Seit so viele Fotografen kommen:Ein Laden mit sauberen Fenstern

Organisationen und Parteien beraten, wie sie gegen den "Revolution Store" in Au vorgehen können

Peter Becker

"Kühlen Kopf bewahren und nichts überstürzen." So beschreibt Bürgermeister Karl Ecker die weitere Vorgehensweise im Umgang mit dem Laden, der seit einigen Monaten in Au Kleidung anbietet, die unter Neonazis beliebt ist. Das ist die Quintessenz aus einem Treffen der Bürgerinitiative Au. Ecker sucht nun den Kontakt zu dem Vermieter der Immobilie, in der sich der Laden befindet. In den kommenden Wochen finden dann Informationsveranstaltungen für Jugendliche und Erwachsene in der Marktgemeinde statt.

Das Treffen, an dem auch Mitglieder des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), des SPD-Kreisverbands, der Organisation "Freising ist bunt" und Mitglieder eines Bündnisses gegen Rechts aus Landshut teilgenommen hatten, verlief in ruhiger, gelassener Atmosphäre. Fast ein wenig aus der Rolle fiel da nach Ansicht von Klaus Stuhlreiter vom Ortsverband der Grünen in Au die Bemerkung, man solle doch die Marke Thor Steinar einfach verbieten. Dann sei eine Handhabe geschaffen, das Geschäft an der Oberen Hauptstraße rasch schließen zu können. Im "Revolution Store" gibt es bekanntlich Kleidung zu kaufen, die mit der Neonazi-Szene in Verbindung gebracht wird.

Die Aktionen, so lautet der Tenor der Veranstaltung, richten sich nicht gegen den Betreiber, sondern ausschließlich gegen den Laden selbst. Diesen möchten die Auer nicht in ihrem Ort haben. Ludwig Würfl, Vorsitzender des Moosburger DGB-Ortsverbands, bezweifelt aber, dass der Vermieter der Immobilie so leicht aus dem Vertrag aussteigen kann. Das ist wohl nur dann der Fall, wenn der Mieter des Geschäfts seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommt.

Die Teilnehmer aus Landshut erinnerten an das Jahr 2006, als der Neonazi Martin Wiese in die niederbayerische Stadt zog. Damals, sagten sie, hätten die Hakenkreuzschmierereien in augenfälliger Weise zugenommen. Der Ladenbesitzer verfolge ja eine gewisse Absicht, mutmaßten die Teilnehmer an der Diskussionsrunde. Umso wichtiger sei es, dass so viele Bürger wie möglich die Resolution unterzeichnen, die der Gemeinderat am Dienstagabend verabschiedet hat. Diese, sagte Stuhlreiter, sei ein Statement, mit dem sich die Marktgemeinde klar gegen rechtes Gedankengut positioniere. Die Delegation aus Landshut und auch SPD-Kreisgeschäftsführer Martin Grill boten ihre Hilfe an, fall es in der Marktgemeinde Au noch Beratungsbedarf gebe.

Stuhlreiter und andere Teilnehmer aus der Diskussionsrunde fanden, dass es schon ein seltsamer Zufall sei, dass der Laden eröffnet wurde, nachdem einen Monat zuvor die ersten Asylbewerber in Au eingetroffen seien. Der Auer Ortsvorsitzende der Grünen vermutet, dass der Betreiber einfach "Präsenz zeigen und eine Keimzelle bilden will". Vielleicht soll sich da so etwas wie eine Anlaufstelle für Rechtsextreme in der Region bilden. Denn mit dem Verkauf von den T-Shirts könne der Mann bestimmt kein Vermögen verdienen. Das könne er billiger haben. "Da braucht er einfach nur ein Lager in seinem Keller einrichten", meint Stuhlreiter, und seine Ware über das Internet anbieten. Dann spare er sich die Ladenmiete. Der Platz neben der Gemeindebücherei sei jedenfalls nicht schlecht gewählt, sagt Stuhlreiter. Da könne er vielleicht Jugendliche ansprechen, die dort Bücher ausleihen.

Stuhlreiter selbst ist das Geschäft bereits aufgefallen, bevor der Bayerische Rundfunk in einem Mittagsmagazin darüber berichtete. In der Auslage habe er T-Shirts mit Totenköpfen darauf gesehen. "Ich habe zuerst gedacht, das ist ein Gothic-Laden", schildert er seinen ersten Eindruck. Weil er selbst aber nur einfarbige T-Shirts trage, habe er sich nicht weiter dafür interessiert.

Dass der Ladenbesitzer da Labels verkaufe, die im Zusammenhang mit Rechtsextremismus stehen, der Gedanke sei ihm nicht gekommen. Zumindest, sagt Stuhlreiter, sei ihm der Name Thor Steinar ein Begriff. Gerade noch rechtzeitig sei der Laden entdeckt worden, sagt Stuhlreiter. Dass niemand auf das Label aufmerksam geworden sei, findet er in gewisser Weise gut. Das sei ein Beweis dafür, dass Rechtsextremismus in der Hallertau bislang eigentlich kein Thema gewesen sei. In gewisse Weise ist seiner Meinung nach die aktuelle Berichterstattung sogar kostenlose Werbung für den Laden. Manche Auer haben beobachtet, dass der "Revolution Store" jetzt stets saubere Fenster habe, seit dort ständig fotografiert werde. Das sei vorher nicht der Fall gewesen.

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