die üblichen "37 Sekunden" der bisherigen Podiumsrunden im Freisinger OB-Wahlkampf. Beim SZ-Forum stellten sie sich am Dienstagabend noch einmal einem großen Publikum. Etwa 500 Freisinger waren in den Lindenkeller gekommen. Und wieder einmal wurde deutlich: Die Unterschiede liegen in vielen Punkten eher im Detail, auch was den Kampf gegen eine dritte Startbahn betrifft. "Plan B", so versicherten beide, haben sie keinen in der Tasche, sollten die Ausbaugegner vor Gericht unterliegen.

Solange nicht feststehe, wie die Flugrouten verlaufen, "stochern wir im Nebel", sagte Habermeyer. Solange könne man auch nichts zu den Auswirkungen des Großprojekts auf den Städtebau in Freising sagen. Klar sei aber, dass "Zigtausende" betroffen sein werden - nicht nur in Attaching. Ebenso wie Eschenbacher lehnte er Verhandlungen mit der FMG vor einer gerichtlichen Entscheidung kategorisch ab. "Das wäre, wie wenn man in Gehaltsverhandlungen geht, 45 000 Euro fordert und sagt, für 35 000 mache ich es auch", sagte Eschenbacher. Damit schwäche man seine Verhandlungsposition. Beide Kandidaten versprachen, die Bürgerinitiativen zu unterstützen und ihnen Infrastruktur zur Verfügung zu stellen.

Doch wo unterscheiden sich die beiden? Eschenbacher widersprach, dass er Konflikten, wie im Wahlkampf vom politischen Gegner behauptet, aus dem Weg gehe. Vielmehr trenne er die menschliche von der sachlichen Ebene: Wenn ein Mitarbeiter frustriert sei, "muss man nicht unbedingt streiten". Habermeyer führte sein Image des Polterers darauf zurück, "zu viel und zu oft seine Meinung gesagt" zu haben - und schob nach, dass man im Stadtrat nicht alles abnicken müsse. Als Beispiel nannte er die Straßenausbaubeitragssatzung, durch die mancher "an den Rand des Ruins" getrieben werde. Hier gelte es, Wege zu finden.

Eines der zentralen Themen der Freisinger Mitte ist die Transparenz. Eschenbacher macht sich für einen "Bürgerhaushalt" stark. Ziel sei es, den Etat so verständlich zu gestalten, "dass ihn jeder versteht", ohne alle Ziffern mühsam durchackern zu müssen. Auch müsse der Haushalt von den Bürgern bewertet werden können. So fließe womöglich die eine oder andere Idee ein, auf die der Stadtrat selbst nicht komme. Auch die neuen Medien will Eschenbacher stärker nutzen, "um die Arbeit, die wir machen, nach außen zu tragen". Außerdem hält er mehr Bürgerversammlungen, auch in den Stadtteilen, für notwendig. Habermeyer wiederum will den Bürger befragen, um ein Ranking der zehn wichtigsten Investitionen als Leitfaden zu erhalten. Damit sei die finanziell klamme Stadt dann "in den nächsten Jahren gut beschäftigt". Auch er will die Bürger-Information ausbauen, Sitzungsprotokolle ins Internet stellen und den Stadtrat auch mal in einem anderen Umfeld tagen lassen, etwa in Weihenstephan. Eines der großen Ziele Habermeyers ist es, eine Stadt zu schaffen, "in der die Fortbewegung zeitgemäß ist", mit einem Zehn-Minuten-Takt bei den Bussen, einer Förderung der Elektromobilität und guten Radverbindungen.

Unterschiedlich wollen die beiden Kandidaten die Schuldentilgung angehen. Eschenbacher will sich mehr Zeit lassen, auch um Geld in die Wirtschaftsförderung zu stecken. Im Übrigen sei das Innenstadtkonzept, auf das sich der Stadtrat verständigt habe, ein Mittel, um den Standort zu fördern. Moderne Hightech-Firmen will der Grünen-Kandidat anwerben - und den Wissenschaftsstandort Weihenstephan als Aushängeschild vermarkten.

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