Senioren am Steuer:Weniger reaktionsschnell, aber erfahren

Immer mehr ältere Menschen sind in Unfälle verwickelt - junge Erwachsene aber verunglücken öfter

Johanna Danhauser

Von Johanna Danhauser

Ihr Anteil an der Bevölkerung wächst ständig, gleichzeitig genießen mehr und mehr Senioren die Freiheiten der Mobilität. Problematisch dabei ist, dass die Leistungsfähigkeit der Autofahrer mit zunehmendem Alter häufig sinkt. Um den Risiken altersbedingter Einschränkungen frühzeitig entgegenzuwirken, diskutierten Politiker schon seit einigen Jahren über verpflichtende Führerscheinüberprüfungen für Autofahrer ab 65 Jahren, schildert Josef Deml von der Polizeiinspektion Freising. Diese würden Senioren dazu verpflichten, sich Gesundheitschecks zu unterziehen, die dann Auskunft über mögliche psychische oder physische Defizite und die Eignung zum Autofahren gäben. Denn oft sind den Senioren ihre Handicaps nicht bewusst.

Rechnet man die Vorfälle auf den Autobahnen nicht mit, haben sich im vergangenen Jahr auf den Straßen im Stadtgebiet und im Landkreis Freising insgesamt 255 Unfälle mit Beteiligung von Senioren ereignet, in 149 Fällen weist sie die Polizeistatistik als Verursacher aus. Dabei wurden insgesamt 156 Personen verletzt, ein Mensch wurde getötet. Im Vergleich zum Jahr 2002, in dem173 Verkehrsunfälle mit Seniorenbeteiligung gezählt wurden, ist die Zahl stetig gestiegen. Auffällig ist auch, dass 25 Prozent der Geisterfahrer in der Region 65 oder älter und "mit dem heutigen Verkehrsgeschehen überfordert sind", bilanziert Nikolaus Bischof von der Verkehrsinspektion Freising, die für die Autobahnen zuständig ist.

Hör- und Sehfähigkeit verschlechtern sich im Alter grundsätzlich, die Reaktionsfähigkeit verlangsamt sich, Krankheiten und Medikamenteneinnahme können die Wahrnehmung ebenfalls beeinträchtigen. Hinzu kommt, dass die voranschreitende Technik und immer komplexer werdende Verkehrsabläufe ältere Verkehrsteilnehmer überfordern können. Nikolaus Bischof gibt aber auch zu bedenken, dass viele ältere Fahrzeugführer körperliche Einschränkungen häufig durch eine gediegenere Fahrweise ausgleichen. Durch ein ruhigeres und stressfreieres Fahren entstünden viele Gefahren beim Autofahren erst gar nicht. Außerdem könnten Senioren häufig auf eine lange Fahrpraxis zurückblicken, die altersbedingte Leistungseinbußen zum Teil wett mache.

Auf diese Argumente stützt auch der Automobilclub ADAC sein ausdrückliches Nein zur verpflichtenden Fahrtauglichkeitsuntersuchung für Senioren. Der Automobilclub verspricht sich davon keine Verbesserung der Verkehrssicherheit, da die Gesundheitschecks allenfalls eine "Momentaufnahme" des Gesundheitszustandes der betroffenen Person seien, der sich innerhalb kürzester Zeit auch wieder ändern könne, der überdies einen erhöhten bürokratischen Aufwand bedeute. Darüber hinaus machten die Senioren mit 13 Prozent der Unfallverursacher einen wesentlich kleineren Anteil aus als andere Altersgruppen.

Dies belegt auch die Unfallstatistik für den Landkreis Freising, aus der hervorgeht, dass junge Erwachsene mit 462 Personen fast doppelt so häufig in Unfälle verwickelt waren wie Autofahrer im Rentenalter.

In der Erfassung der Unfälle durch die Freisinger Polizei, die durch Senioren zustande gekommen sind, fällt auf, dass vor allem Fehler beim Beachten der Vorfahrtsregelung, beim Abbiegen und Wenden und dem Nichteinhalten des Sicherheitsabstands zu Unfällen geführt hatten, nicht aber eine psychische Einschränkung der Fahrer.

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