Second-Hand-Ware :Brautkleider aus zweiter Hand

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Verkaufen und beraten: (von links) Lena Cabrera, Andreas Wagner, Maria Lell und Leon Eckert von "Kleider machen Bräute". (Foto: Jasmin Neidhart/OH)

Vier junge Leute entwickeln eine neue Geschäftsidee, ihr Online-Shop geht demnächst an den Start. Einer der Firmengründer ist der Echinger Student und Grünen-Gemeinderat Leon Eckert

Von Alexandra Vettori, Eching

Wenn zwei sich das Ja-Wort geben, bleibt nichts dem Zufall überlassen, das Fest wird monatelang geplant und optimiert. Zentraler Bestandteil ist die Auswahl des Brautkleides, für das nicht selten Tausende Euro bezahlt werden - bevor der weiße Traum meist auf Nimmerwiedersehen im Schrank verschwindet. Damit zumindest hier Geld gespart und der Idee der Nachhaltigkeit auch in emotionalen Ausnahmezuständen ein wenig Tribut gezollt werden kann, haben vier junge Leute eine neue Geschäftsidee entwickelt: einen Online-Brautshop, der Titel: "Kleider machen Bräute".

Leon Eckert, Gemeinderat der Grünen in Eching, ist einer der Firmengründer. Den Namen, betont der 22-Jährige, gebe es länger als das gleichnamige Buch. Die Idee hatten er und Andreas Wagner, ein Kollege aus der Grünen Jugend, der wie Eckert Betriebswirtschaft studiert. Anfangs hatten sie gebrauchte Musikinstrumente in Sinn, weil die beiden dann aber viel von den Hochzeitsvorbereitungen einer Kommilitonin mitbekamen und die Mutter von Andreas Wagner in Nürnberg früher ein Geschäft für Hochzeitsmode betrieb, seien sie auf Brautkleider gekommen. "Beide Produkte sind eigen und passen nicht zu jedem", sagt Eckert. Der Bedarf sei sicher da, denn neue Markenkleider beginnen preislich bei 1200 Euro. "Bei uns zahlt man die Hälfte, der Schwerpunkt liegt im Segment zwischen 500 und 1000 Euro", so Eckert, obwohl ausschließlich Markenware angeboten werde.

Irgendwann war das Team komplett, neben Wagner und Eckert machen noch Lena Cabrera, die als Studentin der Wirtschaftsinformatik die Webentwicklung für "Kleider machen Bräute" übernahm, sowie Maria Lell mit, die für Wareneinkauf und die Logistik zuständig ist. Zu Beginn machten die vier Werbung auf Facebook, 20 Leute meldeten sich. Inzwischen steht die Homepage, Kundinnen können ihre gebrauchten Kleider an die Firma schicken. Das Lager, eine Riesenhalle bei Nürnberg, ist schon gut gefüllt, säuberlich verhüllt hängen die Roben dort. Selbstverständlich wird alles penibel kontrolliert, um Flecken oder abgerissene Säume auszuschließen.

Anfang Dezember wird der Verkauf starten, es gibt nicht nur Brautkleider, sondern auch ein Service-rundum-Paket. Das beginnt schon bei der Auswahl im Online-Shop: Es gibt 360-Grad-Fotos der Kleider, "dazu wird alles vermessen, weil die Größen oft nicht stimmen", so Leon Eckert. Drei Kleider kann man bestellen, daheim probieren und wieder zurück schicken, das gibt es bei Second-Hand-Ware normalerweise nicht. Als zusätzlichen Service kann man auch eine Video-Beratung buchen. Sind Änderungen nötig, bietet "Kleider machen Bräute" einen Schneider-Service. Dazu unterhält die Firma Kooperationen in ganz Deutschland, in der ersten Stufe sind diese nicht mehr als 50 Kilometer von jeder größeren Stadt entfernt, später sollen es 25 Kilometer sein. Die Kundinnen erhalten in den Schneidereien Rabatte und die Garantie, rechtzeitig an die Reihe zu kommen.

Seit August haben die vier Gründer von "Kleider machen Bräute" all ihre Zeit in die Vorbereitungen gesteckt, jetzt hat die Uni wieder begonnen, das Geschäft muss nebenbei laufen. Bisher, versichert Eckert, habe alles viel Spaß gemacht und sie hätten schon viel gelernt. Er selbst gehe schon mit Mode-Fachausdrücken wie "A-Linie" oder "Tattoo-Spitze" um und er weiß, "jedes Brautkleid hat seine Geschichte." Die bekommen die vier nämlich zu den Roben geliefert, etwa von einem Paar, das sich zwei Wochen vor der Hochzeit getrennt hat, oder von der Braut, deren Bräutigam die Hochzeit fast absagen wollte, weil sie schon drei Kleider gekauft hatte und noch immer nicht zufrieden war.

Der Business-Plan für die nächsten Jahre steht natürlich auch: Im ersten Jahr wird der Online-Shop ins Laufen gebracht, das zweite wird das Stabilisierungsjahr und im dritten wollen die vier auch Österreich und die Schweiz bedienen. Wer sich das Angebot ansehen möchte, kann dies unter www.kleider-machen-braeute.de tun. Die Fotos, erzählt Eckert, habe man extra mit einer Hochzeitsfotografin auf einem Schloss gemacht, "das war auch sehr lustig."

© SZ vom 18.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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